Medizintechnik

Dräger vergrätzt Anleger mit neuem Ausblick

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk rechnet mit Umsatz- und Ergebnisrückgang im kommenden Jahr. Die Aktie geht auf Talfahrt, aber bessere Zeiten sollen in Sicht sein.

Dräger vergrätzt Anleger mit neuem Ausblick

ste Hamburg

Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat seine Vorzugsaktie am Mittwoch mit der Ankündigung ergebnisbelastender Einmalkosten im vierten Quartal sowie genauerer Angaben zum erwarteten Umsatz- und Ergebnisrückgang im kommenden Jahr auf Talfahrt geschickt. Das Papier des familiendominierten SDax-Unternehmens rutschte nach Handelsbeginn um bis zu 15% auf 57,40 Euro ab, ehe es sich im weiteren Tagesverlauf teilweise erholte. Die DZ Bank, die den Ausblick für 2022 als massiv enttäuschend wertete, halbierte das Kursziel auf 47 Euro und rät nun zum Verkauf (bislang Kauf) der Aktie.

Dräger hatte am Vorabend mitgeteilt, dass für das laufende Geschäftsjahr inzwischen eine operative Rendite (Ebit-Marge) im Bereich des unteren Endes des seit Juni in Aussicht gestellten Korridors zwischen 8 und 11 (i.V. 11,6)% wahrscheinlicher sei. Das Unternehmen, das 2021 unverändert von einem währungsbereinigten Umsatzrückgang zwischen 2 und 6% verglichen mit 2020 ausgeht, verwies auf Einmalaufwendungen von rund 30 Mill. Euro, die das Ergebnis des vierten Quartals belasten würden.

Aufgrund starker Überkapazitäten im weltweiten Markt für FFP-Masken und des damit verbundenen Nachfrageeinbruchs werde man die im Zuge der Pandemiebekämpfung aufgebauten Produktionskapazitäten für Masken im kommenden Jahr nicht auslasten können, erklärte Dräger. Daher würden Investitionen aus den Jahren 2020 und 2021 teilweise wertberichtigt. Zudem werde man die Fertigung für den Covid-19-Antigen-Schnelltest bis auf Weiteres einstellen, da videoüberwachte Selbsttestungen aus politischen Gründen nicht mehr als 3G-gültiger Testnachweis anerkannt würden. Vorläufige Geschäftszahlen für 2021 will Dräger Mitte Januar vorlegen, ebenso eine endgültige Prognose für das kommende Geschäftsjahr.

Für 2022 hatte das Unternehmen bislang in Aussicht gestellt, dass Umsatz und Ergebnis infolge einer weiteren Normalisierung der Nachfrage nicht an das Niveau von 2021 anknüpfen können. Nun präzisierte Dräger die Einschätzung. Demnach wird das Umsatzvolumen bei 3 Mrd. bis 3,1 (i.V. 3,41) Mrd. Euro erwartet – unterhalb der von Warburg Re­search angeführten Analystenkonsensschätzung von 3,14 Mrd. Euro. Verglichen mit 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, entsprächen die prognostizierten Erlöse einem Wachstum von rund 8 bis 11%, fügte Dräger hinzu. Die Ebit-Marge, die 2019 ein Niveau von 2,4% erreichte, soll 2022 in einer Spanne zwischen 1 und 4% landen.

In Lübeck wird damit gerechnet, dass sich die in den vergangenen Wochen registrierte merkliche Ab­schwächung der Nachfrage nach Produkten in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie 2022 weiter fortsetzen wird. In einigen Märkten sei es im Laufe der vergangenen zwei Jahre zu außergewöhnlich hohen Investitionen in intensivmedizinisches Gerät wie Beatmungsgeräte ge­kommen, die sich in dieser Form nicht fortsetzen würden, so Dräger. Neben dem erwarteten geringeren Umsatz wird 2022 auch eine niedrigere Bruttomarge erwartet, die sich negativ auf das Ergebnis auswirke. Sinkende Verkäufe von Beatmungsgeräten führten zu einer geringeren durchschnittlichen Marge.

Über den ungünstigeren Produktmix hinaus würden zudem deutlich höhere Preise bei Vorprodukten, Rohstoffen und Elektronikkomponenten sowie unverändert hohe Fracht- und Logistikkosten auf die Profitabilität drücken, so das Unternehmen. Zugunsten eines stärkeren mittelfristigen Wachstums investiere man ferner in einigen Märkten gezielt in den Ausbau des Vertriebs. Auch soll weiter in Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Segment Medizintechnik investiert werden.

Dräger fügte hinzu, davon auszugehen, ab 2023 zu positivem Wachstum zurückzukehren und auch wieder eine höhere Profitabilität auszuweisen.

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