David sammelt die Truppen gegen Goliath
Von Heidi Rohde, Frankfurt
Apple hat im Weihnachtsgeschäft das höchste jemals erzielte Quartalsergebnis reingeholt und die Erwartungen der Experten bei Umsatz und Ergebnis deutlich übertroffen. Der Umsatz lag mit 124 Mrd. Dollar rund 5 Mrd. Dollar über den Analystenschätzungen. Der operative Gewinn sprang um fast ein Viertel auf 41,5 Mrd. Dollar, der Nettogewinn um 20 %, entsprechend einer Nettomarge von 28%. Während das iPhone noch für mehr als die Hälfte vom Konzernumsatz steht und dabei auf milliardenschwerer Basis einen beachtlichen Erlöszuwachs von 9% auf knapp 72 Mrd. Dollar zeigt, gewinnt für die Gewinnentwicklung des Unternehmens die margenstarke Servicesparte immer mehr an Bedeutung. Hier kletterten die Einnahmen um fast ein Viertel auf rund 20 Mrd. Dollar.
Die Aktionäre gerieten daraufhin vor dem Wochenende zwar noch in einen Freudenrausch, aber dem könnte vielleicht bald ein Kater folgen. Denn dem Servicegeschäft drohen Einbußen, wenn der App-Store seine hocheinträglichen Geschäftspraktiken teilweise ändern muss.
Epic Games, die den Kampf als David gegen Goliath aufgenommen hat, um den Zugriff von Apple auf die Umsätze der Entwickler im Store einzudämmen, gibt sich nicht geschlagen.
Der Entwickler des Weltbestsellers Fortnite hatte im September einen Gerichtsprozess verloren, bei dem eine geänderte Gebührenpraxis von Apple und die Akzeptanz alternativer Zahlungswege im App-Store erstritten werden sollte. Das Gericht ließ nur marginale Änderungen gelten und folgte nicht der Auffassung, dass die Geschäftsbedingungen von Apple ein Verstoß gegen den freien Wettbewerb seien.
Epic Games ging gegen das Urteil in Berufung und erhielt dabei nun Unterstützung aus 35 US-Bundesstaaten. Eine ganze Reihe hochrangiger Juristen werfen Richterin Yvonne Gonzalez Rogers eine Missinterpretation der Lage im Hinblick auf das Kartellrecht vor. Apple habe mit ihrer Geschäftspraxis aus „1 Milliarde iPhones“ Milliarden an Erlösen angehäuft. Dies sei ein fundamentales Ungleichgewicht, monieren die Kritiker. Die US-Kartellbehörden sehen zwei Artikel des Sherman Acts verletzt. Auch Erzrivale Microsoft, der sich selbst künftig ein größeres Stück vom Kuchen bei Einnahmen aus Online-Gaming abschneiden möchte, stellt sich an die Seite der Angreifer.
Apple hat stets betont, dass die Gebühren und die rigiden Regeln im App-Store der Sicherheit von Anbietern und Nutzern dienen. Der iPhone-Hersteller hält an seiner Praxis fest – und kann für seinen Rechtsstandpunkt ebenfalls eine Reihe renommierter Juristen aufbieten. Entscheidend dürfte am Ende für das Unternehmen eine Gesamtabwägung sein.
Denn wie andere Tech-Schwergewichte auch steht Apple inzwischen groß auf dem Radarschirm der Kartellwächter, bei allen unternehmerischen Entscheidungen. Im Streit um die App-Store-Praxis hat der Konzern schon den einen oder anderen Rückzieher in anderen Ländern gemacht. Hier höhlt steter Tropfen dann doch den Stein.
Apple | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Dollar | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 123 945 | 111 439 |
Produkte | 104 429 | 95 678 |
Services | 19 516 | 15 761 |
Betriebsergebnis | 41 488 | 33 534 |
Konzerngewinn | 34 630 | 28 755 |
Ergebnis je Aktie (Dollar) | 2,11 | 1,70 |
Operativer Cash-flow | 46 966 | 38 763 |
Börsen-Zeitung |