Digitalisierung dürfte CFO wichtiger machen

Oliver Wyman: Hohe Erwartungen, wenig umgesetzt

Digitalisierung dürfte CFO wichtiger machen

Von Sebastian Schmid, FrankfurtDie Vorteile der Digitalisierung für die Industrie sind mannigfaltig. Durch Vernetzung von Produktionsanlagen lässt sich etwa vorausschauende Wartung realisieren, die Ausfallzeiten minimieren hilft. Transformatorisch wirkt die Digitalisierung aber auch in die Unternehmenssteuerung hinein. Ein Gewinner dieser Entwicklung dürfte der Finanzvorstand sein, wie die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman in einer Studie ermittelt hat. “Mit der Digitalisierung erhält der Finanzvorstand neue analytische Instrumente, die er heute noch nicht hat. Damit wird er als Sparringspartner zur Beurteilung strategischer Entscheidungen noch bedeutender”, erklärt Jörg Stäglich, Partner bei Oliver Wyman und Co-Autor. Allerdings sei es nach wie vor eine große Herausforderung, auch nur die Grundlagendaten zusammenzutragen. “Zudem ist eine wesentliche Hürde für die sinnvolle Anwendung digitaler Systeme in der Unternehmenssteuerung der enorme Übersetzungsbedarf vom Management zur IT.”Digitalisierung und Automatisierung könnten zwar wesentlich dazu beitragen, dass der Finanzvorstand effizienter wird. 93 % der Befragten gaben an, mit Effizienzgewinnen sei zu rechnen. Allerdings erklärten sieben von zehn befragten Finanzressort-Führungskräften, dass sich ihre Planungsprozesse in den vergangenen Jahren technisch nicht signifikant weiterentwickelt hätten.Zehn Tage dauere es im Schnitt, bis das monatliche Reporting abgeschlossen sei, geht aus der Befragung hervor. Für die Jahresplanung gehen meist drei, teilweise sogar sechs Monate ins Land. 40 % der Befragten rechnen damit, dass sich Aufgaben und Prozesse künftig dramatisch wandeln werden. Oliver-Wyman-Partner und Co-Autor Thomas Fritz erwartet, dass sich die Anforderungen an Finanzchefs wandeln. “Kaufmann sein, tut sicher auch künftig nicht weh, wenn man als CFO tätig ist. Es wird aber andere Qualifikationskriterien geben – etwa die Analysefähigkeiten -, deren Bedeutung wachsen dürfte.”Auch wenn die Vorteile der Digitalisierung je nach Branche unterschiedlich bewertet werden, tue sich derzeit “noch keine Branche bei der Digitalisierung des Finanzressorts besonders hervor”, so Fritz. Allerdings marschiere der Energiesektor mit seinen Plänen etwas vorneweg – “wohl auch, weil es in dieser lange eher ruhigen Branche mit Atomausstieg, Netzabspaltung, etc. zuletzt sehr turbulent zuging”, spekuliert er.Dass es bei steigender Bedeutung des Finanzvorstands zu einem Kompetenzgerangel im Vorstand kommen könnte, erwartet Oliver Wyman nicht. “Um die Chancen der Digitalisierung in der Unternehmenssteuerung zu nutzen, ist Teamarbeit im Vorstand wichtiger denn je. Wenn in einem Unternehmen Machtkämpfe dominieren, wird es sicher ein anderes geben, in dem es CEO, CFO, COO und CIO schaffen, an einem Strang zu ziehen”, so Fritz.