Online-Essensdienst

Deutschland wird für Takeaway zum Profitcenter

Das Deutschlandgeschäft mausert sich zum Gewinnbringer für die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway.com. Im laufenden Jahr will der Online-Essensbestelldienst das Bestellwachstum beschleunigen.

Deutschland wird für Takeaway zum Profitcenter

hek Frankfurt – Die Übernahme des Deutschlandgeschäfts von Delivery Hero macht sich für Just Eat Takeaway.com zunehmend bezahlt. Das geht aus dem Jahresbericht des niederländisch-britischen Online-Essensbestelldienstes hervor. Im deutschen Markt erwirtschaftete der Konzern im vergangenen Jahr aus 374 Mill. Euro Umsatz eine stattliche Marge vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen von 33,4%. Damit ist die operative Rendite höher als im wichtigsten Markt Großbritannien (29,8%) und liegt weit über dem Niveau in Kanada und erst recht im Segment Rest der Welt, das rote Zahlen schreibt. Der Heimatmarkt Niederlande ist allerdings mit 43% Marge noch profitabler.

Mit ihrer Tochtergesellschaft Lieferando beherrscht Just Eat Takeway das deutsche Online-Essensgeschäft. Der Marktanteil wird mit knapp 100% angegeben. Ende 2018 hatte der Konzern das Deutschlandgeschäft des Konkurrenten Delivery Hero (Lieferheld, Foodora, Pizza.de) für damals knapp 1 Mrd. Euro übernommen und damit den verlustträchtigen, von hohen Werbekosten geprägten Kampf um Kunden und Marktanteile beendet. Mit dem Deal räumte die in Berlin ansässige Delivery Hero das Feld und ist seither nicht mehr in Deutschland unterwegs. Konzernweit erzielte Just Eat Takeaway im vergangenen Jahr 256 Mill. Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), bereinigt um Sonderfaktoren. Kosten für das Head Office von 165 Mill. Euro sind berücksichtigt.

Der Ergebnisanstieg bleibt mit 18% aber hinter der Umsatzausweitung um 54% zurück. Folglich gab die operative Marge von 13,9% im Vorjahr auf 10,7% nach. Diese Zahlen beziehen sich auf eine vergleichbare Basis, die ab 15. April 2020 konsolidierte britische Just Eat ist also seit Anfang 2019 berücksichtigt. Für die Großbank UBS ist der operative Gewinn im zweiten Halbjahr 2020 höher als erwartet ausgefallen. Das habe vor allem an der Entwicklung in Großbritannien gelegen.

Mit Blick auf die operative Profitabilität ist Just Eat Takeaway sehr viel weiter als die hochdefizitäre, aber schneller wachsende Delivery Hero. Die Berliner haben 2020 Verluste (bereinigtes Ebitda) von 16% und einschließlich zusätzlicher Investitionen von 20% des Umsatzes eingefahren.

Wachstum vor Gewinn

Für das laufende Jahr erwartet Firmenchef Jitse Groen eine Beschleunigung des Orderwachstums im Vergleich zu 2020, als die Bestellungen um 42% auf 588 Millionen zulegten. Marktanteile hätten Priorität vor der Gewinnerzielung, heißt es. Die Corona-Pandemie hat dem Geschäft laut Groen Rückenwind beschert. Angesichts geschlossener Restaurants und Ausgangsbeschränkungen bestellen viel mehr Menschen online ihr Essen und lassen es sich nach Hause liefern. In Deutschland zogen die Bestellungen auf vergleichbarer Basis um 43% auf 112 Millionen an.

Auf eine Prognose verzichtet das Management unter Verweis auf die laufende Integration von Just Eat und die im Juni 2020 angekündigte Übernahme des US-Essensdienstes Grubhub via Aktientausch für 7,3 Mrd. Dollar, die in der ersten Jahreshälfte unter Dach und Fach kommen soll. Der Deal dürfte Just Eat Takeaway zum größten Essenslieferdienst außerhalb von China machen.

Unter dem Strich stehen 151 (2019: 115) Mill. Euro Verlust, die vor allem auf Kosten für den Just-Eat-Erwerb und die Grubhub-Akquisition sowie auf Amortisationen zurückgehen. Für die Beteiligung von 33% am brasilianischen Essenslieferdienst iFood sucht Just Eat Takeaway einen Käufer. Mehrere Angebote – das höchste belief sich nach Firmenangaben auf 2,3 Mrd. Euro – seien aber ausgeschlagen worden. Die Mehrheit an iFood hält die zur südafrikanischen Naspers-Gruppe gehörende Prosus. Naspers ist auch größter Aktionär (21%) von Delivery Hero.

Just Eat Takeaway
Konzernzahlen 1
in Mill. Euro20202019
Kundenzahl (Mill.)6048
Restaurants (Tsd.)244173
Bestellungen (Mill.)588413
Bruttowarenwert129008600
Umsatz23981557
Adjusted Ebitda256217
in % des Umsatzes10,713,9
Jahresergebnis 2–151–115
1) auf vergleichbarer Basis; 2) nach IFRSBörsen-Zeitung