Dax-Firmen stecken Pandemie weg
hei Frankfurt – Trotz gestörter Lieferketten, Engpässen in der Rohstoffversorgung, vor allem bei Halbleitern, und bei Zulieferprodukten: Die Dax-Unternehmen haben ihre Gewinne im vergangenen Jahr gegenüber 2020 mehr als verdoppelt, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY errechnet hat. Der operative Gewinnzuwachs (Ebit) von 122% auf insgesamt rund 170 Mrd. Euro entsprach sogar einem Plus von 62% gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Das Umsatzwachstum betrug im vergangenen Jahr 14%, wobei das Geschäft in Asien (+16%) regional die Haupttriebfeder war. Darin spiegelt sich vor allem die Bedeutung Chinas, das „trotz schwieriger Rahmenbedingungen für viele deutsche Top-Konzerne ein enorm wichtiger Wachstumsmarkt“ bleibe, kommentierte Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland.
Dies gilt besonders für die von China stark abhängige deutsche Autoindustrie, die das Gewinn-Ranking in der Dax-Liga anführt. VW verdiente im vergangenen Jahr mit operativ 19,3 Mrd. Euro am besten, gefolgt von Mercedes-Benz, die mit 16 Mrd. Euro Gewinn an zweiter Stelle stand. Ergebnisse in zweistelliger Milliardenhöhe fuhren auch die Deutsche Telekom und BMW ein. Viele der Neulinge, darunter Hellofresh, Zalando, Qiagen und Puma, bildeten das untere Ende der Gewinnskala. Puma sticht allerdings bei der Ergebnisdynamik heraus mit einem Plus von 166%. Nur bei der Deutschen Bank, Covestro und BMW stiegen die Gewinne noch stärker.
SAP fällt auf
Unter den nur vier Dax-Unternehmen, die 2021 einen Gewinnrückgang verbucht haben, sticht SAP mit einem Einbruch um fast 30% heraus. Der noch immer ertragsstarke Walldorfer Softwarekonzern investiert massiv in die Transformation zum Cloud-Anbieter. Davon abgesehen zeigt die gemessen an der Umsatzentwicklung rasante Ergebnisdynamik auch, dass viele Top-Unternehmen in der Pandemie eine Rosskur vollzogen und einiges an Kostengepäck abgeworfen haben. Außerdem, so EY, sei es vielfach gelungen, „gestiegene Kosten an die Kunden weiterzureichen“.
Wie sich die Wirtschaftslage im laufenden Jahr entwickeln werde, sei „derzeit völlig ungewiss“. Hatte schon die Pandemie die Lieferketten in bis dahin unbekanntem Ausmaß belastet, sei der Ukraine-Krieg ein neuerlicher Schock, der die Unternehmen auch langfristig zum Umdenken veranlasse. Viele müssten ihre Produktions- und Zuliefernetzwerke neu aufstellen, so Anders. Es gehe darum zu diversifizieren, um Abhängigkeiten zu verringern, die sich als Klumpenrisiko entpuppt haben, wie etwa der hohe Anteil von Gas und anderen Rohstoffen, der aus Russland bezogen wird. „Das heißt auch, Aufträge werden an mehrere Unternehmen in unterschiedlichen Weltregionen vergeben, um in der Lage zu sein, den Ausfall eines Lieferanten durch Hochfahren der Produktion beim anderen auszugleichen. Das kostet Marge – aber es kann jetzt nicht mehr um Kostenoptimierung gehen, heute steht Versorgungssicherheit im Vordergrund“, betont der EY-Manager.
Für eventuelle Preisschübe sind die Dax-Unternehmen auch dank starker Cashflows und einer komfortablen Liquiditätsposition gut gerüstet. Spitzenreiter ist die Deutsche Telekom mit rund 37 Mrd. Euro operativem Mittelzufluss. Es folgen die Automobilkonzerne und Siemens, alle mit Cashflows in zweistelliger Milliardenhöhe. VW und Mercedes-Benz sitzen mit 25 Mrd. bzw. 18 Mrd. Euro auf prall gefüllten Kassen. An dritter Stelle folgt der Flugzeugbauer Airbus. Den größten Sprung machte der Kassenbestand bei Daimler Trucks mit +344%.