Der Mittelstand spürt den Abschwung
igo Stuttgart – Die deutschen Mittelständler spüren die konjunkturelle Beruhigung und sehen die wirtschaftliche Entwicklung sowohl im Euroraum als auch in außereuropäischen Märkten kritischer als noch vor einem halben Jahr. Das ergab der Mittelstandsradar der LBBW, für den die Bank mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen gut 200 mittelständische Entscheidungsträger befragt hat. Demnach verschlechterten sich zwischen den beiden Befragung die USA bei der Einschätzung als Absatzmarkt und Produktionsstandort unter allen Regionen am stärksten. Insbesondere die politischen Rahmenbedingungen werden als schlechter erachtet. Die USA teilen sich mit dem Vereinigten Königreich bei der Umfrage den letzten Rang.Die Befragten betrachten auch die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland, China und in der Eurozone als eher negativ. Dennoch gehen sie in allen drei Regionen weiterhin von einer positiven Wirtschaftsentwicklung aus. Mit 65 % bezeichnet die Mehrheit die eigene Geschäftslage als gut oder sehr gut. Vor einem halben Jahr waren es indes noch 91 %. Ähnlich entwickelten sich die Bewertungen des eigenen Umsatzes und Auftragseingangs. In der vorigen Umfrage waren bei 55 % der Firmen der Auftragsbestand und bei 63 % die Erlöse gestiegen. Nun geben noch 29 % steigende Ordereingänge und 43 % wachsende Umsätze an. Während die Geschäftsaussichten in den kommenden sechs Monaten in dieser Umfrage von 63 % als gut oder sehr gut eingeschätzt werden, waren es bei der vorigen Befragung noch 89 %. Effizienz hat PrioritätEine Verbesserung der Kostenstruktur, die Expansion in neue Märkte und Material- und Energieeffizienz finden sich vor diesem Hintergrund unter den Top-5-Prioritäten der Befragten. Gleichzeitig zeigen die abgefragten Investitionsschwerpunkte, dass der Mittelstand die Digitalisierung als Zukunftsthema erkannt hat. 75 % der befragten Firmen setzen hier einen Schwerpunkt, auf den Forschung und Entwicklung mit deutlichem Abstand folgt.Neben dem Ziel, die Kosten zu senken und mehr in IT und Digitalisierung zu investieren, treibt den Mittelstand der Fachkräftemangel um. 72 % der Unternehmen sehen ihn als negativ für ihre Geschäftsentwicklung. Dieser Faktor wird als wichtiger eingestuft als etwa steigende Rohstoffkosten (60 %). 11 % der Firmen sehen sich überhaupt nicht von dem Problem betroffen. Knapp 10 % leiden dagegen sehr stark und 50 % stark unter Fachkräftemangel.Ähnliche Ergebnisse brachte das Mittelstandspanel der KfW hervor, für das 9 666 Unternehmen mit bis zu 500 Mill. Euro Umsatz befragt wurden. Zwei Drittel von ihnen wollen in den nächsten drei Jahren neue Fachkräfte einstellen. 65 % davon rechnen jedoch damit, diese Stellen nur mit Abstrichen, verzögert oder überhaupt nicht besetzen zu können. Bei der letzten KfW-Umfrage dazu vor vier Jahren befürchteten noch 57 % der einstellenden Unternehmen Probleme bei der Rekrutierung. 77 % der Unternehmen gaben bei der aktuellen Befragung fehlende Fachkräfte als Ursache für die Einstellungsschwierigkeiten an.Als Gründe für den Fachkräftemangel geben die Firmen auf die Frage der LBBW sowohl bei Hochschulabsolventen als auch bei beruflich ausgebildeten Arbeitskräften die fehlende Zahl an Bewerbern an. Fehlende Qualifikation wird demnach hauptsächlich bei ausgebildeten Arbeitskräften als Ursache gesehen.Um dem Mangel entgegenzuwirken, halten 86 % der Befragten finanzielle Anreize für nicht ausreichend. Von einer erfolgsbasierten Vergütung versprechen sie sich bei 33 % der Facharbeiter und bei 23 % der Hochschulabsolventen Erfolg. Die Firmen setzen stattdessen auf Werbung, Empfehlungen der eigenen Mitarbeiter mit entsprechenden Incentives sowie Fort- und Weiterbildungsangebote. Gemeinsam mit steigenden Lohnkosten durch hohe Tarifabschlüsse trägt der Fachkräftemangel der LBBW zufolge daher deutlich zu den steigenden Aufwendungen der Firmen insgesamt bei.