Deutsche KI-Hoffnung Aleph Alpha erhält eine große Finanzspritze
Die deutsche KI-Hoffnung Aleph Alpha hat sich im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde mehr als eine halbe Milliarde Dollar gesichert und steigt mit dem Deal zu einem sogenannten Einhorn auf. Die Vereinbarung gab Unternehmensgründer und CEO Jonas Andrulis am Montag im Beisein von Investoren sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin bekannt. Aleph Alpha habe eine "extrem gesunde Equity Story", betonte Andrulis. Nach der jetzigen Finanzierungsrunde habe sein Unternehmen "genug Geld, dass wir Vollgas fahren können". Neben den zusätzlichen Mitteln seien aber vor allem die Partnerschaften mit den Investoren entscheidend für die Zukunft.
Aleph Alpha mit Sitz in Heidelberg wurde erst 2019 gegründet. Es zählt sich selbst zu den führenden Entwicklern generativer Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Die neue Finanzierung soll zu einer beschleunigten Produktentwicklung und -skalierung führen. Die Mittel fließen unter anderem in die Forschung und die Vermarktung mit ausgewählten Partnern.
Das frische Geld kommt aus einem breiten Konsortium mit sieben neuen Investoren, angeführt von den Unternehmen der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland etc.), Bosch Ventures sowie vom Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai), ein Projekt der Dieter-Schwarz-Stiftung, in dessen Rahmen in Heilbronn ein großes KI-Forschungszentrum entstehen soll. Mit dabei ist auch Hewlett-Packard (HP), SAP, Burda Principal Investments sowie die Berliner Beratungsfirma Christ & Company des Unternehmers und FDP-Politikers Harald Christ.
"Die aktive Weiterentwicklung der generativen KI wird für die technologische Souveränität Europas entscheidend sein", betonte Tanja Rückert, Chief Digital Officer des Robert-Bosch-Konzerns.
"Wahnsinnige Erfolgsgeschichte"
Zur genauen Bewertung seines Unternehmens wollte sich CEO Andrulis nicht äußern. Ob Aleph Alpha jetzt ein Einhorn sei – also mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet wird – oder nicht, hänge davon ab, wie man rechne, sagte er. Dies könne sich jeder selbst aussuchen. "Man kann aber ohne Probleme so rechnen, dass wir weit darüber hinaus sind."
Wirtschaftsminister Habeck sprach von einer "wahnsinnigen Erfolgsgeschichte". Diese zeige die großen Potenziale für die Branche in Deutschland. Das Land müsse aber aus der "abwartenden Haltung" herauskommen. Bislang sei Deutschland nicht so gut darin gewesen, privates Kapital für die KI-Entwicklung zu mobilisieren. In den USA werde zehnmal so viel wie in Europa investiert, unterstrich der Grünen-Politiker. Daher sei die jetzige Finanzierungsrunde von Aleph Alpha auch ein "kraftvolles Zeichen". Für Europa ist es nach Einschätzung von Habeck zugleich extrem wichtig, auf eine eigene Technologie im Bereich der KI setzen zu können.
Neben den europäischen Branchenhoffnungen rücken allerdings auch in Asien entsprechende Entwicklungen im Bereich der generativen KI zunehmend in den Fokus der Investoren. US-amerikanische KI-Chatbots wie OpenAIs ChatGPT oder Googles Bard sind in China nicht verfügbar. Der in Taiwan geborene Computerwissenschaftler und Unternehmer Kai-Fu Lee will sich das zunutze machen und hat Ende März ein Start-up mit eigenem Sprachmodell ins Leben gerufen.
01.AI im Fokus
Dieses Unternehmen soll nicht nur den Markt in der Volksrepublik, sondern auch darüber hinaus bedienen. Von Investoren wurde die Firma namens 01.AI im Rahmen einer Finanzierungsrunde nun mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet.
Wie viel Geld 01.AI genau eingesammelt hat, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass Lee als gleichzeitiger Gründer des Pekinger Wagniskapitalgebers Sinovation Ventures quasi in sich selbst investiert hat, da seine VC-Firma neben dem chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba und weiteren ungenannten Investoren an der Runde teilgenommen hat.
Das Sprachmodell Yi-34B von 01.AI steht Entwicklern ab sofort weltweit zur Verfügung – zunächst auf Chinesisch und Englisch, wobei noch weitere Sprachen folgen sollen. Es basiert auf einem Open-Source-Ansatz, was bedeutet, dass der Quellcode öffentlich einsehbar ist und modifiziert werden kann. Den gleichen Ansatz verfolgt auch das französische KI-Start-up Mistral, das derzeit ebenfalls kurz davor stehen soll, zu einem sogenannten Einhorn aufzusteigen.
Auch Mistral ist erst wenige Monate alt. Wie bei der chinesischen 01.AI ist auch bei den Franzosen noch unklar, welche konkreten Anwendungen künftig auf Grundlage des jeweiligen Sprachmodells angeboten werden sollen. Nicht zuletzt eint die beiden Unternehmen ihre jeweils reichlich mitgebrachte Expertise. So war Lee einst Vice President bei Google in China und hat zugleich mehrere Jahre bei Microsoft und Apple verbracht. Mistral-CEO Arthur Mensch war vor der Start-up-Gründung fast drei Jahre lang bei Googles KI-Tochter Deepmind beschäftigt.
Genaue Anwendungen noch unklar
Lee scheint es wichtig zu betonen, dass seiner Firma trotz der sich verschärfenden Regeln für den Export US-amerikanischer Chiptechnologie genug Rechenpower für künftige Weiterentwicklungen des Sprachmodells zur Verfügung steht. Wie viele andere chinesische KI-Entwickler habe man im Laufe des Jahres mit Blick auf die US-Sanktionen proaktiv Grafikchips gehortet, sagte der 61-Jährige in Interviews mit der Nachrichtenagentur Bloomberg und mit dem US-Portal „Techcrunch“. Die USA hatten erst im Oktober den Verkauf von Halbleitern eingeschränkt, die speziell für chinesische Kunden entwickelt wurden. Davon dürfte vor allem der kalifornische Hersteller Nvidia betroffen sein, dessen Chips als Schlüsseltechnologie für die Entwicklung von generativen KI-Anwendungen gelten.
Aleph-Alpha-CEO Andrulis ist vor der Konkurrenz aus China oder den USA nicht bange angesichts des Interesses an einer souveränen eigenen Technologie. Wichtig sei, dass es auch in der Regulierung ein Level Playing Field gebe, betont er.
Große Finanzspritze für KI-Hoffnung Aleph Alpha
Heidelberger Unternehmen sichert sich mehr als 500 Mill. Dollar – SAP, Bosch, HP und Schwarz-Gruppe dabei – Generative KI lockt Investoren auch in China
Generative künstliche Intelligenz zieht Investoren an: in China, aber auch in Europa. Die in Heidelberg ansässige deutsche KI-Hoffnung Aleph Alpha hat sich 500 Mill. Dollar gesichert. Mit an Bord sind große Namen, die das Unternehmen nun zum Einhorn machen. In China ist das einem erst im März gegründeten Start-up gelungen.