US-AUTOZÖLLE

DIHK wertet Trumps Pläne "fast als Provokation"

Mehraufwand für Industrie von 6 Mrd. Euro jährlich - US-Händler: Käufer müssen Lasten tragen - Dudenhöffer: China viel wichtiger

DIHK wertet Trumps Pläne "fast als Provokation"

ge Berlin – Mit einer ungewohnt harschen Stellungnahme reagierte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) auf die drohende Anhebung von Einfuhrzöllen für Autoimporte in die USA. Aspekte der nationalen Sicherheit als Begründung für höhere Zollschranken anzuführen sei “an den Haaren herbeigezogen”, urteilte DIHK-Präsident Eric Schweitzer – “wir müssen das schon fast als Provokation werten”. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump das heimische Handelsministerium angewiesen zu prüfen, ob Autoeinfuhren die nationale Sicherheit des Landes bedrohten. Dann könnte er auf eigene Faust über Zölle entscheiden. “Schlüsselindustrien wie Autos und Autoteile sind entscheidend für die Stärke unserer Nation”, erklärte Trump. “Wirtschaftliches Desaster”Sollten die Zölle auf Autos, Lkw und Autoteile tatsächlich angehoben werden – laut “Wall Street Journal” um bis zu 25 Punkte auf dann 27,5 % – rechnet Schweitzer mit Mehrbelastungen von gut 6 Mrd. Euro jährlich. “Ich gewinne immer mehr den Eindruck, als würden die USA nicht mehr an Wettbewerb um Ideen und Kunden glauben, sondern nur noch an das Recht des vermeintlich Stärkeren.” Das Ifo-Institut in München ermittelt ähnliche Belastungen. Demnach würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch US-Autozölle um etwa 5 Mrd. Euro (oder 0,16 % des BIP) gedrückt. Die Effekte der vermutlich vom 1. Juli an geltenden Zölle auf Aluminium- und Stahlprodukte seien mit etwa 40 Mill. Euro dagegen vergleichsweise vernachlässigbar, sagt Gabriel Felbermayr, Leiter des Ifo-Zentrums für Außenhandel. Relativ am stärksten betroffen wäre mit einem Minus von 0,39 % vom BIP Mexiko (siehe nebenstehende Tabelle).Für die deutschen Autobauer, die von einer möglichen Zollerhöhung mehr als andere Produzenten betroffen wären, kommt die nach mehrfacher Drohung nunmehr eingeleitete Untersuchung nicht überraschend. Gleichwohl beobachten BMW, Mercedes, VW & Co. die aktuelle Entwicklung “aufmerksam und mit Sorge”, erklärte Bernhard Mattes, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Dem Verband zufolge exportierten die deutschen Autobauer im vergangenen Jahr knapp 500 000 Pkw nach Amerika – ein Minus von einem Viertel gegenüber 2013. Umgekehrt wurde in dieser Zeit die Produktion an US-Standorten um fast ein Drittel auf 804 000 Autos ausgeweitet, womit 7,4 % aller in den USA gefertigten Fahrzeuge von einem deutschen Hersteller sind. Gut jedes zweite von Mercedes, VW und BMW in den USA produzierte Auto werde ausgeführt. Damit sei der Anteil an den gesamten Autoausfuhren mit rund einem Viertel dreimal so hoch wie der US-Marktanteil.Aber nicht nur hiesigen Autobauern, auch US-Verbrauchern droht Ungemach. Zölle sind Steuern, sagt Cody Lusk, Präsident der American International Automobile Dealers Association, und somit hätten amerikanische Familien die Lasten möglicher Zölle zu tragen. Autoimporte als Bedrohung der nationalen Sicherheit zu bewerten wäre ein “selbstverschuldetes wirtschaftliches Desaster” für amerikanische Konsumenten, Autohäuser und dort Beschäftigte. USA wurden längst überholtAuch für Holger Bingmann, den Präsidenten des Außenhandelsverbandes BGA, ist es “völlig schleierhaft”, wie man darauf kommen kann, dass die Einfuhr von Autos die nationale Sicherheit gefährden könne. Mögliche Importzölle auf Autos seien ein weiterer Tiefschlag für die transatlantischen Handelsbeziehungen. “Diese Zölle würden der deutschen Wirtschaft ebenso schaden wie den amerikanischen Verbrauchern.” Gleichwohl sollte die EU einen kühlen Kopf behalten und sich nicht eine Politik aufzwingen lassen, die keiner will, mahnte Bingmann, auch wenn es angesichts “immer neuer Provokationen” nicht leichtfalle. Umso mehr begrüße der BGA die aktuellen Ge-spräche von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Peking für einen besseren Marktzugang für deutsche Firmen.Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer sind China und die Entwicklung in Russland sowie Indien deutlich wichtiger als der stagnierende US-Automarkt. “USA war mal das Zentrum für die Autobranche. Diese Zeiten sind längst vorbei und werden nicht wieder kommen”, urteilt der Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Uni Duisburg-Essen. Schon heute verkauften Daimler und BMW nur noch jedes zehnte Auto in den USA, bei VW sei der Anteil noch geringer. Auf dem merklich größeren Markt China setzte VW 40 % ihrer Fahrzeuge ab, bei BMW und Daimler seien es knapp ein Drittel.