Autozulieferer unter Druck

Continental prüft Aufspaltung

Continental prüft eine Abspaltung des kriselnden Automotive-Bereichs. Ein Spin-off würde den Autozulieferer und Reifenhersteller aus Hannover halbieren.

Continental prüft Aufspaltung

Continental prüft Aufspaltung

Konzern stellt Automotive-Spin-off bis Ende 2025 in Aussicht – Aktie holt Verluste auf

ste Hamburg
Bericht Seite 10

Der Continental-Vorstand will bis Jahresende über die Aufspaltung des Konzerns und ein Spin-off des seit Jahren kriselnden Unternehmensbereichs Automotive mit Börsennotierung entscheiden. Man habe beschlossen, eine Aufteilung in zwei unabhängige Unternehmen mit dem Ziel zu prüfen, das Wert- und Wachstumspotenzial von Continental voll auszuschöpfen, teilte der Autozulieferer und Reifenhersteller mit.

Sollten Vorstand und Aufsichtsrat eine Abspaltung des Bereichs, der 2023 mit einem Umsatz von 20,3 Mrd. Euro auf 49% der Konzernerlöse kam, befürworten, ist eine Abstimmung in der Hauptversammlung im April 2025 vorgesehen. Bei Zustimmung der Aktionäre – darunter die mit 46% an Continental beteiligte Schaeffler-Gruppe – wird eine Abspaltung bis Ende kommenden Jahres angestrebt. 2023 hatte Automotive mit 1,9% erstmals seit 2019 wieder eine positive bereinigte operative Marge erreicht. Der Gesamtkonzern mit dem margenstarken Reifengeschäft und dem Kunststoff- und Kautschukbereich Contitech, der stärker auf das Industriegeschäft ausgerichtet wird, kam auf 6,1%.

Anleger reagieren positiv

Anleger reagierten positiv auf den Plan. In einem schwachen Gesamtmarkt holte die Aktie des Dax-Unternehmens zwischenzeitliche Verluste von bis zu 4,4% teilweise auf und ging bei 53,20 Euro mit einem Minus von 1,2% aus dem Handel. Seit Ende 2023 hat Continental gut 30% oder rund 4,6 Mrd. Euro an der Börse verloren.

Wie im Zuge der im September 2021 abgespaltenen und an die Börse gebrachten ehemaligen Antriebssparte (Vitesco) würden Continental-Aktionäre bei einer Abspaltung Aktien der Automotive-Einheit in Höhe ihrer jeweiligen Continental-Beteiligung erhalten. Das Unternehmen soll mit neuem Namen im Rhein-Main-Gebiet ansässig sein.

Mehr Flexibilität gefordert

In den vergangenen Monaten hätten sich Märkte und Kunden in der Autoindustrie „sehr dynamisch weiterentwickelt“, begründete Conti-Chef Nikolai Setzer den Beschluss. Erforderlich sei mehr Flexibilität und Handlungsspielraum.

Noch beim Kapitalmarkttag des Unternehmens im Dezember 2023 hatte sich der Vorstand des Unternehmens aus Hannover zur bisherigen Konzernstruktur bekannt, auch wenn Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit wie ein Stellenabbau im Automotive-Bereich angekündigt wurden. Setzer verwies nun in einem Pressegespräch am Montag auf eine damals nicht absehbare Veränderungsgeschwindgkeit in der Branche und in der Regulierung. Die künftige Entwicklung der Fahrzeugnachfrage sei unsicher. Man müsse sich stark und schnell daran anpassen können.

Die Entscheidung sei „nach vielen Umwegen die letzte Ausfahrt vor der Sackgasse“, erklärten hingegen IG-Metall-Chefin Christiane Benner, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Continental, IGBCE-Vorstand Francesco Grioli sowie Conti-Betriebsratschef Hasan Allak.

Oberste Priorität müsse jetzt sein, den Beschäftigten so schnell wie möglich klare Perspektiven und belastbare Ziele aufzuzeigen. Tarifbindung und eine umfassende Mitbestimmung seien „entscheidende Voraussetzungen für den weiteren Prozess“, so die Arbeitnehmervertreter. Auf den Automotive-Bereich entfielen Ende 2023 mit rund 102.400 Mitarbeitern mehr als die Hälfte aller Konzernbeschäftigten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.