Deutsche Vorstandschefs verdienen mittelmäßig

Willis Towers Watson: Im europäischen Vergleich auf Platz 4 - Bezüge bei Dax-Unternehmen gesunken

Deutsche Vorstandschefs verdienen mittelmäßig

po Frankfurt – Deutschland gilt noch immer vielen als Hochlohnland mit entsprechend üppiger Bezahlung seiner Führungskräfte. Die Studie “CEO pay landscape in the Eurotop 100” von Willis Towers Watson rückt diesen Eindruck gerade. Danach verdienten die Vorstandsvorsitzenden deutscher Unternehmen 2015 im Schnitt weniger als ihre Kollegen in Europas 100 größten Unternehmen.Wie das Beratungsunternehmen feststellte, sind im vergangenen Jahr im Median die Bezüge der CEOs in den nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen in Europa um rund 6 % auf 5,8 Mill. Euro gestiegen. Dagegen sanken die Vergütungen in den Dax-Unternehmen in der gleichen Zeit von 5,1 auf 4,5 Mill. Euro. Damit rangiere Deutschland im europäischen Vergleich auf Rang 4. Schweizer TopverdienerAm besten werden nach der Untersuchung Topmanager von Schweizer Konzernen bezahlt. Ihre Gesamtvergütung sei im zurückliegenden Jahr um fast 15 % auf durchschnittlich 8,8 Mill. Euro gestiegen. Damit lägen die in der Schweiz arbeitenden Vorstandschefs um 52 % besser als der europäische Durchschnitt. Aber auch spanische CEOs erhielten mit 7,2 Mill. Euro mehr als ein Dax-Chef hierzulande. Auch in Großbritannien kommen Spitzenleute im Schnitt auf 6,8 Mill. Euro und verdienten damit erheblich besser als deutsche Topmanager. Den Vogel schoss dabei der Reinigungsmittel- und Drogerieartikelkonzern Reckitt Benckiser, an dem die deutsche Milliardärsfamilie Reimann mit etwa 15 % beteiligt ist, ab: Die direkte Gesamtvergütung für den CEO Rakish Kapoor erreichte im vergangenen Jahr knapp 21 Mill. Euro (siehe Grafik). Als einziger deutscher Topmanager schaffte es Daimler-Konzernlenker Dieter Zetsche mit 9,7 Mill. Euro mit Rang 9 unter die Top Ten. Berücksichtigt wurden nur Chefs, die ein volles Geschäftsjahr im Amt waren.In der Gehalts-Rangliste hinter den deutschen Dax-Chefs mussten sich 2015 die Vorstandsvorsitzenden in Frankreich, den Benelux-Ländern, Italien und insbesondere der nordeuropäischen Länder einreihen. Die dabei analysierte Gesamtdirektvergütung für ein Jahr setzt sich aus dem festen Grundgehalt, dem ausbezahlten Bonus, aufgeschobenen Bonuszahlungen (Deferral) sowie aus der langfristig gewährten variablen Vergütung zusammen. Dabei ist der Anteil der fixen Vergütung in der Eidgenossenschaft am niedrigsten.Hohe Gesamtdirektvergütungen bestehen laut Willis Towers Watson in der Regel zu mindestens zwei Dritteln aus variablen Bestandteilen. Der Anteil der Long Term Incentives sei mit 47 % in Großbritannien am höchsten. Pharma zahlt am bestenNach Branchen aufgegliedert ermittelte Willis Towers Watson, dass die größten europäischen Unternehmen der Pharma- und der Konsumgüterindustrie mit 10,4 Mill. Euro und 7,6 Mill. Euro am höchsten entlohnten. Sie lägen im Schnitt um 81 % und 31 % oberhalb des Durchschnitts für die führenden 100 europäischen Konzerne.Nach wie vor setzten die regulatorischen Entwicklungen die Rahmenbedingungen für die europäische Vorstandsvergütung. Zudem halte der Druck auf die Offenlegungspraxis an, und der Einfluss von Aktionären und Stimmrechtsberatern nehme zu.