Jetzt umsatzstärkstes Land

Die USA sind die Nummer 1 für Bertelsmann

Nordamerika ist als erlösstärkste Region von Bertelsmann an Deutschland vorbeigezogen. Finanzvorstand Rolf Hellermann bleibt trotz der Handelsbarrieren von US-Präsident Donald Trump gelassen.

Die USA sind die Nummer 1 für Bertelsmann

Die USA sind Nummer 1 für Bertelsmann

Deutschland in Umsatzrangfolge überholt – CFO: Handelsbarrieren treffen uns nicht so stark

jh München

Nordamerika hat Deutschland als wichtigste Absatzregion von Bertelsmann abgelöst. Im vergangenen Jahr wuchs der Erlös in den USA und Kanada auf einen Anteil von 29%. „Das ist eine Verdoppelung seit 2011“, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe in der Online-Bilanzpressekonferenz. Dagegen verringerte sich der Beitrag von Deutschland – des bis zum vergangenen Jahr erlösstärksten Marktes – von 37% im Jahr 2011 auf zuletzt 27%. Am Konzernergebnis hat Nordamerika nach Rabes Worten sogar einen Anteil von rund 40%.

„Im Moment wachsen fast alle Geschäftssegmente in Nordamerika“, berichtete Finanzvorstand Rolf Hellermann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Buchverlagsgruppe Penguin Random House habe sich stark entwickelt. Bertelsmann wolle in der Region weiterhin sowohl aus eigener Kraft als auch mit Akquisitionen zulegen. Er verwies auf den Dienstleister Arvato, der vor kurzem einen US-amerikanischen Logistikanbieter übernommen hat. Damit steigt die Konzerngesellschaft in den wachsenden Online-Handel im Mode- und Lifestyle-Geschäft ein.

„Fast vollständig lokales Geschäft in den USA“

Auf die Frage nach den Folgen der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump hob Hellermann die Bedeutung des Marktes für Bertelsmann hervor: „Die USA sind weiterhin der größte und innovativste Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsmarkt der Welt.“ Die Wirtschaftspolitik werde aufmerksam beobachtet. Der Finanzvorstand zeigt sich gelassen: „Unsere Geschäfte in den USA sind fast vollständig lokal. Handelsbarrieren treffen uns nicht so stark.“ Er erwähnt Lieferungen von Papier aus Kanada und von Druckerzeugnissen aus China in die USA.

Die Konjunkturschwäche in Europa und besonders in Deutschland trifft vor allem das TV-Werbegeschäft der Bertelsmann-Tochter RTL (76%). Hellermann verspricht sich Impulse von den vom Bund beschlossenen Sondervermögen: „Ich habe die Hoffnung, dass sich das Vertrauen und die Stimmung der Konsumenten aufklaren werden.“

Folgen der Streiks in Hollywood

Im vergangenen Jahr sank der Umsatz von Bertelsmann um etwa 6% auf knapp 19 Mrd. Euro. Bereinigt um den Verkauf des Callcenter-Betreibers Majorel im November 2023 ergibt sich ein Anstieg von 3,3%. Das selbst gesteckte Ziel, den Erlös des fortgeführten Geschäfts um mehr als 5% zu steigern, wurde verfehlt. „Das Wachstum von 3,3% ist zufriedenstellend“, kommentierte der Finanzchef die Entwicklung. Dass es unter der Planung blieb, begründete er mit dem Produktionsgeschäft des RTL-Tochterunternehmens Fremantle. Es litt unter Folgewirkungen der Streiks der Filmindustrie in Hollywood im Jahr 2023 sowie den gekürzten Budgets von Streaming-Diensten und von werbefinanzierten TV-Sendern.

Leichtes Wachstum erwartet

Für dieses Jahr erwarten Rabe und Hellermann einen Anstieg des Umsatzes um 4 bis 5% und ein höheres Ergebnis. „Das Ergebnis wird ungefähr proportional mit dem Umsatz zunehmen“, fügte der Finanzchef hinzu. 2024 blieb das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im fortgeführten Geschäft mit 3,1 Mrd. Euro stabil. Wird der Verkauf von Majorel ausgeklammert, ergibt sich ein Anstieg um 11%. Das Konzernergebnis ging um 290 Mill. auf gut 1 Mrd. Euro zurück. 2023 hatte vor allem die Trennung von Majorel das Ergebnis aus Beteiligungsverkäufen auf 731 Mill. Euro gehoben. 2024 waren es nur 4 Mill. Euro.

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