Aktivistischer Investor

Diese Schwachstellen sieht Petrus Advisers bei Teamviewer

Mangelndes Urteilsvermögen, Hybris, teure Sport-Werbeverträge, die nur Geld verbrennen: Der aktivistische Investor Petrus Advisers geht mit Teamviewer hart ins Gericht. Die Vorwürfe zielen insbesondere auf CEO Oliver Steil ab.

Diese Schwachstellen sieht Petrus Advisers bei Teamviewer

sar Frankfurt

Der aktivistische Investor Petrus Advisers hat seinem Unmut über die schwache Performance der Teamviewer-Aktie seit dem Börsengang in einem offenen Brief an CEO Oliver Steil und den seit September amtierenden Finanzchef Michael Wilkens Luft gemacht. Der Investor hält nach eigenen Angaben knapp unter 3% an dem Göppinger Softwareanbieter.

Petrus Advisers sieht Teamviewer am Markt in einer Vertrauenskrise und geht insbesondere mit CEO Steil hart ins Gericht. Die drei Gewinnwarnungen des Jahres 2021 würden die Glaubwürdigkeit des CEO schwer belasten, moniert der Investor. „Vom Markt dürfen Sie daher keinen Vertrauensvorschuss für die Transformation des Geschäftsmodells erwarten“, meint der Aktivist. Angesichts einer Marktkapitalisierung von noch 2 Mrd. Euro und eines Nettogewinns von 50 Mill. Euro hätten viele Investoren „aufgegeben“.

Mangel an Urteilsvermögen

Der damals für die Finanzen verantwortliche CFO Stefan Gaiser hat Teamviewer bereits verlassen. Er hatte im vergangenen Herbst angekündigt, seinen Vertrag nach vier Jahren nicht zu verlängert. Der Vertrag von CEO Steil wurde damals dagegen bis Oktober 2024 verlängert. Spätestens zum Ende des kommenden Jahres dürften dort also üblicherweise wieder die Gespräche über eine Weiterführung starten. Der größte Vorwurf des Aktivisten trifft denn auch in erster Linie den CEO: Petrus Advisers sieht in den teuren Sport-Sponsorings „ein Zeichen von Hybris und schlechtem Urteilsvermögen“ und bezeichnet sie als „Geldverbrennungsmaschinen“. Berichten zufolge zahlt der Softwarekonzern rund 50 Mill. Euro jährlich für einen bis zum Ende der Saison 2025/26 laufenden Sponsoring-Vertrag mit dem britischen Fußballverein Manchester United. Den Vertrag hat Teamviewer nur gut ein Jahr nach Anlaufen des Sponsorings wieder gekündigt. Zudem sollen „Möglichkeiten zur Anpassung des bestehenden Vertrags“ geprüft werden, teilte Teamviewer mit.

Hinzu kommt ein im Frühjahr 2021 verkündeter Werbevertrag mit dem Formel-1-Team von Mercedes, der bis zum Ende der Rennsaison 2025 läuft und ebenfalls mit mehreren Millionen Euro zu Buche schlagen soll. Teamviewer selbst äußert sich zur genauen Höhe der Sponsorings mit Verweis auf vertragliche Vereinbarungen nicht. Petrus Advisers nennt in seinem Schreiben eine Summe von 70 Mill. Euro pro Jahr für die Sponsoren-Verträge mit Manchester United und Mercedes-Formel-1.

Der Aktivist hat offenbar den Eindruck, das Management angesichts dieser Summen auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen: „Teamviewer ist nicht SAP, Oracle oder Mercedes“, heißt es in dem Schreiben. Man werde „nicht tolerieren“, dass Teamviewer das 1,4-fache des Nettogewinns in Sponsorings stecke. Der Aktivist spricht sogar von einem „verprassen“ der Gelder.

Der Schritt an die Öffentlichkeit soll offenbar Druck aufbauen, nachdem der Aktivist sich vom Teamviewer-Management nicht ausreichend gehört fühlt: „Anscheinend haben Sie unseren Punkt aber noch immer nicht verstanden“, moniert der Investor. Darauf ließen Aussagen zur Bedeutung des Markenwertes schließen, der durch die Werbeverträge befeuert werden sollte. Einen relevanten Markenbildungseffekt habe man bislang leider nicht feststellen können. Petrus Investors fordert vom Management den sofortigen Beginn von Ausstiegsverhandlungen, um die Verträge vor 2026 zu beenden und kann sich einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen: „Sehr gerne unterstützen wir Sie dabei mit Empfehlungen für internationale Sportanwälte mit relevanter Erfahrung“, heißt es in dem Brief.

Anteil aufgestockt

Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: Von der grundsätzlichen Strategie des Managements, sich künftig auf hochwertigere Kunden zu fokussieren, ist Petrus Advisers überzeugt. Teamviewer möchte sein Geschäft von kleinen und mittelständischen Kunden (SMB) stärker hin zu größeren Kunden (Enterprise) ausbauen. Das Enterprise-Geschäft verspricht höhere Wachstumsraten und längerfristige Kundenbeziehungen. „Wir schätzen das Wertpotenzial von Teamviewer höher ein und haben unseren Anteil erhöht“, verkündete Petrus Advisers. Entsprechend legte die Aktie am Donnerstag auch zunächst zu. Allerdings sieht der Aktivist einen Absturz „hinab zu einer fast nicht investierbaren, vernachlässigbaren Equity-Story“. Man stimme mit CFO Wilkens überein, dass M&A in absehbarer Zukunft keine Priorität sein dürfe. Stattdessen fordert Petrus Advisers weitere Aktienrückkäufe, um den Kurs zu stützen. Teamviewer hat in diesem Jahr bereits ein Rückkaufprogramm im Volumen von 300 Mill. Euro abgeschlossen.

Teamviewer hat im Zuge der Ergebnisvorstellung für das Geschäftsjahr 2022 ein Update zum Thema Kapitalallokation angekündigt. Darüber hinaus teilte das Unternehmen nur wenig konkret mit, es bewerte „ kontinuierlich die Notwendigkeit von Investitionen in seine Marke und die Sichtbarkeit seiner SMB- und Enterprise-Lösungen vor dem Hintergrund der Unternehmensstrategie und der makroökonomischen Aussichten.“

Petrus Advisers schließt seinen Brief an die beiden Vorstände mit dem Hinweis, der Investor werde „den Fortschritt, der allein in Ihrer Verantwortung und an Ihrer aktiven Strategie liegen kann, überwachen.“ Für CEO Steil könnte das fast wie eine Drohung klingen.

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