Der Mittelstand sorgt sich um Europa

Grundsätzlich positive Stimmung bei deutschen Unternehmern

Der Mittelstand sorgt sich um Europa

igo Stuttgart – Der deutsche Mittelstand fürchtet vor der anstehenden Europawahl um den Zusammenhalt zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Das hat eine Umfrage der Landesbank LBBW und des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung der Uni Tübingen ergeben. “Die Unternehmen machen sich mehr Sorgen um den Fortbestand der EU als mancher Politiker”, so der für Unternehmenskunden zuständige LBBW-Vorstand Karl Manfred Lochner.In der Umfrage wird deutlich, dass die deutschen Unternehmen in Europa deutlich mehr Vor- als Nachteile für ihre Geschäfte sehen. Probleme erkennen sie vor allem auf politischer Ebene. Für fast drei Viertel der befragten Mittelständler sind beispielsweise die Verschuldung einzelner EU-Staaten und deren Auswirkung auf den Euro zwei der drängendsten Probleme. Mehr als die Hälfte der Befragten bemängelten die Bürokratie in Europa und den Austritt der Briten aus der EU. Mit dem Fachkräftemangel rangiert erst auf Platz 5 der größten Sorgen ein primär wirtschaftliches Problem.62 % der Teilnehmer der Umfrage schätzen die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes für das eigene Unternehmen als hoch oder sehr hoch ein. Gut ein Viertel aller Befragten sieht einen mäßigen Nutzen für den eigenen Geschäftserfolg. Im vergangenen Jahr gingen fast 60 % der deutschen Warenexporte in EU-Länder. Ohne Großbritannien lag der Anteil bei 53 %. Für knapp 90 % der Befragten ist der Euroraum demnach einer ihrer drei wichtigsten Absatzmärkte. Entsprechend sehen 56 % der Befragten einen sehr hohen oder hohen Nutzen im Euro als gemeinsame Währung für das eigene Geschäft. Knapp ein Drittel sieht zumindest noch einen mäßigen Nutzen durch den Euro.Abgesehen von den politischen Problemen rund um Europa sind die meisten befragten Unternehmer zuversichtlich für ihre Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate. Jeweils mehr als 70 % der befragten Führungskräfte schätzen die Aussichten als sehr gut bis gut ein. Bei der gleichen Umfrage vor rund einem halben Jahr teilten nur 60 % diese Einschätzung, während es vor einem Jahr noch 15 Prozentpunkte mehr waren. Der LBBW zufolge zeigt sich daran die generelle Sorge um eine nachlassende Konjunktur. Vor einem Jahr sei die Bedrohung durch einen Handelskonflikt der USA mit China und Europa noch nicht im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gewesen. Neue InvestitionszieleUnverändert gegenüber den vorigen Umfragen zeigte sich die Investitionsbereitschaft der Firmen, wobei sich die Schwerpunkte änderten. 70 % der Firmen wollen im nächsten halben Jahr investieren. Während in den beiden letzten Umfragen rund 80 % in Expansionsvorhaben investieren wollten, sind es nun nur noch 60 %. Derzeit stünden neben Investitionen in Digitalisierungsprojekte vor allem Ersatzinvestitionen und Rationalisierungen im Vordergrund.