ALIBABA

Doppelter Denkzettel

Das jährlich auf den 11. November fallende weltgrößte Online-Shoppingfestival zum sogenannten Singles Day (wegen der vielen Einsen im Datum) ist gestern auf seinen Höhepunkt zugerauscht und hinterlässt Millionen zufriedene Verbrauchergesichter im...

Doppelter Denkzettel

Das jährlich auf den 11. November fallende weltgrößte Online-Shoppingfestival zum sogenannten Singles Day (wegen der vielen Einsen im Datum) ist gestern auf seinen Höhepunkt zugerauscht und hinterlässt Millionen zufriedene Verbrauchergesichter im Reich der Mitte. Wie immer ist es den chinesischen Technologie- und E-Commerce-Riesen, allen voran Alibaba und JD.com, gelungen, neue Transaktionsrekorde aufzustellen und Chinas Konsumenten zur Einkaufsorgie mit angehängter Rabattschlacht aufzuputschen.Das erfolgreiche Singles-Day-Festival und ein allgemeiner Nachfrageschub für Onlinehandelsaktivitäten in Covid-Zeiten ist eine hervorragende Nachricht für chinesische Technologiewerte – könnte man meinen. Ein Blick auf die Kursentwicklung der Tech-Giganten zeichnet jedoch ein völlig anderes Bild. Es ist zu einem regelrechten Blutbad gekommen. Binnen zwei Tagen haben die führenden chinesischen Technologieanbieter im Durchschnitt 11 % eingebüßt. Wie passt das zusammen?Den Spielverderber an der Börse macht erneut die chinesische Regierung mit einem höchst vage formulierten Regulierungsvorstoß zur Begrenzung der Monopolstellung von Technologie- und Internetfirmen, der ihnen aus heiterem Himmel serviert wurde. Aus dem Papier geht nicht hervor, welche Regulierungsmaßnahmen im Einzelnen getroffen werden. Das hat Methode. Bei der keinesfalls zufällig rund um den Singles Day und die jährliche Alibaba-Gala getimten Strafaktion geht es nicht um Details. Vielmehr soll chinesischen Tech-Firmen klargemacht werden, dass sie als Highflyer-Unternehmen im Privatsektor auch künftig unter dem Joch der Parteiführung stehen und ihre Marktmacht nichts gegenüber der Staats- und Parteimacht bedeutet.Dabei scheint Peking vor allem Alibaba und deren Gründer und Starentrepreneur Jack Ma im Visier zu haben. Diesem wurde vergangene Woche in einer spektakulären Aktion der seines Zeichens weltgrößte Börsengang des Fintech-Konzerns Ant Group kurz vor der Ziellinie mit einem ebenfalls vagen Regulierungsvorstoß ein Bein gestellt. Zuvor hatte Ma die Parteigranden mit einer gesalzenen Kritik am Fintech- und Bankregulierungswesen in China anscheinend maßlos verärgert. Dafür hat er nun zu dem in China als Doppel-Elf bekannten Shoppingfest einen doppelten persönlichen Denkzettel verpasst bekommen. Von Jack Ma hört man keinen Piep mehr. Es ist einsam um ihn geworden. Auch das passt irgendwie zum Singles Day.