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CVC bietet für Compugroup-Streubesitz

Der Finanzinvestor CVC will sich an Compugroup beteiligen und die Medizinsoftwarefirma anschließend von der Börse nehmen. Die Kernaktionäre um Gründer Frank Gotthardt wollen ihre Mehrheit behalten.

CVC bietet für Compugroup-Streubesitz

CVC bietet für Compugroup-Streubesitz

Familie Gotthardt bleibt Mehrheitsgesellschafter – Börsenrückzug geplant – Offerte über 22 Euro je Aktie

hek Frankfurt

Der Finanzinvestor CVC will sich an Compugroup beteiligen und das Koblenzer Medizinsoftware-Unternehmen anschließend von der Börse nehmen. Die Kernaktionäre um Firmengründer Frank Gotthardt wollen ihre Mehrheitsbeteiligung von 50,1% behalten. CVC bietet 22 Euro je Compugroup-Aktie.

Der Finanzinvestor CVC steht vor dem Einstieg bei der Healthcare-Softwarefirma Compugroup Medical. Geplant sind ein öffentliches Übernahmeangebot über 22 Euro je Aktie und ein Rückzug von der Börse. Das sieht eine Investorenvereinbarung mit den Gesellschaftern um die Gründerfamilie Gotthardt vor. Die im SDax vertretene Aktie reagierte am Montag im Handelsverlauf mit einem Kurssprung von 32% und notierte knapp unter dem Angebotspreis.

Derzeit geht es allerdings nicht um eine Komplettübernahme, sondern um das Aufkaufen des Streubesitzes und eine strategische Partnerschaft. Die Familie Gotthardt hält zusammen mit dem über einen Poolvertrag verbundenen Aktionär Reinhard Koop mit gut 50% die Mehrheit an dem auf Informationssysteme für Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser spezialisierten Unternehmen. Die Gesellschaftergruppe werde in bisherigem Umfang beteiligt bleiben, geht aus einer Mitteilung von Compugroup hervor.

Leverage soll steigen

Neben dem Delisting ist als weitere strategische Änderung eine höhere Verschuldung geplant. Die Parteien hätten sich auf eine „effizientere Kapitalstruktur“ verständigt, heißt es. Verschiedene Banken hätten sich verpflichtet, nach Vollzug der Übernahmeofferte Darlehen bereitzustellen. Der Angebotspreis von 22 Euro liegt deutlich über dem Kursniveau der jüngeren Vergangenheit, aber weit unter dem Level früherer Jahre. Die Prämie im Vergleich zum volumengewichteten Durchschnittskurs der vorangegangenen drei Monate wird mit 51% angegeben. Die Compugroup-Aktie war infolge der Umsatz- und Gewinnwarnung vom 9. Juli auf ein Zehnjahrestief abgestürzt. Die Prognoserevision kam nicht gänzlich unerwartet, fiel aber überraschend heftig aus.

17 Prozent Mindestannahmequote

Die Offerte ist an eine Mindestannahmequote von 17% gekoppelt. Der Hauptaktionärsblock und CVC würden nach Vollzug zusammen mindestens 67% der Anteile halten. Die Annahmefrist beginnt voraussichtlich Ende Dezember. Danach ist geplant, Compugroup über ein Delisting-Angebot von der Börse zu nehmen.

Im Streubesitz befinden sich 46,2% der Aktien. Falls der gesamte Freefloat seine Anteile andient, kostet CVC der Einstieg 546 Mill. Euro. Größter Anteilseigner ist die von Firmengründer Frank Gotthardt kontrollierte GT1 Vermögensverwaltung (26,5%). Weitere Pakete halten Gotthardt direkt, seine Frau Brigitte und sein Sohn Daniel (jeweils zwischen 6 und 7%) sowie Reinhard Koop (3,8%). 3,7% besitzt Compugroup selbst.

Laut den Angaben begrüßen geschäftsführende Direktoren, Aufsichtsrat und Verwaltungsrat das Angebot. Die Parteien hätten sich verpflichtet, in den ersten beiden Jahren nach der Offerte keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag zu schließen. Firmenpatriarch Frank Gotthardt bezeichnet CVC als „idealen Partner“.

„Idealer Partner“

Im Nachgang zur Gewinnwarnung verließ CEO Michael Rauch das in Koblenz ansässige Unternehmen, das als Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) firmiert. An die Spitze rückte Daniel Gotthardt, der als Medizinprofessor und Firmengründer sowohl umfangreiche ärztliche als auch unternehmerische Erfahrung besitzt und Compugroup bereits seit langem als Aktionär und Aufsichts- bzw. Verwaltungsrat verbunden war. Der langjährige CEO Frank Gotthardt gab Ende 2020 mit 70 Jahren die Firmenleitung ab, blieb aber als Vorsitzender des Verwaltungsrats und Großaktionär die zentrale Instanz.

Mittelfristziele zurückgenommen

Ihr bisheriges Hoch hatte die Aktie im Januar 2021 mit 84,35 Euro erreicht. Der anschließende Kursabschwung ging vor allem auf die Rücknahme der Mittelfristziele zurück. Compugroup kam 2023 auf 1,19 Mrd. Euro Jahresumsatz. Der Konzern gilt als Profiteur der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Insbesondere bei Arztsoftware ist Compugroup ein führender Player. Die aktuelle Flaute führt das Management auf verlangsamte Modulverkäufe, Verschiebungen etwa bei der französischen Digitalisierungsinitiative Ségur und wegfallende Einmalverkäufe zurück.

„Mit CVCs umfangreicher Expertise in Investitionen im Gesundheits- und Softwarebereich sind wir bestens gerüstet, unsere Strategie wie geplant umzusetzen“, sagt CEO Daniel Gotthardt. Laut CFO Daniela Hommel kann Compugroup mithilfe von CVC größere Wachstumschancen nutzen, etwa durch Übernahmen und einen verstärkten Fokus auf cloudbasierte Produkte und KI-gestützte Lösungen. Die Partnerschaft sei insbesondere dann vorteilhaft, wenn es bei der Finanzierung auf Geschwindigkeit ankomme.

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