Delivery Hero versilbert Nahost-Tochter
Delivery Hero versilbert Nahost-Tochter
Essenslieferdienst will Talabat an die Börse Dubai bringen – Jahresprognose bestätigt
hek Frankfurt
Der Essenslieferdienst Delivery Hero bereitet nach eigenen Angaben den Börsengang seines wachstumsstarken Talabat-Geschäfts vor. Das IPO soll im vierten Quartal an der Börse Dubai erfolgen. Das in Berlin ansässige Unternehmen will dabei einen Teil seiner Beteiligung verkaufen, aber die Aktienmehrheit behalten.
Unter der Marke Talabat operiert Delivery Hero in den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Nahostländern sowie in Nordafrika. Sie umfasst sowohl das Stammgeschäft mit Essenslieferungen als auch die Auslieferung von Supermarktartikeln, Quick Commerce genannt. Das Geschäft repräsentiert ein Bruttoverkaufsvolumen (GMV) von mehr als 5 Mrd. Euro, was 11% des 2023er GMV auf Konzernebene von 45,3 Mrd. Euro entspricht.
Den Wert der Geschäfte in Nahost und Nordafrika (MENA) veranschlagt die kanadische Bank RBC auf 5 Mrd. Euro, was allerdings im Vergleich zum Börsenwert des Gesamtkonzerns von 7 Mrd. Euro reichlich hoch erscheint. Die im MDax vertretene Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Kursanstieg von 5% im Handelsverlauf.
Marge oberhalb von 6 Prozent
Im ersten Halbjahr 2024 sei der über die Talabat-Plattform abgewickelte Verkaufswert um mehr als 20% gestiegen. Die operative Marge wird mit mehr als 6% angegeben, bezogen auf das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das liegt weit über dem Konzernniveau von 1,0% des GMV. Vom Ergebnis seien im Geschäftsjahr 2023 gut 85% auf dem Cashkonto angekommen.
Mit den IPO-Einnahmen könnte Delivery Hero Schulden tilgen und die Finanzlage absichern. Auf dem Wege könnten Diskussionen am Kapitalmarkt über eine mögliche Finanzklemme endgültig ad acta gelegt werden. Solche Sorgen waren nach dem Jahreswechsel aufgekommen und hatten einen Kurssturz der Aktie ausgelöst. Die Liquidität beziffert der Konzern auf 1,8 Mrd. Euro per Ende Juni. Der Betrag umfasse auch Zuflüsse aus dem Verkauf von Minderheitsbeteiligungen und Erlöse aus Kapitalerhöhungen bei der Veräußerung des Taiwan-Geschäfts. 88 Mill. Euro seien im ersten Halbjahr in den Rückkauf von Wandelanleihen geflossen.
Hoher Fehlbetrag
Nach Jahren mit horrend hohen Verlusten ist Delivery Hero auf Ebitda-Ebene in schwarze Zahlen vorgestoßen und auch der freie Cashflow dreht allmählich ins Positive, aber unter dem Strich stehen noch immer hohe Verluste. Für das erste Halbjahr müssen stattliche 720 Mill. Euro Periodenfehlbetrag gezeigt werden. Damit stecken allein in der Überleitung vom adjustierten Ebitda (plus 240 Mill. Euro) zum Nettoergebnis fast 1 Mrd. Euro Kosten. Der größte Block entfällt auf sogenannte Management-Anpassungen, vor allem Rückstellungen für das Kartellverfahren der EU (226 Mill. Euro), gefolgt von Abschreibungen und Einkommensteuern. In der ersten Hälfte des Vorjahres betrugen das bereinigte Ebitda 9,2 Mill. Euro und der Fehlbetrag 772 Mill. Euro.
Cashflow dreht ins Plus
Beim Free Cashflow sei im ersten Halbjahr der Break-even erreicht worden, berichtet Delivery Hero. Für die zweite Jahreshälfte werde hier eine „weitere positive Entwicklung“ erwartet. Der operative Cashflow drehte von minus 177 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2023 auf plus 103 Mill. Euro. An der Jahresprognose eines adjustierten Ebitda zwischen 725 Mill. und 775 Mill. Euro hält das Unternehmen fest, ebenso am Ausblick für das Umsatzwachstum (18 bis 21%) und für die GMV-Ausweitung (7 bis 9%).
Für das zweite Quartal berichtet das Management um CEO und Mitgründer Niklas Östberg ein GMV-Wachstum von 7% im Vergleich zur Vorjahreszeit auf 11,9 Mrd. Euro. Außerhalb Asiens, dem wichtigsten Markt, sei das GMV um 23% gestiegen. Der Gesamtumsatz der Segmente legte um ein Fünftel auf 3,1 Mrd. Euro zu.
Verticals sollen Nulllinie erreichen
Das Segment Integrated Verticals, das im Wesentlichen das neue Geschäft mit der Auslieferung von Fertigwaren aus kleinen Lagerhäusern umfasst, soll bis Dezember den Break-even beim bereinigten Ebitda schaffen. Die Bruttomarge habe sich von Quartal zu Quartal nahezu verdoppelt und liege nun bei 4%, berichtet der Konzern. Der Aufbau dieses Geschäfts hatte hohe Anlaufverluste verursacht.
Verschiedene Analysten bescheinigen Delivery Hero eine starke Entwicklung in der MENA-Region, während die asiatischen Märkte erwartungsgemäß schwach abgeschnitten hätten. Vor allem im Kernmarkt Südkorea sorgt ein scharfer Wettbewerb für Druck. Gegensteuern will das Management unter anderem mit höheren Gebühren für die Restaurants. Außerdem arbeitet Delivery Hero daran, die Kunden zu Abos zu bewegen – in der Hoffnung, dass diese dann mehr bestellen.
Der Essenslieferdienst Delivery Hero überrascht mit der Ankündigung, seine Marke Talabat im vierten Quartal in Dubai an die Börse zu bringen. Damit rückt der Konzern eine wachstumsstarke Sparte ins Rampenlicht. Im Zuge des IPOs will das Unternehmen einen Teil seiner Aktien verkaufen. Details zu den Börsenplänen stehen aus.