"Der größte Unfug geschieht im Dunkeln"
swa – Mit Umsetzung der EU-Aktionärsrechterichtlinie in nationales Recht ist bislang unklar, wie künftig Transparenz in der Vorstandsvergütung geschaffen wird. Die seit einigen Jahren im Deutschen Corporate Governance Kodex verankerten Tabellen zur Darstellung der Managergehälter finden dann keine Anwendung mehr. Eine Expertengruppe der EU-Kommission arbeitet derzeit an – allerdings unverbindlichen – Tabellen für eine standardisierte Veröffentlichung. Aus Sicht von Michael H. Kramarsch, Managing Partner der Unternehmensberatung HKP Group, droht “ein Schritt zurück in die Steinzeit”. Der Berater hält Durchblick für essenziell: Wenn man Vergütungsentscheidungen in hoher Transparenz rechtfertigen müsse, laufe ein anderer Filter mit. “Der größte Unfug geschieht im Dunkeln”, warnt er.Alexandra Schädler, Gewerkschaftssekretärin beim IG-Metall- Vorstand und Aufsichtsrätin von Kion, mahnt, dass es für exzessive Vorstandsgehälter keine Akzeptanz in der Gesellschaft gebe. Auch in der Belegschaft führe es zu einer Erosion des Vertrauens ins Management. Deshalb müsse man gesellschaftliche Verantwortung als Anreiz für unternehmerisches Handeln forcieren. Die IG-Metall-Vertreterin hält es für “sehr positiv”, dass die Verantwortung für die Vorstandsvergütung beim Aufsichtsrat bleiben soll. Sie fordert, in dem Gremium künftig mit Zweidrittelmehrheit über die Vergütung zu beschließen, um die Arbeitnehmervertreter stärker einzubeziehen.Wulf von Schimmelmann, Mitglied der Regierungskommission Corporate Governance Kodex, hält die Vorstandsvergütung für das “zentrale Führungsinstrument”, um die richtigen Vorstandsmitglieder zu gewinnen und um sie zu motivieren, das Richtige zu tun.