Die Hoffnung auf eine selige US-Weihnacht lebt

Von Sebastian Schmid, New York Börsen-Zeitung, 25.11.2014 Seit dem Wochenende brummt in den Malls von Amerikas Vorstädten, die über weite Strecken des Jahres verwaist wirken, wieder das Weihnachtsgeschäft. Offiziell beginnt es zwar erst am...

Die Hoffnung auf eine selige US-Weihnacht lebt

Von Sebastian Schmid, New YorkSeit dem Wochenende brummt in den Malls von Amerikas Vorstädten, die über weite Strecken des Jahres verwaist wirken, wieder das Weihnachtsgeschäft. Offiziell beginnt es zwar erst am kommenden Donnerstag mit dem verlängerten Thanksgiving-Wochenende. Doch das bislang schwache Einzelhandelsjahr 2014 hat die meisten Einzelhändler dazu verleitet, vorzeitig mit den Feiertagsrabatten zu beginnen.Die Bedingungen zum Start könnten kaum günstiger sein. Der Benzinpreis hat mit einem landesweiten Durchschnitt von 2,89 Dollar je Gallone (3,785 Liter) das niedrigste Niveau seit Dezember 2010 erreicht, wie der Automobilverband AAA mitteilt. Für die auf ihre Autos angewiesenen Amerikaner ist das pünktlich zur Geschenksaison eine spürbare finanzielle Entlastung – im Schnitt zahlen US-Haushalte über 350 Dollar pro Monat für Sprit. Laut AAA dürften monatlich zwischen 40 und 50 Dollar Einsparungen je Haushalt möglich sein.Doch trotz der hervorragenden Voraussetzungen dürften nicht alle Einzelhändler gleichermaßen profitieren. Vor allem am unteren Ende der Einkommensskala zeigt sich, dass wenig von der Ersparnis in den Einzelhandel geht. Wal-Mart hat zwar den Umsatz flächenbereinigt zuletzt wieder leicht gesteigert. Das Plus von einem halben Prozentpunkt ist angesichts der Einsparungen aber verschwindend gering. Wenn man dann noch bedenkt, dass die höherpreisigen “Neigbourhood”-Märkte mit 5 % Wachstum den Konzern insgesamt nach oben gezogen haben, wird klar, dass am unteren Ende wenig passiert ist.Anderen Einzelhändlern geht es nicht besser. Dem Discount-Kaufhausbetreiber J. C. Penney misslang es sogar, den enttäuschenden Umsatz des Vorjahresquartals zu steigern. Gap verbesserte den Umsatz zwar, die günstige Kernmarke erlöste aber weniger. Der Videospielehändler Gamestop konnte trotz neuer Spielekonsolen der marktführenden Anbieter Sony und Microsoft für das abgelaufene Vierteljahr einen 0,7-prozentigen Erlösrückgang nicht vermeiden.Der Start in die Thanksgiving-Woche scheint nach ersten Umfragen zwar vielversprechend. Allerdings war die Aussagekraft der Thanksgiving-Woche zuletzt auch überschaubar. In drei der vergangenen sechs Jahre war das Wachstum in der Thanksgiving-Woche schwächer als das der gesamten Weihnachtssaison, in den anderen drei Jahren war es stärker. Vor der Finanzkrise war es zumeist schwächer gewesen, so dass sich daran ablesen ließ, wie stark der Einzelhandel wohl mindestens zulegen würde. Das gilt mittlerweile aber wohl nicht mehr. Ein Hauptgrund dürfte sein, dass die Dauer der Rabattaktionen stetig ausgeweitet wird und auch die Öffnungszeiten am und um den Feiertag jedes Jahr eine Anpassung erfahren. Ein positives Zeichen gibt es allerdings. Eine stärkere Korrelation zwischen der Entwicklung der Einzelhandelserlöse in der Weihnachtszeit und den saisonal geschaffenen Arbeitsplätzen der Händler. Laut Capital Economics sagen diese einem Anstieg der Erlöse um 6 % voraus – das wäre das kräftigste Plus seit 2006. Es könnte doch noch eine selige Weihnacht für den US-Einzelhandel werden – ganz unabhängig von der laufenden Thanksgiving-Woche. ——–Ein Benzinpreis auf Mehrjahrestief bietet dem US-Einzelhandel beste Voraussetzungen.——-