Covestro erlaubt Adnoc Blick in die Bücher
Covestro öffnet Adnoc die Bücher
Staatlicher Ölkonzern aus Abu Dhabi bietet 11,7 Mrd. Euro – Dax-Wert gewinnt 5 Prozent
ab Köln
Nach mehr als einem Jahr ist Covestro weichgekocht: Der Chemiekonzern öffnet seine Bücher für Adnoc, den staatlichen Ölkonzern aus Abu Dhabi. Da es sich um eine sogenannte Confirmatory Due Diligence handelt, könnte die Buchprüfung schneller üblich abgeschlossen werden. Covestro werde in Gespräche über eine mögliche Transaktion sowie eine Investitionsvereinbarung eintreten, teilte das Unternehmen mit. Die Araber haben einen möglichen Angebotspreis von 62 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.
Vor gut einem Jahr war das Interesse des Investors aus dem Nahen Osten an dem deutschen Kunststoffhersteller bekannt geworden. Doch Covestro hatte sich lange geziert und die ersten indikativen Angebote als zu niedrig abgelehnt. Das Blatt wendete sich Anfang September. Damals öffneten sich die Leverkusener für offizielle Gespräche mit Adnoc.
Covestro hoch bewertet
Wo Knackpunkte in den Verhandlungen liegen, wollte Vorstandschef Markus Steilemann nicht sagen. „Fortschritt und Ergebnis der Verhandlungen hängen von der Fähigkeit beider Parteien ab, sich bei dem Thema zu einigen, bei dem sie unterschiedliche Ansichten vertreten“, hatte der CEO im März zu Protokoll gegeben. Nun sagt Steilemann: „Wir haben in unseren Gesprächen mit Adnoc gute Fortschritte erzielt. Daher haben wir beschlossen, in konkrete Transaktionsverhandlungen einzutreten.“
An der Börse kam die Nachricht gut an. Mit einem Kurssprung um 5,1% auf 53,86 Euro setzte sich die Aktie an die Dax-Spitze, entsprechend einer Marktkapitalisierung von 10,2 Mrd. Euro. Die Offerte bewertet den Konzern mit 11,7 Mrd. Euro. Damit errechnet sich eine Vielfaches des 2023 erwirtschafteten operativen Ergebnisses von 10,6.
Auf Höhe des Angebotspreises von 62 Euro notierte Covestro zuletzt im März 2021. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, lässt Adnoc wissen, dass dies das finale Angebot sei. Das erste indikative Angebot hatte sich auf 55 Euro belaufen.
Übernahmefantasie verhindert Kurssturz
Die Übernahmespekulationen hatten die Aktie des zyklischen Chemiewerts im vorigen Jahr vor einem tieferen Absturz bewahrt. Denn wie alle deutschen Chemieunternehmen leidet auch Covestro unter den hohen Energiepreisen und der schwachen konjunkturellen Lage. Eine potenzielle Transaktion steht unter den üblichen Gremienvorbehalten sowie dem Okay der Wettbewerbsbehörden.
Der ursprünglich für Donnerstag geplanten Kapitalmarkttag wird bis auf Weiteres verschoben – es ist bereits das zweite Mal. Die zunächst für 2023 geplante Investorenveranstaltung hatte Covestro im vorigen Jahr aufgrund des Wechsels in der CFO-Position verschoben.