Deloitte-Studie

Drastischer Rückgang im Erdgasverbrauch erwartet

Wachsendes Risiko für neue Erdgasförderprojekte: Die Erdgasnachfrage in Deutschland wird nach einer Studie von Deloitte bis 2050 dramatisch zurückgehen.

Drastischer Rückgang im Erdgasverbrauch erwartet

Deloitte: Erdgasnachfrage
bricht drastisch ein

Förderung von Erdgasprojekten infrage gestellt

ab Düsseldorf

Bis 2050 wird Erdgas nur noch etwa 1% am Primärenergieverbrauch in Deutschland ausmachen – vorausgesetzt, die Staaten halten ihre Klimazusagen ein. Das ist das Ergebnis der Studie "Natural gas demand outlook 2050", die Deloitte zusammen mit dem Öko-Institut erstellt hat. Schon bis 2030 werde hierzulande mit 650 Terawattstunden (TWh) ein Drittel weniger Erdgas nachgefragt als 2021, bis 2040 reduziert sich die Nachfrage gemäß der Studie um zwei Drittel. Eine ähnliche Entwicklung wird für die EU vorhergesagt.

Damit stünden Investitionsentscheidungen für neue Erdgasförderprojekte in der EU oder Deutschland infrage, glaubt Bernhardt Lorentz, globaler Consulting-Leiter Nachhaltigkeit und Klima bei Deloitte: "Es besteht die Gefahr, dass diese Projekte aufgrund der Entwicklung scheitern werden, sollten globale Klimaverpflichtungen eingehalten werden."

Falsche Anreize vermeiden

Erschwerend komme hinzu, dass sich nur Russland, Norwegen und Algerien in Pipeline-Reichweite zu Europa befänden. Der LNG-Markt werde dagegen von den USA, Katar und Australien dominiert. Vor diesem Hintergrund sei es entscheidend, dass neue Erdgasförderprojekte von einem klaren Konzept begleitet würden, wie die Anlagen später umgewandelt werden könnten, empfiehlt Felix Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik im Öko-Institut. In jedem Fall gelte es zu vermeiden, Anreize zu schaffen, die zu einer längeren Nutzung von Erdgas in den Gasförderländern führten.

Größter Rückgang im Gebäudesektor

Gemäß der Studie, der eine datengestützte und modellbasierte Analyse zugrunde liegt, entfällt die Hälfte des bis 20230 erwarteten Nachfragerückgangs auf den Gebäudesektor, auf den dann weniger als 300 TWh entfallen. Im Stromsektor sollen zeitgleich mehr als 80% des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Laut Studie sinkt der Erdgasanteil an der Nettostromerzeugung bis 2050 auf weniger als 1%. In der Industrie dürften die Maßnahmen zur Dekarbonisierung dagegen erst von 2030 an Dynamik entfalten – allen voran in den Sektoren Eisen & Stahl, Zement und Chemie. Dann werde Erdgas peu à peu durch strom- und wasserstoffbasierte Lösungen ersetzt.

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