Zahlungsverkehr

Chipmangel hält an

Die Halbleiterkrise hält nach Überzeugung von Giesecke + Devrient noch wesentlich länger an. Fortschritte macht der Test Ghanas mit digitalem Zentralbankgeld. Im Jahr 2021 erreichte G+D einen Rekordgewinn.

Chipmangel hält an

mic München

Giesecke + Devrient (G+D) erwartet anhaltende Belastungen infolge des Mangels an Halbleitern. „Die Chipkrise ist nicht überwunden“, sagte der Geschäftsführungs-Vorsitzende Ralf Wintergerst in der Online-Bilanzpressekonferenz. Er sehe Effekte im Jahr 2023 und gegebenenfalls auch in das Jahr 2024 hinein. Neue Anwendungen führten zu einer dauerhaft hohen Nachfrage, begründete Wintergerst seine Prognose.

Im vergangenen Geschäftsjahr wäre ohne die Engpässe ein Umsatzwachstum von 4 bis 6% möglich gewesen, sagte Wintergerst. Letztlich wurde ein Plus von 3% auf 2,4 Mrd. Euro erreicht. G+D habe aber in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres alle Lieferverpflichtungen erfüllt, betonte der Firmenchef. Preiserhöhungen für die Chips hätten an die Kunden weitergeleitet werden können.

Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Allerdings werde der operative Gewinn (Ebit) sinken, heißt es im Geschäftsbericht. Einerseits solle der Aufwand für F&E und für strategische Initiativen steigen, andererseits werde G+D das teilweise Wegfallen pandemiebedingter Sondereffekte nicht vollständig kompensieren können. Der Chipmangel sowie die angespannte Situation im Logistiksektor würden zudem das Konzernergebnis noch stärker als im Jahr 2021 beeinflussen. Der Auftragsbestand betrug Ende Dezember 1,4 Mrd. Euro, dies entspricht einer rechnerischen Auftragsreichweite von 7,2 Monaten. Zwölf Monate zuvor sind es 8,2 Monate gewesen. Wintergerst zeigte sich tief betroffen über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Er liege wie ein Schatten über der Gesellschaft: „Es zeigt wieder einmal, wie nutzlos Kriege für die Menschheit sind.“

Giesecke+Devrient als Unternehmen sei von dem Krieg nicht materiell getroffen, da im Jahr 2021 weniger als 1% des Konzernumsatzes in der Region hätte erwirtschaftet werden sollen. Neue Lieferungen habe das Unternehmen bis auf weiteres ausgesetzt. G+D habe in Russland zwei Gesellschaften mit 90 Mitarbeitern, Standorte seien Moskau und St. Petersburg.

Wintergerst erwartet in diesem Jahr erste nennenswerte Umsätze aus einem Projekt mit der Zentralbank Ghanas zur Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung. Aktuell werde die G+D-Lösung – das Geschäft ist in der Tochter Advance52 gebündelt – großflächig getestet. Ghana habe Angst, dass die großen IT-Konzerne mit ihren Stablecoins die nationalen Währungen aushöhlten, begründete Wintergerst das Interesse Ghanas. Außerdem könne in dem Land nicht überall mit Bargeld oder Karte gezahlt werden. Da alle Menschen ein Handy hätten, könne ihnen ein digitales Zentralbankgeld helfen, ohne Konto Zugang zur digitalen Welt zu bekommen.

Wintergerst wollte keine weiteren Länder nennen, die G+D-Lösungen für digitales Zentralbankgeld testen. Die steigende Bedeutung sehe man aber in den Projekten, in die G+D involviert sei. China habe bei digitalen Währungen mit Abstand die Nase vorn. Der G+D-Chef ließ erkennen, dass Europa aus seiner Sicht mehr Tempo vorlegen müsste.

Mit dem Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres zeigte sich Wintergerst sehr zufrieden: „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir bei Giesecke + Devrient das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht haben.“ Erstmals sei mit 305 Mill. Euro die Ebitda-Marke von 300 Mill. Euro geknackt worden. Finanzvorstand Peter Zattler strich heraus, dass das Ebit mit 166 Mill. Euro ein Rekordniveau erreicht habe. Die Nettoliquidität sei mit 226 Mill. Euro hoch: „Das ist eine sehr gute Finanzsituation für uns.“

Giesecke & Devrient
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz23772313
F&E-Aufwand118101
Ebit166131
Ergebnis vor Steuern151113
Nettoergebnis8543
Freier Cashflow979
Eigenkapitalquote (%)24,818,1
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