Der Halbleitermarkt wächst im Coronajahr

ZVEI erwartet Anstieg um 4 bis 6 Prozent - Aber Rückgang in Deutschland und ganz Europa wegen Autos

Der Halbleitermarkt wächst im Coronajahr

jh München – Der Halbleitermarkt wächst in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie. Die Branche kopple sich entgegen früheren Entwicklungen von der weltweiten Konjunktur ab, berichtete Stephan zur Verth, der Vorsitzende der Fachgruppe Halbleiter im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), in einem Pressegespräch. Während die globale Wirtschaftsleistung 2020 um rund 4 % schrumpfe, wachse der Halbleitermarkt um 4 bis 6 %. Der ZVEI schließt sich damit der Gesellschaft World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) an, die für die Branche mit einem Umsatzanstieg von 5,1 % auf 433 Mrd. Dollar rechnet. Für nächstes Jahr wird ein Anstieg um 8,4 % erwartet, der ZVEI nennt eine Prognosespanne von 8 bis 10 %.Antriebskräfte für das Wachstum in diesem Jahr sind nach zur Verths Angaben die USA und China. “Europa leidet dagegen”, sagte er. Grund sei, dass hier die Autoindustrie und die übrige Industrie 60 % des gesamten Halbleiterverbrauchs ausmachten. Der Anteil der Datentechnik, die in der Welt wegen der gestiegenen Nachfrage nach Computern gewachsen sei, sei in Europa relativ klein. So wird sich der europäische Halbleitermarkt in diesem Jahr um 4 bis 8 % auf 37 bis 38 Mrd. Dollar verkleinern. “Noch trauriger sieht es für Deutschland aus”, fügte zur Verth hinzu. Der Umsatz werde um mindestens 10 % auf rund 12 Mrd. Dollar sinken. Grund sei die große Bedeutung der Autoindustrie hierzulande.Der Blick auf die Produktkategorien zeigt, dass global nur die Sensoren (plus 8 %) und Speicherchips (plus 14 %) wachsen werden. Das Geschäft mit Speicherbauelementen ist sehr volatil: 2019 war der Umsatz um ein Drittel gefallen. Das Segment ist nach wie vor das größte in der Industrie (siehe Tabelle). USA mit Abstand vornDie Unternehmen mit Sitz in den USA dominieren mit einem Anteil von etwas mehr als der Hälfte den Welthalbleitermarkt. Chinesische Firmen waren vor 20 Jahren in der Statistik noch unsichtbar und lagen nach Daten der Marktforscher von IHS 2019 mit einem Anteil von 5 % an sechster Stelle knapp hinter Taiwan (6 %). Koreas Bedeutung stieg wegen der Speicherchipgrößen Samsung und Hynix seit 2001 von 6 auf 19 %, während Japans Anteil von 28 auf 10 % schrumpfte. Europäische Unternehmen pendeln um die 9 %.Damit die Produktion von Mikroelektronik in Europa bleibe, komme es vor allem darauf an, das Know-how hierzubehalten, sagte zur Verth. Das fange bei der Förderung von Nachwuchs an. Generell müsse ein größerer Aufwand als bisher betrieben werden. Dafür müssten die Industrie und die Politik zusammenarbeiten. Produktion aus Asien zurückzuholen werde nicht gelingen, vermutet der Branchenfachmann, der Manager des niederländischen Halbleiterherstellers NXP ist.Die EU-Kommission und die Bundesregierung wollen mit einem europäischen Gemeinschaftsprojekt “Important Project of Common European Interest” (IPCEI) wie die Batteriezellenproduktion die Mikroelektronik fördern, um die Souveränität in der Technologie zu stärken und Abhängigkeiten zu verringern. Mit Hilfe dieses Programms müssten Investitionen in künftiges Wachstum angestoßen werden, fordert zur Verth.