Chipmangel treibt Kyocera zu frischem Ehrgeiz
Der japanische Elektronikriese Kyocera reagiert auf den weltweiten Halbleitermangel mit einer Investitionsoffensive. Im neuen Geschäftsjahr, das am 1. April begann, plant der Keramikspezialist aus Kyoto Ausgaben von 170 Mrd. Yen (1,3 Mrd. Euro) für neue Anlagen und Ausrüstungen vor allem in zwei japanischen Werken, eine Steigerung um 45% zum Vorjahr. Zugleich erhöht Kyocera das Budget für Forschung und Entwicklung um 19% auf 90 Mrd. Yen (682 Mill. Euro). In Summe entsprechen die Rekordinvestitionen 14% des für 2021 angestrebten Umsatzes von 1,73 Bill. Yen (13,1 Mrd. Euro), ein Sprung um ein Achtel auf ein neues Hoch. Das Betriebsergebnis soll um zwei Drittel auf 117 Mrd. Yen (886 Mill. Euro) klettern. In der Folge würde die operative Marge um die Hälfte auf 6,8% zulegen.
Die optimistische Prognose begründet Kyocera mit der starken Nachfrage nach Bauteilen für Smartphones, Server und Netzwerke. Der frische Ehrgeiz wird zusätzlich durch neue Wettbewerber aus China sowie den Vergleich mit den japanischen Elektronikgruppen Nidec und Murata geschürt, die in den letzten Jahren durch Zukäufe und neue Geschäftsfelder schneller wuchsen und Kyocera im Umsatz überholten. Das neue Einnahmenziel von 2 Bill. Yen (15,2 Mrd. Euro) werde man „binnen zwei bis drei Jahren“ erreichen, versprach Präsident Hideo Tanimoto.
Dafür stellt sich Kyocera neu auf und fasst ihre sechs Sparten in drei Gruppen zusammen – Kernkomponenten für die Auto-, Telekom-, Halbleiter- und Medizinindustrie, elektronische Bauteile vor allem von der US-Tochter AVX sowie Fertigprodukte wie Roboter, Bildschirme, Drucker und Mobiltelefone. Das größte Wachstum erwartet man bei den Kernkomponenten. Hier sollen die Entwickler auf neue Technologien setzen. Die wichtigsten Produkte sind sogenannte Pakete, die elektronische Bauteile sowohl verbinden als auch schützen. „Wir produzieren diese Pakete mit voller Kapazität bis zum Jahresende“, erklärte Präsident Tanimoto mit Blick auf die weltweiten Engpässe.
Bei elektronischen Bauteilen sollen Vertrieb und Produktion enger zusammenarbeiten. Für ihre Fertigprodukte will Kyocera durch die Kombination mit Software-Angeboten ein neues Geschäftsmodell entwickeln.