Manipulation von Crash-Tests

Daihatsu-Skandal erschüttert Vertrauen in Toyota

Die Toyota-Tochter Daihatsu darf wegen manipulierter Crashtests vorläufig keine Autos mehr ausliefern. Die Börse reagierte nervös, zumal es noch einen großen Rückruf bei Toyota und Lexus in den USA gab.

Daihatsu-Skandal erschüttert Vertrauen in Toyota

Daihatsu-Skandal erschüttert Vertrauen in Toyota

Kleinwagentochter stoppt Auslieferungen – Rückruf in den USA

mf Tokio

Beamte des Verkehrsministeriums durchsuchten am Donnerstag die Firmenzentrale von Daihatsu in Osaka, nachdem die Toyota-Kleinwagentochter 174 Fälle von gefälschten Aufpralltests für die meisten aktuellen Fahrzeuge sowie einige Auslaufmodelle zugegeben hatte. Das Ministerium wies Daihatsu an, alle Auslieferungen zu stoppen, bis die Sicherheit der Autos bestätigt sei. Betroffen sind 28 inländische und sieben ausländische Modelle, die von Daihatsu für andere Marken wie Toyota, Mazda und Subaru hergestellt werden.

Die Aktie von Toyota sackte zum Handelsauftakt um knapp 6% ab, es war der stärkste Einbruch seit anderthalb Jahren. Daihatsu produziert jährlich 1,7 Millionen Fahrzeuge. Ein längerer Produktionsstopp würde Toyota teuer zu stehen kommen. Auch der Rückruf von 1,1 Millionen Toyota- und Lexus-Fahrzeugen in den USA wegen fehlerhafter Beifahrer-Airbags drückte den Aktienkurs.

Mehrere Fälle von Fehlverhalten

Daihatsu ist bereits der dritte Fall einer Konzerntochter mit langjährigem Fehlverhalten. Zuvor wurde beim Lastwagen- und Bushersteller Hino und dem Gabelstaplerhersteller Toyota Industries die Fälschung von Emissionsdaten aufgedeckt. Der Hauptzulieferer Denso lieferte kürzlich defekte Kraftstoffpumpen aus, die zurückgerufen werden mussten. Beobachter führen diese Skandale auf eine ungenügende Aufsicht der Konzernmutter zurück, die den Töchtern beim Wachstum großen Spielraum lasse. Ein von Daihatsu eingesetzter externer Untersuchungsausschuss führte die mangelhaften Sicherheitstests auf den „extremen Druck“ zurück, unter dem die Mitarbeiter neue Fahrzeuge entwickeln mussten.

Eigentlich sollen auch die obersten Toyota-Manager das Geschehen in den Fabriken persönlich beobachten, um Probleme zu erkennen und zu lösen. „Für uns ist ‚Genchi Genbutsu‘ [deutsch: selbst gehen und sehen] das wichtigste Prinzip, aber wir stellten einmal mehr fest, dass wir hier Defizite hatten“, räumte Toyota-Vizepräsident Hiroki Nakajima ein. Dem Ausschussbericht zufolge besuchten nur wenige Daihatsu-Führungskräfte die Produktionshallen. Daihatsu-Präsident Soichiro Okudaira gestand, dass die „letzte Verantwortung bei der Firmenleitung“ liege. Er lehnte einen sofortigen Rücktritt ab, dürfte jedoch sein Amt in naher Zukunft abgeben.

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