Klimatechnologie

Climeworks sammelt 650 Mill. Dollar ein

Das Schweizer Unternehmen Climeworks gilt als einer der Pioniere für die Entnahme von Kohlendioxid aus der Umgebungsluft. Auch der Weltklimarat hofft auf die Technologie. Jetzt hat die Firma aus Zürich die bislang größte Finanzierungsrunde in dem Sektor gestemmt.

Climeworks sammelt 650 Mill. Dollar ein

sp Berlin

Das Schweizer Klimatechnologieunternehmen Climeworks hat bei Investoren unter der Führung der Schweizer Partners Group und des Staatsfonds GIC aus Singapur 650 Mill. Dollar eingesammelt. Es ist die bisher größte Finanzierungsrunde für ein Unternehmen, das sich wie Climeworks auf die Gewinnung von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Umgebungsluft spezialisiert hat. Das 2009 als Spin-off der ETH Zürich gegründete Unternehmen gilt als einer der Pioniere für Direct Air Capture (DAC). Auf dieser und verwandten Technologien ruhen auch die Hoffnungen des Weltklimarates, der in seinem jüngsten Bericht neben der Reduktion von CO2-Emissionen einen verstärkten Fokus auf die Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre fordert, um den Klimawandel noch eindämmen zu können.

Noch passt die Größe der Anlagen von Climeworks nicht zur Dimension der Herausforderungen rund um den Klimawandel. Die größte Anlage, die das Unternehmen im Herbst in Island eröffnet hat, filtert derzeit etwa 4000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft. Das entspricht ungefähr den jährlichen Emissionen von 600 durchschnittlichen Europäern, wie Bloomberg vorrechnet. Mit der neuen Finanzspritze, an der sich unter anderen auch der Schweizer Rückversicherer Swiss Re beteiligt hat, will das Team um die Mitgründer und Co-CEOs Christoph Gebald und Jan Wurzbacher in den nächsten drei Jahren eine Anlage bauen, die es etwa auf 40000 Tonnen CO2 pro Jahr bringen soll. Island gilt wegen der vorteilhaften geologischen Gegebenheiten erneut als Favorit, weil Climeworks das aus der Luft gefilterte CO2 in den Boden presst. Aber auch Norwegen, der Oman und oder Nordamerika kommen laut Gebald in Frage. Ein weiterer wichtiger Standortfaktor ist die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien für das energieintensive Verfahren. Bis zum Jahr 2030 will Climeworks mit ihren Anlagen mehr als eine Million Tonnen Kohlendioxid aus der Luft filtern.

Konkurrenz baut in Texas

Der ebenfalls 2009 gestartete Konkurrent Carbon Engineering aus Kanada baut mit dem Ölkonzern Occidental Petroleum derzeit eine Anlage in Texas, die bereits ab 2024 bis zu 1 Million Tonnen CO2 aus der Umgebungsluft filtern soll. Die 2019 gegründete Verdox, ein Spin-off des Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat Anfang Februar bei den Risikokapitalgebern Lowercarbon Capital aus New York und Prelude Ventures aus San Francisco sowie der von Bill Gates gegründete Breakthrough Energy Ventures 80 Mill. Dollar für eine andere Technologie zur CO2-Entnahme aus der Luft eingesammelt (vgl. BZ vom 2. Februar).