Dax-Konzerne öffnen das Füllhorn

Mit 32 Mrd. Euro für das vergangene Jahr Dividendenrekord - Gewinne steigen stärker als Ausschüttungen - Noch Luft nach oben

Dax-Konzerne öffnen das Füllhorn

Die Dax-Unternehmen zahlen so hohe Dividenden wie noch nie. Mit 31,7 Mrd. Euro sind es für 2016 rund 9 % mehr als zuvor. Doch die Ausschüttungsquote ist gesunken, weil die Gewinne stärker zulegten.wb Frankfurt – Angesichts der für das vergangene Jahr meist recht moderaten Anhebungen der Dividenden im Dax und positiver Konjunkturaussichten spricht einiges für weiter steigende Ausschüttungen für das neue Jahr. Die 30 Dax-Konzerne zahlen für 2016 so viel aus wie noch nie: Mit 31,7 Mrd. Euro lassen sie den Aktionären 9 % mehr zufließen als in der Vorperiode. Das hat das Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY herausgefunden. Den bisherigen Höchstwert von 29,8 Mrd. Euro von 2015 übertreffen die 30 Konzerne in diesem Jahr um 7 %. Die Mehrzahl kehrt diesmal so viel Geld aus wie nie zuvor: Bei 19 Emittenten steigt die Dividende auf Rekordniveau. Größter Dividendenzahler Deutschlands ist auch in diesem Jahr wieder Daimler, die erneut 3,48 Mrd. Euro zahlt. Die Allianz folgt knapp dahinter mit 3,46 Mrd. Euro (plus 4 %). Immerhin 23 Unternehmen schlagen eine höhere Dividende vor. Auf das stärkste Plus können sich die Vorzugsaktionäre von Volkswagen bedingt durch die Sondereffekte im Vorjahr freuen: Der Autokonzern verfünfzehnfacht die Ausschüttungssumme von 68 Mill. auf 1,01 Mrd. Euro. Weniger als zuvor erhalten in diesem Jahr die Anteilseigner von Eon sowie die der Commerzbank, die ihre Aktionäre leer ausgehen lässt. Eon, RWE und Deutsche Bank bedienen ihre Eigentümer trotz hoher Verluste. Bei RWE gehen aber erneut die Stammaktionäre leer aus, für die Vorzüge werden wieder 13 Cent je Aktie gezahlt.Noch stärker als die Dividendenausschüttungen stiegen allerdings die Gewinne. Der addierte auf die Aktionäre entfallende Jahresüberschuss der Dax-Konzerne lag im vorigen Jahr bei 55,6 Mrd. Euro, ein Anstieg um 15 % gegenüber dem Turnus zuvor. Alles in allem sank die Ausschüttungsquote damit von 59,4 auf 55,9 %. Grund für die weiter relativ hohe Ausschüttungsquote sind die Milliardenverluste der beiden Energieversorger. Vor 2015 gingen meist etwa 45 % an die Aktionäre.Dass die Gewinne stärker wachsen als die Dividenden, “deutet darauf hin, dass die Unternehmen trotz guter Finanzlage vorsichtig bleiben und darauf achten wollen, ausreichend liquide Mittel vorzuhalten”, beobachtet Mathieu Meyer von EY. Es bestehe aber immer die Gefahr, dass eine allzu vorsichtige Dividendenpolitik an den Aktienmärkten als negatives Signal gewertet werde. Doch in vielen Branchen stehen Investitionen in den Umbau von Geschäftsmodellen und die Entwicklung neuer Technologien an. “Erhebliche Zukunftsinvestitionen müssen finanziert werden. Zu hohe Ausschüttungen könnten die Handlungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen einschränken – und angesichts der hochvolatilen Märkte, einer ungewissen Konjunkturentwicklung und gestiegener weltweiter politischer Risiken sind die Unternehmen gut beraten, ausreichend liquide Mittel vorzuhalten”, sagt Meyer. Die Unternehmen sendeten mit ihrer Dividendenpolitik ein klares Signal an den Aktienmarkt. Der erneute Anstieg schaffe Vertrauen unter Anteilseignern und Investoren. Diese können sich besonders in einem andauernden Niedrigzinsumfeld mehrheitlich auf einen hohen Rückfluss aus ihren häufig mittel- bis langfristigen Aktieninvestitionen freuen: “Erneut bestätigen die Unternehmen damit den Trend, dass Dividenden die neuen Zinsen sind.” Aus der SubstanzWiederum zahlen Telekom und ProSieben mehr aus, als sie im Konzernabschluss als Überschuss ausweisen. Die geringste Quote haben Merck und Lufthansa sowie die VW-Vorzüge mit 20 %. Die größte Dividendensteigerung können Aktionäre von VW und Heidelberg Cement (30 %) sowie Adidas mit 26 und Deutscher Post mit 24 % erwarten. Fresenius Medical Care und Vonovia legen ein Fünftel drauf. Stabil halten Daimler, Beiersdorf und Thyssenkrupp ihre Auszahlungen. Die operative Entwicklung der meisten Unternehmen sei gut bis sehr gut, abgesehen von Banken und Versorgern. “In diesem Jahr dürfte zudem der schwache Euro zusätzlichen Rückenwind geben, was sich auch positiv auf die Gewinnsituation der Unternehmen auswirken kann und auf ihre Möglichkeiten, attraktive Dividenden zu zahlen”, schätzt Meyer.