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Disney zieht bei Hulu ins Gefecht

Disney will die restlichen Anteile an Hulu für 8,6 Mrd. Dollar übernehmen, um die Konkurrenz zum eigenen Dienst zu verringern. Comcast ist die Bewertung zu gering.

Disney zieht bei Hulu ins Gefecht

Disney zieht bei Hulu ins Gefecht

Medienriese will Restanteile für 8,6 Mrd. Dollar – Streaming-Branche vor Herausforderungen

hei Frankfurt

Der Medienriese Disney treibt die Neuausrichtung seines Streaming-Geschäfts voran und will für 8,6 Mrd. Dollar die restlichen 33% der Anteile an dem konkurrierenden Portal Hulu übernehmen, die noch im Besitz von Comcast bzw. NBC Universal sind. Der Preis bewertet den Wettbewerber des eigenen Dienstes Disney mit insgesamt 27,5 Mrd. Dollar, eine Summe, die vereinbart wurde, als Disney den Rivalen 21st Century Fox erwarb.

Hulu gehörte ursprünglich Disney, 21 Century Fox und NBC Universal zu je einem Drittel. Nachdem Disney den Bieterkampf um Fox für sich entschieden hatte und damit auch zwei Drittel der Hulu-Anteile erwarb, erhielt NBC ein Verkaufsrecht für den eigenen Hulu-Anteil.

Preislatte höher gelegt

Inzwischen hat der Konzern allerdings die Preislatte höher gelegt. Comcast-Chef Brian Roberts hatte Hulu, die nach jüngsten Angaben 48 Millionen Abonnenten hat, zuletzt als „Königsmacher“ in der zunehmend wettbewerbsintensiven Streaming-Branche bezeichnet und eine Bewertung von strammen 60 Mrd. Dollar zugrunde gelegt. Marktführer Netflix, die knapp 240 Millionen Kunden weltweit hat, wird an der Börse derzeit mit 183 Mrd. Euro bewertet. Damit sollte ein Hulu-Kunde rechnerisch offenbar fast doppelt so viel wert sein wie ein Netflix-Abonnent.

Für Disney-Chef Bob Iger ist die Preisforderung von Roberts eine Kampfansage. Denn Iger steht unter Druck des Aktivisten Nelson Peltz, der zuletzt Kursrücksetzer bei dem Medienriesen genutzt hatte, um seine Beteiligung auf ein Paket im Wert von 2,5 Mrd. Dollar auszubauen. Seither kämpft der Investor um einen Board-Sitz für sein Vehikel Trian Fund Management. Disney, deren Aktie im laufenden Jahr bereits 12% verloren hat, blickt gemessen an einem Fünfjahreshoch während der Pandemie bei 189 Dollar auf eine lange Kurstalfahrt, vor allem wegen der immensen Verluste in der Streaming-Sparte.

Scharfer Wettbewerb

Der Markt ist zunehmend umkämpft, Branchenprimus Netflix hat die Gefechtslage mit der Einführung eines werbefinanzierten Abonnements verschärft. Das Produkt hat die Marke von 15 Millionen Teilnehmern überschritten und wird von Netflix nun ausgebaut. Disney macht hohe Verluste, allein im dritten Quartal rund 500 Mill. Dollar, auch wenn damit der Fehlbetrag gegenüber dem Vorjahr halbiert wurde. Preiserhöhungen, die Disney vorgenommen hat, sind im Wettbewerb Grenzen gesetzt, sie belasten das Wachstum. Deshalb setzt Iger auf eine Konsolidierung der Branche.

Schwierige Finanzierung

Eine Übernahme der restlichen Hulu-Anteile für 8,6 Mrd. Dollar könnte Disney aus Barmitteln stemmen. Die Preisforderung von Comcast beläuft sich auf rund 20 Mrd. Dollar. Dies würde eine Finanzierung erfordern, die im gegenwärtigen Umfeld auch für den Unterhaltungskonzern zur Herausforderung werden könnte. Iger, der im November 2022 erneut an die Konzernspitze gerückt war und somit seinen eigenen Nachfolger Bob Chapek abgelöst hatte, sah sich bereits veranlasst, eine Rosskur einzuleiten. Im Februar kündigte er die Streichung von 7.000 Jobs sowie Einsparungen von insgesamt 5,5 Mrd. Dollar an. Die inhaltliche Ausrichtung des Entertainment-Angebots und der Vertrieb sollen sich wieder verstärkt an finanziellen Faktoren orientieren, zudem hebt Iger den Sportsender ESPN als Wertschöpfungstreiber hervor. Für diesen strebt Disney Investitionen eines strategischen Partners an.

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