Dax-Hauptversammlungen so gut besucht wie seit 20 Jahren nicht

Barkow: Durchschnittlich 63 Prozent der Stammaktien vertreten - Dauerbrenner Vorstandsvergütung erregt die Gemüter

Dax-Hauptversammlungen so gut besucht wie seit 20 Jahren nicht

po Frankfurt – Mit der gestrigen Hauptversammlung der Deutschen Telekom ist der diesjährige Turnus der Dax-Aktionärstreffen durch. In einer Analyse der Treffen stellt Barkow Consulting fest, dass sich die Präsenzen in der diesjährigen HV-Saison weiter erfreulich nach oben entwickelt haben. Im Schnitt habe die Präsenz 62,9 % betragen. Gegenüber dem Vorjahr sei das zwar nur noch ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkt, gleichwohl wurde damit der höchste Stand seit 20 Jahren erreicht (siehe Grafik). Namensaktien helfenWelche Gründe es für diesen Anstieg in der Präsenz gab, dazu äußert sich Barkow nicht. Die Berater stellen aber fest, dass der nochmalige leichte Anstieg zum dritten Mal in Folge allein den Unternehmen mit Namensaktien zu verdanken sei. Interessanterweise lagen aber die Präsenzen bei Dax-Unternehmen mit Namensaktien laut Barkow mit 55 (i.V. 54) % deutlich unter dem Durchschnitt, während sich die Präsenzen bei Unternehmen mit stimmberechtigten Inhaberaktien mit minimaler Abschwächung seit Jahren auf einem Niveau von 72 % halten.Von Gesellschaft zu Gesellschaft variierten die kritisch hinterfragten Themen. “Durchweg großen Diskussionsbedarf bis hin zu heftigem Gegenwind gab es in der laufenden HV-Saison beim Dauerbrenner Vorstandsvergütung (“Say on Pay”)”, heißt es in der Studie. Dabei hätten Aktionärsvertreter auch dann ihrem Unmut Luft verschafft, wenn das besagte Ärgernis gar nicht explizit auf die Tagesordnung der Aktionärsversammlung gesetzt worden war. Ersatzweise sei dann bei den Entlastungen von Vorstand und Aufsichtsrat mit Zustimmung gegeizt worden.Als Paradebeispiel hierfür könne die diesjährige SAP-Hauptversammlung gelten. Nachdem das Vergütungssystem bereits im vergangenen Jahr nur eine ungewöhnlich knappe Zustimmung von 54,7 % erfahren hatte, “wurde es 2017 nämlich (vorsichtshalber?) erst gar nicht dem Votum der Aktionäre ausgesetzt”. Formal sei daran nach § 120 des Aktiengesetzes (Kann-Bestimmung) nichts auszusetzen. Wenn aber namhafte Stimmrechtsberater/-vertreter frühzeitig vor der Zusammenkunft der Aktionäre vor allem die Intransparenz und Höhe der Vorstandsvergütung kritisiert hatten, gehöre schon ein wenig Chuzpe dazu, die Vergütung auszublenden. “Die Quittung folgte umgehend, indem die Investoren ihrem Unmut sozusagen stellvertretend bei der Entlastung des Aufsichtsrats mit einer Ablehnung von 49,5 % Luft machten.” Deutsche Börse vornDen größten Präsenzgewinn um 8 Punkte auf 74 % verbuchte die Deutsche Börse, was nach dem öffentlich ausgetragenen Hickhack um die letztlich gescheiterte Fusion mit der Londoner Konkurrenz nicht überrascht. Entlastungsquoten von nur 84 bis 87 % zeugten von der Unzufriedenheit im Aktionariat. Eher technisch bedingt wertet Barkow den Präsenzanstieg bei der HV der Deutschen Bank um 7 Punkte auf 43 %. Hier dürfte sich der neue Großaktionär mit seinen fast 10 % Stimmrechtsanteil niedergeschlagen haben. Ein Plus von 7 Prozentpunkten gab es auch bei Munich Re, die aber mit 39 % Präsenz Schlusslicht blieb. Das Vergütungssystem fiel hier glatt durch.