Private Equity

DFL stoppt Investoreneinstieg nach „Zerreißprobe“

Die Fußball-Bundesliga bricht die Verhandlungen mit dem Finanzinvestor CVC über einen milliardenschweren Einstieg ab. Das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zieht damit die Konsequenz aus Diskussionen um und Protesten gegen den Deal.

DFL stoppt Investoreneinstieg nach „Zerreißprobe“

DFL stoppt Investoreneinstieg nach „Zerreißprobe“

Fanproteste bringen geplanten Milliarden-Deal mit Finanzinvestor CVC zu Fall

cru Frankfurt

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat den geplanten Milliarden-Deal zur Beteiligung des Finanzinvestors CVC an den Medienerlösen nach anhaltenden Fanprotesten abgesagt. „Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich“, teilte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke nach der außerordentlichen Sitzung des Präsidiums in Frankfurt mit. Der Beschluss sei einstimmig.

Damit zerschlagen sich die Hoffnungen von CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius. Die Private-Equity-Firma, die bereits an der Ligue 1 in Frankreich und La Liga in Spanien beteiligt ist, hatte sich trotz des heftigen Gegenwinds der Bundesliga-Fans mit 8% an einer zu schaffenden DFL-Tochter für die Verwertung der Medienrechte beteiligen wollen. CVC hätte dafür 1 Mrd. Euro bezahlt, die in den Aufbau der digitalen Vermarktung der Bundesliga im Ausland hätten fließen sollen, um so den finanziellen Rückstand gegenüber anderen europäischen Ligen wie Premier League, La Liga und Serie A aufzuholen. Das ist nun vom Tisch. Offiziell lehnte CVC einen Kommentar dazu ab. Im Umfeld des Bieters hieß es, man akzeptiere den DFL-Entschluss und nehme ihn „sportlich“.

DFL-Aufsichtsratschef Watzke sagte: „Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen (...) für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb (...) gefährden.“ Die Tragfähigkeit eines Vertragsabschlusses könne „nicht mehr sichergestellt werden“.

Die Bundesliga-Clubs hatten zwar im Dezember mit der erforderlichen und knapp erreichten Zweidrittelmehrheit dem Präsidium das Mandat für den Deal erteilt. Doch es war ins Gerede gekommen, ob das Quorum mit unlauteren Mitteln erreicht wurde, weil der Vertreter von Hannover 96 entgegen der Anweisung seines Vereins abgestimmt habe. Zuletzt hatte deshalb der 1. FC Köln einen Antrag angekündigt, dem Präsidium das Deal-Mandat wieder zu entziehen. Das DFL-Präsidium ist laut Watzke „auch in Würdigung aller rechtlichen Aspekte zu der Überzeugung gekommen, dass etwaige weitere Abstimmungen keine Lösung bringen würden“. Daniel Mittler, Geschäftsführer der Bürgerbewegung Finanzwende, erklärte: „Die Entscheidung der DFL ist eine gute Nachricht für alle Fußball-Fans – und für alle, die nicht jeden Aspekt des täglichen Lebens der Logik der Finanzmärkte unterordnen wollen. Der Einstieg von CVC in die Bundesliga-Vermarktung hätte eine neue Dimension der Profitorientierung des Fußballs bedeutet.“

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