Deutschen Unternehmen droht "Cyber-Dschihad"

Experten warnen vor Attacken wie auf TV 5 - Fernsehanstalten hierzulande sehen sich gut vorbereitet

Deutschen Unternehmen droht "Cyber-Dschihad"

BZ Frankfurt – Ein offenbar von Anhängern der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) verübter Cyberangriff hat den öffentlich-rechtlichen französischen Fernsehsender TV 5 Monde und dessen Webseiten stundenlang lahmgelegt. Die französische Regierung verurteilte die Attacke und versprach eine intensive Suche nach den Hintermännern. Experten warnen vor ähnlichen Vorfällen in Deutschland. Das Bundesinnenministerium bezeichnete die IT-Sicherheitslage als angespannt. Für konkrete Rückschlüsse sei es noch zu früh.Schon in den vergangenen Monaten sorgten IS-Sympathisanten mit Angriffen im Netz für Aufsehen. So brachte eine Hackergruppe mit dem Namen Cybercaliphate die Konten des US-Militärkommandos Centcom bei Twitter und Youtube unter ihre Kontrolle. Das Twitter-Konto des US-Magazins “Newsweek” wurde ebenfalls Opfer dieser Gruppe. Doch auch deutsche Medienunternehmen sind potenzielle Ziele im “Cyber-Dschihad”. Die Fernsehsender hierzulande betreiben nach einer Umfrage der dpa denn auch einen hohen Aufwand, um sich gegen Hackerangriffe wie in Frankreich zu schützen.Nach Einschätzung eines Sprechers der Redaktion ARD aktuell, die unter anderem die “Tagesschau” produziert, haben die Schutzmaßnahmen dort einen hohen Standard. “Auf die Sicherung der Sendesysteme wird dabei besonderes Gewicht gelegt. Die Maßnahmen schließen auch die Schärfung des Bewusstseins für die Gefahr digitaler Angriffe ein”, sagte er der dpa.Auch der private Fernsehkonzern ProSiebenSat.1, zu dem unter anderem die Sender Sat.1, Kabel eins und ProSieben gehören, verwies auf ein umfassendes Sicherheitskonzept und ein eigenes Notfallmanagement. “Unsere IT-Systeme sind mehrfach abgesichert und redundant ausgelegt. Dadurch bieten wir eine höchstmögliche Sicherheit, sowohl für unsere Sender als auch die digitalen Angebote. Für unsere zusätzliche, mehrstufige Security-Software setzen wir nur die neueste Technik ein und überprüfen die Systeme regelmäßig auf Durchlässigkeit”, sagte eine Sprecherin der Sendergruppe in Unterföhring. Die Deutsche Welle prüft ebenfalls regelmäßig die Sicherheit. “Wir sind, was alle verfügbaren Hardware- und Softwarelösungen angeht, auf dem jeweils neuesten Stand”, sagte ein Sprecher des deutschen Auslandssenders. Zudem gebe es einen internationalen Austausch mit anderen Anstalten, um aus Hackerangriffen wie jetzt bei TV 5 Monde zu lernen. “Wenn es da zu irgendwelchen handfesten Erkenntnissen kommt, jetzt in diesem konkreten Fall, kann man davon ausgehen, dass das in diesem Kreise auch geteilt wird, um sich gegen ein neu bekanntgewordenes Phänomen schützen zu können.” Man könne jedoch “ein Restrisiko trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie ganz ausschließen”.Das ZDF hält sich in Fragen des Computerschutzes bedeckt. Man könne die IT-Sicherheitsvorkehrungen “nicht öffentlich bekannt machen”.Zu den wichtigsten Vorkehrungen für Unternehmen gehört nach Einschätzung von Experten eine detaillierte Planung, wie im Falle eines Cyberangriffs zu reagieren ist. In Deutschland verfügt bislang allerdings nur knapp die Hälfte der Unternehmen über einen Notfallplan, wie eine Umfrage des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) ergeben hat. Im Notfall keinen PlanUnter den Betrieben mit 500 oder mehr Mitarbeitern verfügten immerhin 62 % über ein Notfallmanagement, teilte der Verband mit. Bei mittelständischen Firmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern seien es 54 % und bei kleineren Betrieben mit zehn bis 99 Beschäftigten 46 %. Insgesamt hätten 49 % aller Unternehmen für den Ernstfall Vorsorge getroffen.”Digitale Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datendiebstahl führen zu schweren Schäden und können Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen”, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Alle Unternehmen müssten auf solche Situationen vorbereitet sein. Der Verband befragte 1 074 Firmen.