Delivery Hero verlässt Balkan-Staaten
hek Frankfurt
Der Essenslieferdienst Delivery Hero veräußert sein Geschäft in der Balkanregion für 170 Mill. Euro an die spanische Glovo. Betroffen sind nach Firmenangaben die Aktivitäten in Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Montenegro, Rumänien und Serbien sowie Vermögenswerte in Kroatien. Glovo sei in den Ländern tätig und habe dort bereits „eine sehr starke Position“, teilt Delivery Hero mit. Die meisten Transaktionen sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Für Rumänien wird ein Abschluss bis zum ersten Quartal 2022 erwartet.
CEO und Mitgründer Niklas Östberg begründet den Verkauf damit, dass Delivery Hero andere operative Prioritäten habe und Glovo in den Ländern besser positioniert sei. Der defizitäre Essensdienst peilt in der Regel stets die Marktführerschaft in seinen Märkten an, was in der Balkanregion offenbar schwer zu erreichen war. Auch Glovo konzentriert sich laut CEO Oscar Pierre auf Regionen, welche die Chance auf die Marktführerschaft bieten. Mittel- und Osteuropa sei ein sehr wichtiger Teil diese Plans. Das Investmenthaus Bryan Garnier schätzt, dass die Geschäfte auf dem Balkan 1% des weltweiten Bruttowarenvolumens von Delivery Hero ausmachen.
Delivery Hero ist seit 2018 an der 2015 in Barcelona gegründeten Glovo beteiligt und hält nach letzten Angaben 37%. In diesem Frühjahr hat der in Berlin ansässige Konzern weitere 229 Mill. Euro investiert. Bei der von den Investoren Lugard Road Capital und Luxor Capital Group angeführten Finanzierungsrunde über 450 Mill. Euro kam Glovo auf eine Bewertung von knapp 2,1 Mrd. Euro. Im vergangenen Herbst erwarb Delivery Hero für bis zu 230 Mill. Euro das Lateinamerikageschäft von Glovo. Damit expandierte der Essenslieferdienst nach Peru, Ecuador, Costa Rica, Honduras und Guatemala und erweiterte sein Geschäft in anderen Ländern.
Der Analyst Giles Thorne von der Investmentbank Jefferies glaubt, dass Glovo nach und nach in Delivery Hero aufgehen könnte. Den Verkauf des Balkangeschäfts wertet er als vorteilhaften Schritt der Konsolidierung. Damit steige der Druck auf Just Eat in Rumänien und Bulgarien.