Die Rückkehr der Türkei
lis Frankfurt – Die Ausgaben für Urlaubsreisen sind in Deutschland im vergangenen Jahr auf einen Höchstwert gestiegen. Ausgegeben wurden insgesamt fast 68 Mrd. Euro, 5 % mehr als 2017. Allen Unkenrufen zum Trotz fanden dabei vor allem Pauschalreisen ihre Käufer, für dieses Segment wurde sogar 7 % mehr ausgegeben. Damit summieren sich die Umsätze für die organisierten Reisen auf 36 Mrd. Euro, die lange totgesagte Pauschalreise kommt auf einen Marktanteil von 53 %.Das Geschäft mit organisierten Reisen profitiert derzeit davon, dass typische Pauschalreiseziele wie die Türkei oder Ägypten gerade im Trend sind. Vor allem die Türkei sei nach den Krisenjahren 2016 und 2017 “kraftvoll” zurückgekommen, sagt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, vor Journalisten in Frankfurt. Zudem hätten die Airline-Pleiten der jüngsten Vergangenheit den Verbrauchern vor Augen geführt, dass die Pauschalreise die “risikofreie Variante” des Urlaubs sei. Denn während der Kunde, der nur den Flug bei der pleitegegangenen Airline gebucht hat, in die Röhre schaut, sind Pauschalreisende über ihren Veranstalter abgesichert. Genau diese Sicherheit belastet aber die Veranstalter in Zeiten von Airline-Pleiten finanziell, so dass die Ergebnislage der Unternehmen trotz eines deutlichen Umsatzzuwachses angespannt ist. Gewinnrückgang bei AlltoursSo teilte die Düsseldorfer Alltours-Gruppe am Mittwoch mit, vor allem wegen der Insolvenzen der Fluggesellschaften Air Berlin und Niki einen Gewinnrückgang um ein Drittel verbuchen zu müssen. Das Vorsteuerergebnis ging im per Oktober zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2017/18 auf 42 Mill. Euro zurück nach 63 Mill. Euro im Vorjahr.Grund seien vor allem hohe Kosten für die Umbuchung von betroffenen Passagieren der Airlines gewesen, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Düsseldorf. Umsatz und Gästezahlen verbesserten sich dagegen um jeweils 4 %.Pauschalreisen liegen vor allem bei Urlaubern im Trend, die älter als 50 Jahre sind, hat das Marktforschungsinstitut GfK ermittelt. Diese Bevölkerungsgruppe steht auch für das Gros der Reiseausgaben insgesamt mit einem Marktanteil von 57 %. Die nachwachsenden Generationen greifen dagegen seltener nach Pauschalreisen und buchen auch öfter im Internet als beim stationären Vertrieb. Die GfK hat zudem festgestellt, dass sich Verbraucher zwar immer häufiger in Reisebüros informieren, dann aber später doch online buchen. Im vergangenen Jahr wurden 43 % der rund 68 Mrd. Euro Erlöse über Online-Kanäle gebucht, vor vier Jahren lag der Anteil noch bei 35 %.Laut GfK hat weder die Zahl der Reisenden in Deutschland spürbar zugenommen, noch sind die Preise für Urlaubsreisen deutlich gestiegen. Die touristischen Ausgaben steigen vielmehr deshalb seit Jahren an, weil die, die reisen, öfter und länger urlauben.Für das laufende touristische Jahr, das im November gestartet ist, bleibt der Reiseverband DRV kurz vor Beginn der Reisemesse ITB in Berlin in der kommenden Woche verhalten optimistisch. Aufgrund der prognostizierten weltweiten Konjunkturabschwächungen werde das Jahr aber wohl “anspruchsvoll”, sagte DRV-Präsident Fiebig. Dennoch rechne die Branche mit einer leichten Steigerung im unteren einstelligen Prozentbereich. Bis Ende Januar hatten die für den bevorstehenden Sommer kumulierten Buchungsumsätze noch 2 % unter dem Vorjahreswert gelegen. Diese waren aber mit einem Plus von 18 % im Vergleich zu 2017 besonders hoch ausgefallen, was den aktuellen Stand relativiere. “Wir rechnen in den nächsten Wochen mit weiter anziehenden Buchungen”, verbreitet Fiebig Zuversicht.Mit Belastungen durch den bevorstehenden Brexit rechnet der Verband vor allem im Geschäftsreisesegment, das im vergangenen Jahr auf rund 8 Mrd. Euro über Reisebüros abgewickelte Erlöse kam. Insgesamt hatte der Markt für Geschäftsreisen in Deutschland zuletzt ein Volumen von rund 52 Mrd. Euro.