Dax-Chefs bekommen mehr Geld

Bezüge steigen im Schnitt um 3,6 Prozent - Beiersdorf-CEO schießt mit 23,4 Mill. Euro den Vogel ab

Dax-Chefs bekommen mehr Geld

Fürs vergangene Jahr streichen die Vorstandschefs im Dax mehr Geld ein. Ausreißer ist Ex-Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich, der im Jahr seines Ausscheidens den Spitzenwert von 23,4 Mill. Euro erhält und damit sogar den historischen Rekord aus dem Vorjahr von SAP-Chef Bill McDermott übertrifft.ds Frankfurt – Während sich die Ertragslage der deutschen Blue Chips insgesamt stabil entwickelte, sind die Vergütungen der Dax-Vorstandsvorsitzenden im vergangenen Jahr moderat gestiegen. Im Schnitt kletterte die 2018 zugeflossene Vergütung um 3,6 % auf 7,5 Mill. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung HKP.Den Vogel schließt fürs vergangene Jahr Stefan Heidenreich ab, der Ende 2018 “im gegenseitigen Einvernehmen” als Beiersdorf-Chef ausschied und dem insgesamt 23,4 Mill. Euro zum Abschied zuflossen. Damit übertrifft Heidenreich sogar den historisch höchsten Wert von SAP-Chef Bill McDermott von 21,1 Mill. Euro aus dem Vorjahr. Der extrem hohe Wert bei dem Nivea-Hersteller kommt durch kumulierte Zahlungen variabler Bezüge mehrerer Jahre zustande. Im Vorjahr hatte der Chef des Hamburger Dax-Werts mit einer zugeflossenen Vergütung von 3,6 Mill. Euro noch zu den Schlusslichtern gehört. Sonderfall durch GroßaktionärEine derart üppige Zahlung zum Schluss aus einem langfristigen Bonus wie bei Beiersdorf sei im Dax absolut nicht üblich, erklärte Michael Kramarsch, Managing Partner von HKP, bei der Präsentation der Studie in Frankfurt. “So etwas hat es noch in keinem Dax-Unternehmen gegeben”, sagte Kramarsch und verwies darauf, dass bei Beiersdorf mit dem familiären Mehrheitsaktionär Herz (51 %) im Rücken eine spezielle Situation vorliege. Wenn ein Unternehmen Eigentümer habe, die abseits der Aktienkursentwicklung weitere Ziele verfolgten, könne ein solches von der Norm abweichendes Modell wie bei Beiersdorf durchaus sinnvoll sein, so Kramarsch. Langfristvergütung treibtDie Tatsache, dass die durchschnittlich zugeflossene Vergütung im Dax um 3,6 % vorankam, während der gemittelte Konzernjahresüberschuss bei 3,0 Mrd. Euro lediglich stagnierte, erklärt Kramarsch mit einem Anstieg der Auszahlung mehrjähriger variabler Vergütungen von 14,6 %, in die die zurückliegende Serie erfolgreicher Geschäftsjahre während der Hochkonjunktur einfloss. Dem gegenüber entwickelten sich die Jahresboni mit minus 13,4 % rückläufig. Die HKP-Analyse stützt sich auf die 28 bislang veröffentlichten Dax-Geschäftsberichte. Außen vor blieben Linde sowie Wirecard. Im Ranking, dessen Schlusslicht der RWE-Chef mit 3,1 Mill. Euro bildet, sind zudem Covestro, BASF, Deutsche Bank, Thyssenkrupp sowie Volkswagen nicht enthalten, da alle diese Konzerne im Laufe des vergangenen Jahres einen Vorstandswechsel hatten. Dabei hatten Ex-VW-Chef Matthias Müller sowie Ex-Deutsche-Bank-Boss John Cryan hohe Abfindungen erhalten.Platz 2 im Ranking belegt Allianz-CEO Oliver Bäte mit 10,3 Mill. Euro. Auch hier wirkt sich vor allem die Langfristvergütung aus, die eine Zahlung für drei Geschäftsjahre umfasst. Auffällig sind die Rückgänge bei den Autoherstellern. Daimler rutschte auf Rang 6 ab, und BMW lag auf Rang 17. Im Vorjahr hatte Daimler-Boss Dieter Zetsche mit 13 Mill. Euro Zufluss noch den zweithöchsten Wert im Dax erhalten. “Transparenzsteinzeit” drohtSeit fünf Jahren sehe man nun ein stetiges Wachstum bei den mehrjährigen variablen Vergütungen und der Altersversorgung, die zusammen rund 60 % der Gesamtvergütung ausmachten. “Umso erschreckender ist es, dass die Transparenzvorschriften für genau diese Vergütungselemente wieder gestrichen werden sollen”, sagte Kramarsch. Deutschland drohe “ein Rückschritt in die Transparenzsteinzeit”, wenn die sogenannten Mustertabellen mit den spezifischen Darstellungen für gewährte und zugeflossene Vergütung durch neue regulatorische Rahmenbedingungen nach Inkrafttreten des ARUG II wegfielen. “Der Gesetzgeber hat nicht verstanden, dass das Thema einer professionellen Transparenz die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Vorstandsvergütungssystem ist”, so Kramarsch. “Der größte Vergütungsunfug passiert im Dunkeln, nicht im Hellen.”Im internationalen Vergleich liegen Dax-Bezüge deutlich unter dem US-amerikanischen Niveau, das gemessen am Dow Jones 3,2-mal so hoch liegt.—– Wertberichtigt Seite 6