Dax-Konzerne auf Rekordjagd
cru Frankfurt
Die 40 im Dax enthaltenen Konzerne haben trotz Lieferengpässen und Rohstoffknappheit in Summe das dritte Quartal mit Rekordwerten abgeschlossen. Sowohl der Gesamtumsatz mit einem Plus von 9% als auch die operativen Gewinne mit einem Plus von 152% lagen teils deutlich über den Werten des Vorjahreszeitraums, wie das Beratungsunternehmen EY errechnet hat. Seit September hat die erste deutsche Börsenliga 40 statt 30 Mitglieder. EY hat die Berechnungen rückwirkend angepasst.
Die Erlöse der Unternehmen summierten sich auf 381 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte 36 Mrd. Euro – ein Plus von 21% gegenüber dem dritten Quartal des Vorkrisenjahres 2019. In beiden Fällen handelt es sich um den höchsten Wert für ein drittes Quartal seit Beginn der Auswertung 2012.
„Unterbrechungen der Lieferketten, stark steigende Logistik- und Materialkosten, Lieferprobleme bei Rohstoffen sowie Bauteilen und daraus resultierende Produktionsdrosselungen machen den Unternehmen zu schaffen“, bilanziert Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung. „Dennoch hat es die große Mehrheit der deutschen Top-Konzerne im dritten Quartal geschafft, Kurs zu halten. Das ist bemerkenswert und ein deutliches Zeichen der Stärke.“ Die internationale Aufstellung und die Konzentration auf Hochtechnologie und Premium-Segmente zahle sich aus. Die Pandemie habe die Weltwirtschaft aber noch immer fest im Griff.
EY-Partner Mathieu Meyer warnt angesichts dessen: „Es ist durchaus möglich, dass wir im vierten Quartal noch stärkere Auswirkungen der Lieferengpässe sehen werden, gerade wenn die Pandemie im anstehenden Winter auf der Nordhalbkugel erneut zu größeren Verwerfungen führt. Weitere Produktionsausfälle und Logistikstörungen könnten Dominoeffekte auslösen und damit weitere Branchen in Mitleidenschaft ziehen.“
Den höchsten operativen Gewinn unter den 40 Konzernen fuhr im dritten Quartal die Deutsche Telekom mit 3,5 Mrd. Euro ein, gefolgt vom Versicherer Allianz mit einem Ebit von 3,2 Mrd. Euro. Die Plätze 3 bis 5 belegten die Autohersteller Daimler, BMW und Volkswagen mit zusammen 8,4 Mrd. Euro operativem Gewinn (Vorjahres-Gesamt-Ebit: 7,6 Mrd. Euro) – obwohl Chipmangel die Autoindustrie bremste.
26 der Unternehmen konnten ihren operativen Gewinn steigern, bei zehn Konzernen ging der Gewinn zurück. Für Beiersdorf, Delivery Hero, Henkel und Symrise lagen EY keine Angaben zum operativen Gewinn vor. Beim Umsatz berichteten nur VW, Airbus und Continental von Rückgängen.
Den stärksten Gewinnanstieg verzeichneten die Chemie- und Pharmakonzerne BASF und Bayer, die jeweils nach Milliardenverlusten im Vorjahr nun Milliardengewinne ausweisen. 25 Unternehmen konnten ihren operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern, bei zehn Konzernen ging der Gewinn zurück. Die übrigen Unternehmen machten im dritten Quartal keine Angaben zum Gewinn.
Auch die Beschäftigung entwickelte sich uneinheitlich: Die Zahl der Mitarbeiter stieg im Jahresverlauf um 1,5% auf 3,6 Millionen. Aber nur 14 Unternehmen verzeichneten einen Anstieg der Mitarbeiterzahl – zum Teil aufgrund von Zukäufen –, während 15 Unternehmen eine rückläufige Beschäftigung meldeten. Der operative Cash-flow der Dax-Konzerne verringerte sich um 17% auf 45 Mrd. Euro. Die flüssigen Mittel schrumpften um 9% auf 147 Mrd. Euro.