Daimler gibt knapp zwei Drittel der Truck-Sparte ab
jh München
Daimler konkretisiert den Plan für die Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts. Die Aktionäre des Stuttgarter Konzerns sollen mit 65% an der künftigen Daimler Truck Holding AG beteiligt werden. Für jeweils zwei Aktien der Daimler AG erhalten sie zusätzlich eine des Weltmarktführers der Lkw- und Busindustrie. Die restlichen 35% werde Daimler behalten und beabsichtige, hiervon 5 Prozentpunkte an den Daimler Pension Trust zu übertragen, kündigte der Stuttgarter Konzern an. Damit trennt sich Daimler wie seit längerem angekündigt von der Mehrheit.
Die Erstnotiz von Daimler Truck im Prime Standard der Frankfurter Börse werde bis Ende dieses Jahres angestrebt, wurde bekräftigt. Nachdem nun Vorstand und Aufsichtsrat dem Vorhaben zugestimmt haben, soll eine außerordentliche Hauptversammlung der Daimler AG am 1. Oktober darüber entscheiden. Mit der Erstnotiz ist also im November oder in der ersten Dezemberhälfte zu rechnen.
Der Konzern erwartet, dass die Aktie der Daimler AG die Kriterien für den Dax30 erfüllen wird und die Daimler Truck Holding AG zum nächsten möglichen Termin – voraussichtlich im ersten Quartal 2022 – in den auf 40 Mitglieder erweiterten Börsenindex aufgenommen wird. Am Freitag ließ die Präzisierung der Abspaltung den Aktienkurs offensichtlich unbeeindruckt: Er sank um 1,1% auf 75,28 Euro.
Die Hauptversammlung im Oktober soll zudem über die Umfirmierung der Daimler AG in Mercedes-Benz Group AG zum 1. Februar abstimmen. „Dieser Schritt soll die künftige Fokussierung auf das Pkw- und Van-Geschäft mit der Marke Mercedes-Benz und den Submarken Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach und Mercedes-EQ unterstreichen“, teilte Daimler mit. EQ sind elektrisch angetriebene Modelle.
„Künftig die eigene Route“
„Das Pkw- und Van-Geschäft wird sich künftig noch stärker auf das Premium- und Luxussegment konzentrieren und seine Wachstums- und Profitabilitätschancen konsequent nutzen“, sagte Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG. Truck-Chef Martin Daum wird mit einem Vergleich zitiert: „Bislang mussten wir im Konvoi fahren. Künftig können wir unsere eigene Route planen und den für uns optimalen Weg wählen.“
Der Konzern kündigte an, Daimler Truck werde bis zum Ende dieses Jahres mit einer Nettoliquidität von 5 Mrd. Euro ausgestattet. Angestrebt werde ein solides Investment-Grade-Rating. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht verlangt, dass die „neue Aufstellung auch zu einer Erfolgsgeschichte für die Beschäftigten“ wird. Daimler Truck beschäftigt rund 100000 Mitarbeiter, die verbleibende Daimler AG etwa 170000.