Cloud-Geschäft von Oracle geht voran
kro Frankfurt
Der US-Softwareriese Oracle macht bei der Ausweitung seiner Cloud-Geschäfte sichtlich Fortschritte. Im abgelaufenen vierten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) legte der Umsatz in diesem vielbeachteten Segment um 19 % auf 2,9 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. Euro) zu, wie der SAP-Rivale aus dem texanischen Austin mitteilte. Im Infrastruktur-Cloud-Geschäft waren es sogar 36 %. Konzernchefin Safra Catz sieht darin Anzeichen für den Beginn einer „Hyper-Wachstumsphase“. Die Aktie legte am Dienstag vorbörslich um über 11 % zu und lag im frühen Handel noch 8% vorn.
Für das laufende erste Geschäftsquartal stellte die seit 2014 amtierende CEO ein nochmal kräftigeres Cloud-Wachstum von 25 % in Aussicht. Über das gesamte Jahr hinweg rechnet die ehemalige Investmentbankerin Catz zudem mit einem währungsbereinigten Plus von mehr als 30 %. Und mit den Cloud-Umsätzen von Cerner, dem gerade erst für gut 28 Mrd. Dollar zugekauften Spezialisten für Gesundheits-IT, könnten die Einnahmen nach den Worten von Catz im ersten Quartal insgesamt sogar um bis zu 47 % zulegen.
Lukrativer Gesundheitsmarkt
„Das Gesundheitswesen wird zweifellos unser größtes Geschäft“, sagte Mitgründer und Chairman Larry Ellison bei einer Telefonkonferenz zur Erläuterung der Quartalszahlen. Mit Cerner, der mit Abstand größten Übernahme in Oracles Firmengeschichte, will der Konzern im schnell wachsenden und gewinnträchtigen Cloud-Markt den bisherigen Platzhirschen Amazon, Microsoft und Google endlich Marktanteile abjagen. Noch immer gelten die Texaner hier als Nachzügler.
Gleichzeitig besteht gerade in der Gesundheitsindustrie beim Umstieg in die Cloud noch jede Menge Nachholbedarf. Der Marktforscher IDC schätzt, dass der Sektor bereits im kommenden Jahr knapp 16 Mrd. Dollar für IT-Infrastruktur und Anwendungen aus der Cloud aufwenden wird. Beobachter rechnen zudem damit, dass der zunehmende wirtschaftliche Gegenwind die Unternehmen noch schneller dazu verleiten könnte, sich der Cloud zuzuwenden. „Kunden sparen dadurch häufig Geld“, sagte Catz.
Der Markt ist entsprechend umkämpft − und IT-Gesundheitsdienstleister wie Cerner, die Software für die Verarbeitung von Patientendaten aus Arztpraxen, Krankenhäusern und Laboren anbieten, sind bei jenen, die mit ihren Rechenzentren die nötige Infrastruktur bereitstellen, begehrte Übernahmeziele. So galten neben Oracle auch Microsoft, Google und Salesforce als mögliche Interessenten für Cerner.
Nachdem die Texaner das Rennen machten und Anfang Juni von den Kartellbehörden grünes Licht für den Deal erhalten haben, rechnen sie nun mit einem positiven Effekt auf die Gewinne ab dem Geschäftsjahr 2023. Dabei soll Cerner laut früheren Ankündigungen eine komplett neue Sparte bei Oracle werden und als Unternehmen erhalten bleiben. Mit der Übernahme ist die Nettoverschuldung von Oracle allerdings von knapp 38 Mrd. Dollar im Vorjahr auf 54 Mrd. Dollar angestiegen.
Im ersten Geschäftsquartal dieses Jahres soll der bereinigte Gewinn je Aktie bei 1,04 bis 1,08 Dollar landen, der konzernweite Umsatz soll zudem um bis zu 19 % steigen. Der im vierten Geschäftsquartal erzielte Umsatz und Gewinn je Aktie übertraf die Schätzungen von Analysten.
Oracle | ||
Konzernzahlen nach GAAP | ||
4. Quartal | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Umsatz | 11 840 | 11 227 |
Betriebsausgaben | 7 337 | 6 686 |
Betriebsergebnis | 4 503 | 4 541 |
Operative Marge (%) | 38 | 40 |
Nettogewinn | 3 189 | 4 033 |
Gewinn je Aktie | 1,16 | 1,37 |
Börsen-Zeitung |