Consulting

Der Druck auf kleine Consulting-Boutiquen steigt

Die Consulting-Branche zeigt weiterhin Wachstum, doch die Dynamik flaut ab. Besonders bekommen kleine Berater den Gegenwind zu spüren. Der Konsolidierungsdruck nimmt zu.

Der Druck auf kleine Consulting-Boutiquen steigt

Der Druck auf kleine
Consulting-Boutiquen steigt

Wachstum der Beraterbranche flaut ab

sar Frankfurt

Der Consulting-Markt hat im vergangenen Jahr das schwächste Wachstum seit der Corona-Delle 2020 gezeigt. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) hat für 2024 ein Plus von 4,3% auf ein Marktvolumen von 48,7 Mrd. Euro ermittelt. An der Studie haben sich von Mitte Januar bis Mitte Februar knapp 350 Consulting-Firmen aller Größenklassen beteiligt; Personalberater sind nicht enthalten.

Dabei ist die Spannweite innerhalb der Branche groß: Knapp 40% der Teilnehmer haben für das zurückliegende Geschäftsjahr ein Wachstum von 10% und mehr angegeben, demgegenüber haben 30% der Consulting-Unternehmen 2024 einen Umsatzrückgang verzeichnet. Über die vergangenen zehn Jahre betrachtet, legte die Consulting-Branche nach Zahlen des BDU im Schnitt jährlich um 6,8% zu.

Mittelgroße Häuser reüssieren

Nach Größenklassen unterteilt haben 2024 besonders die mittelgroßen Consulting-Häuser gut abgeschnitten. Am stärksten fiel das Wachstum mit 7,2% bei Beratern mit 5 Mill. bis 15 Mill. Euro Jahresumsatz aus. Dies führen die Studienautoren des BDU darauf zurück, „dass sich viele mittelgroße Beratungen auf bestimmte Branchen oder Beratungsleistungen spezialisiert haben, was ihnen Wettbewerbsvorteile und eine klare Positionierung verschafft“. Die großen Berater mit mehr als 50 Mill. Euro Umsatz kamen im Schnitt auf ein Plus von 3,7%.

Consultants mit weniger als 1 Mill. Euro Umsatz mussten sich hingegen mit durchschnittlich 1,7% Wachstum begnügen. Boutiquen mit unter 250.000 Euro Umsatz verzeichneten sogar einen Umsatzrückgang von 1%.

Consulting-Branche bleibt auf Wachstumspfad

Vom Rücksetzer der Corona-Pandemie hat die Consulting-Branche sich erholt. Quelle: Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen

Ihre im Vorjahr aufgestellte Prognose von 9,8% Wachstum hat die Branche 2024 verfehlt. „Das erste Halbjahr lief in diese Richtung, aber im Sommer ist die Stimmung gekippt“, sagte BDU-Präsidentin Iris Grewe, Partnerin bei der Unternehmensberatung Bearing Point, vor Journalisten.

Zu ähnlichen Ergebnissen ist kürzlich auch das Analysehaus Lünendonk in einer Blitzumfrage unter Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfern gekommen: Bereinigt um Ausreißer errechnete Lünendonk für 2024 ein durchschnittliches Umsatzplus von 4,4%. Die Vorjahresprognose hatte ein Wachstum von durchschnittlich 9,5% in Aussicht gestellt.

Branche sieht Konsolidierungsdruck

Der Konsolidierungsdruck in der sehr kleinteiligen und mittelständisch geprägten Consulting-Branche wird nach Ansicht der Marktteilnehmer weiter steigen. 84% stimmen der These zu, dass die Konsolidierung in der Beratungsbranche nochmals zunehmen wird. Ein Treiber dafür ist auch künstliche Intelligenz. Um Expertise aufzubauen, rückten Übernahmen spezialisierter Häuser in den Fokus. Zudem brauchen viele kleine Boutiquen laut BDU eine Nachfolgeregelung, die jedoch nicht immer gelinge. Es würden daher auch kleine Beratungen verschwinden.

In den zurückliegenden Monaten hat es immer wieder Transaktionen im Consulting-Markt gegeben. Die H&Z Gruppe hat mit Unterstützung des Investors EMZ Partners unter anderem die Restrukturierungsberatung Haselhorst Associates übernommen. Die Lieferkettenberatung Miebach will sich nach dem Einstieg von Investcorp für Zukäufe öffnen. Die Unternehmensberatung HKP Group hat sich im vergangenen Jahr Mercer Deutschland angeschlossen, um von der globalen Aufstellung des größeren Partners zu profitieren.

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