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Cloud-Zug von SAP rollt schneller

Nachdem SAP-Aktionäre vor einem Jahr aus allen Wolken gefallen waren, schweben sie nun angesichts guter Perspektiven im Cloud-Geschäft wieder auf Wolke Sieben

Cloud-Zug von SAP rollt schneller

hei Frankfurt

Ein Jahr nachdem SAP-Chef Christian Klein einer Beschleunigung des Cloud-Wachstums Vorrang vor einer kurzfristigen Verbesserung der Ertragskraft eingeräumt hatte, hält der Walldorfer Softwareriese Kurs. Der Umstieg der Kunden im Kerngeschäft mit Software für Unternehmensressourcenplanung (ERP) spiegelt sich sowohl in einem beschleunigten Anstieg der Einnahmen aus der Cloud-Variante des Flaggschiffprodukts S/4 Hana als auch insbesondere im Auftragseingang für diesen Bereich. So stiegen die Einnahmen des Segments in den Monaten Juli bis September um 46% auf 276 Mill. Euro. Im Vorquartal hatte das Plus noch 39% ausgemacht. Noch dynamischer entwickelt sich der Current Cloud Backlog für das Kerngeschäft, der die auf Sicht von zwölf Monaten erwarteten Er­löse spiegelt. Er kam 58% auf 1,28 Mrd. Euro voran nach 48% im zweiten Quartal. Den Anlegern reichte das nicht. Die SAP-Aktie gab mehr als 3% auf 119,96 Euro nach.

Klein sprach vor Journalisten von einem weiteren „hervorragenden Quartal“ für den Weltmarktführer bei ERP-Software. Das Erzrivale Oracel für sein Cloud-Geschäft insgesamt zuletzt ein stärkeres Wachstum meldete, ficht den SAP-CEO nicht an. Er rechnet in den kommenden Monaten mit einem weiteren deutlichen Schub und verwies auf die riesige „installierte Basis“, auf die der Konzern bauen kann. Dazu soll vor allem das im Januar gestartete Programm „Rise with SAP“ beitragen, das die lange zögerlichen Kunden bei der Migration in die Cloud stärker an die Hand nimmt.

Die Clouderlöse erhöhten sich im Quartal währungsbereinigt um 20% auf 2,34 Mrd. Euro, auch dank der guten Entwicklung der US-Tochter Qualtrics. Cloud- und Lizenzsoftwareeinnahmen zusammen kamen auf 5,91 Mrd. Euro (+7%). Im Ge­samtjahr rechnet der Vorstand im Cloud-Geschäft mit einem Zuwachs von 16 bis 19% auf 9,3 bis 9,5 Mrd. Euro. Der Cloud-Auftragsbestand kletterte währungsbereinigt um 22% auf 8,17 Mrd. Euro und kreuzte damit erstmals die 8-Mrd.-Euro-Marke. Letztlich sollen die währungsbereinigten Cloud- und Softwareerlöse im Jahr auf 23,8 bis 24,2 Mrd. Euro zulegen. Bislang strebte SAP 23,6 bis 24 Mrd. Euro an.

SAP hatte den Ergebnisausblick bereits in der vergangenen Woche leicht angehoben, auf eine Spanne von 8,1 bis 8,3 Mrd. Euro nach zuvor 7,95 bis 8,25 Mrd. Euro. Dennoch dürfte das währungsbereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) damit maximal den Vorjahreswert erreichen. Klein hielt an dieser Prognose fest, obwohl nach neun Monaten bereits ein währungsbereinigtes Plus von 8% auf 5,76 Mrd. Euro zu Buche steht und das vierte Quartal in der Branche traditionell das stärkste ist. Klein erwartet allerdings, dass sich gerade im letzten Vierteljahr der Übergang vom Softwarelizenzgeschäft zum cloudbasierten Modell besonders deutlich zeigen wird, was die Marge belasten würde.

Von insgesamt 17500 Kunden (+16%), die das Kernprodukt S/4Hana verwenden, nutzen bisher 4000 die Cloud-Variante. Dies offenbart noch deutliche Spielräume beim Umzug in die Wolke. Der auch von anderen – rein cloudgetriebenen – Geschäften getragene Umstieg in die Wolke zahlt sich für SAP unterdessen bereits in einer deutlich gestiegenen Planbarkeit der Konzernumsätze aus. Der Anteil der vorhersehbaren Einnahmen macht den Angaben zufolge nun 77% aus, ein Anstieg um 3 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr.

Regional verzeichnet SAP im Cloud-Bereich die stärkste Dynamik in Europa, wo im dritten Quartal ein Plus von 29% erreicht wurde. Asien entwickelte sich mit einem Anstieg von 24% ebenfalls stark, dagegen kamen diese Erlöse in Amerika nur vergleichsweise moderat voran, mit +14%. In den USA spürt SAP damit auch stärker die Konkurrenz von Rivalen wie Oracle oder Microsoft in deren Heimatmarkt.

Der Mittelzufluss liegt im Konzern im bisherigen Jahresverlauf bis Ende September mit −3% bei knapp 5 Mrd. Euro etwas unter Vorjahr, was unter anderem auch auf höhere Steuerzahlungen zurückzuführen sei. Im Gesamtjahr rechnet der Softwareriese mit einem operativen Cash-flow von 6 Mrd. Euro und freien Mittelzufluss von mehr als 4,5 Mrd. Euro. Im Ergebnis unterm Strich erweisen sich die von den Walldorfern früh proaktiv ausgebauten Venture-Aktivitäten einmal mehr als Stütze. Finanzvorstand Luka Mucic bezifferte den Beitrag auf 500 Mill. Euro im Quartal und addiert 1,8 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten. SAP investiert hier in vielversprechende Start-ups aus dem kürzlich aufgelegten Fonds über 1,75 Mrd. Dollar, der „dieses Geschäft eine Weile tragen wird“. Sapphire Ventures verwaltet Geschäftsführer Andreas Weiskam zufolge im Augenblick Vermögen in Höhe von 6,8 Mrd. Dollar.

SAP
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Umsatz19 86119 800
 Cloud und Software17 08816 649
Betriebsergebnis3 1933 967
Operative Marge (%)16,120
Konzerngewinn4 8904 515
Ergebnis je Aktie (Euro)4,883,71
Operativer Cash-flow4 9545 094
Investitionen546652
Nettoschulden6 8898 286 *
*) 31.12.2020Börsen-Zeitung
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