Covid-19-Tests geben einen kräftigen Schub
mic München
Die Laborkette Synlab schließt das erste Jahr als börsennotierte Gesellschaft nach eigener Einschätzung sehr erfolgreich ab. „2021 ist ein Rekordjahr, und zwar gemessen an allen Schlüsselgrößen“, sagte Vorstandsvorsitzender Mathieu Floreani in einer Online-Pressekonferenz anlässlich der Zahlenpräsentation: „Wir haben alle unsere IPO-Ziele erreicht oder übertroffen.“
Der Branchenprimus in Europa steigerte den Umsatz um 44% auf 3,8 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Beim Börsengang waren mehr als 3,0 Mrd. Euro avisiert worden. Der Umsatz wurde durch 18 Akquisitionen erhöht (143 Mill. Euro Umsatzbeitrag), aber vor allem durch die Pandemie. Aus Covid-19-Aktivitäten seien 1,6 Mrd. Euro erlöst worden, sagte Floreani. Es habe 29,7 Millionen PCR-Tests und 5,6 Millionen andere Coronatests gegeben. Der durchschnittliche Preis der PCR-Tests sei von 65 Euro im Jahr 2020 auf 49 Euro gesunken. Ohne Covid-19-Tests habe das organische Umsatzwachstum 9,6% betragen.
Sowohl Bilanz als auch Gewinn-und-Verlust-Rechnung enthalten eine fast unübersehbare und nicht sinnvoll kommunizierbare Zahl von Bereinigungen – im Jahr 2020 war sogar der Personalaufwand bereinigt worden. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) als Schlüsselgröße der Unternehmenskommunikation erhöhte sich dank unterproportionaler Kostensteigerungen um 78% auf 1,2 Mrd. Euro. Anlässlich des Börsengangs waren rund 800 Mill. Euro versprochen worden. Der Nettogewinn stieg dank eines verbesserten Finanzergebnisses auf 658 Mill. Euro, dies entspricht mehr als einer Verdoppelung. Die Nettoverschuldung sank um 633 Mill. Euro auf 1,6 Mrd. Euro und beträgt damit das 1,3-Fache des bereinigten Ebitda. Dies sei der niedrigste Stand der Firmengeschichte, sagte Floreani.
Im laufenden Jahr rechnet der Vorstand mit geringeren Covid-19-Erlösen, so dass der Umsatz auf rund 3,0 Mrd. Euro sinken wird. Diese neue Prognose liegt über dem Niveau des vergangenen Novembers für das Jahr 2022, weil die Virusvariante Omikron zu mehr Testungen als damals erwartet führt. Der Preis pro PCR-Test werde im laufenden Jahr wohl um 25 bis 30% sinken, sagte Finanzvorstand Sami Badarani. Ende Dezember sei er bereits auf 43 Euro gefallen. Snylab werde mit Kostensenkungen gegensteuern.
Die Ebitda-Marge wird der Prognose zufolge auf 23 bis 25% zurückgehen. Badarani begründete dies mit drei Faktoren. Man halte Covid-19-Testkapazität vor, auch wenn die Pandemie-Aktivität vorübergehend sinke, finanziere Anlaufkosten für die Wachstumsinitiativen und müsse mit Inflation umgehen.
Die Standorte in der Ukraine hat Synlab nach eigenen Angaben Ende Februar geschlossen. Dort seien weniger als 2 Mill. Euro jährlich erwirtschaftet worden. In Russland, das als Aggressor den Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hat, habe man keine Umsätze. In Belarus seien es weniger als 6 Mill. Euro.
Die Synlab-Mehrheit lag im Februar bei den Altaktionären Cinven (43%), Novo (17%) und OTPP (8%). Der Staat Katar hält seit dem Börsengang 5%.
Synlab | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 3 765 | 2 621 |
Materialaufwand | 942 | 685 |
Personalaufwand | 1 139 | 908 |
Ebitda 1 | 1 210 | 679 |
in % vom Umsatz | 32,1 | 25,9 |
Betriebsergebnis | 915 | 316 |
Nettoergebnis | 628 | 259 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 2,82 | 0,18 |
Freier Cashflow2 | 743 | 272 |
Nettoverschuldung3 | 1 602 | 2 235 |
1) bereinigt; 2) vor Finanzierungskosten; 3) zum 31. Dezember Börsen-Zeitung |