M&A

DSV wird Favorit für Schenker-Milliardendeal

Das Transportunternehmen Bahri aus Saudi Arabien hat sich aus dem milliardenschweren Bieterkampf um die Bahn-Logistiktochter Schenker zurückgezogen. Im Rennen sind jetzt nur noch zwei Interessenten.

DSV wird Favorit für Schenker-Milliardendeal

DSV nun Favorit für Schenker-Milliardendeal

Bahri aus Saudi-Arabien aus dem Rennen – Bernstein attestiert dänischem Logistikkonzern mehr Synergien als CVC – Bieter werden knapp

cru/ahe Frankfurt/Berlin

Im milliardenschweren Verkaufsprozess für DB Schenker werden langsam die Bieter knapp. Das staatliche Öltransportunternehmen Bahri aus Saudi-Arabien, das mit 15 Mrd. Euro das bisher höchste Gebot abgegeben hatte, hat sich aus dem Bieterrennen um die Bahn-Logistiktochter zurückgezogen. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Es hätte nur winzige Synergien zwischen Bahri und DB Schenker gegeben, heißt es zur Begründung. „Spekulationen über einzelne Bieter oder gar die Höhe der bisherigen, noch nicht bindenden Gebote für DB Schenker kommentieren wir grundsätzlich nicht", sagte eine Bahn-Sprecherin.

Noch im Rennen sind nun der dänische Logistikkonzern DSV und ein Konsortium um den Finanzinvestor CVC. Mit im Boot von CVC sind der arabische Staatsfonds Adia (Abu Dhabi Investment Authority) und der Staatsfonds GIC aus Singapur, der unter anderem am deutschen Industriegase-Familienkonzern Messer beteiligt ist. Dem CVC-Konsortium wurde nachgesagt, mit 14 Mrd. Euro eines der bisher höchsten Gebote abgegeben zu haben.

Nach Angaben aus Finanzkreisen bot DSV bisher mit 10 Mrd. Euro am wenigsten. Die Staatsfonds ADQ (Abu Dhabi Developmental Holding Company) und Mubadala sowie der Finanzinvestor Carlyle und der dänische Containerschiff-Reederei Maersk hatten sich schon vorher zurückgezogen.

DSV mit höchster Marge

„DSV hat die höchsten Margen in der Branche und könnte DB Schenker auf das eigene Niveau hieven“, urteilt Alex Irving, Analyst beim Research-Riesen Bernstein. „Deshalb sind die Dänen aus unserer Sicht der Favorit für die Übernahme von Schenker.“ Kartellprobleme wären nicht zu erwarten. Jedes der Branchenschwergewichte Kühne+Nagel, DHL, DSV und DB Schenker hat nur einen kleinen Marktanteil von 5% oder weniger.

Für die Übernahme spricht auch, das bei DSV der ehemalige COO, CFO und M&A-Architekt Jens Lund als CEO im Februar an die Spitze gerückt ist, der sich mit Akquisitionen und ihrer Integration bestens auskennt. Im Mai 2021 übernahm DSV für 4,2 Mrd. Dollar die Logistiksparte des kuwaitischen Frachtunternehmens Agility Logistics und wurde damit das drittgrößte Frachtunternehmen der Welt.

Zur Bieterkonkurrenz von DSV erklärt Bernstein-Analyst Irving: „Eine genauere Untersuchung ihrer Geschäfte und Perspektiven zeigt, dass DB Schenker - zumindest wirtschaftlich - für andere Bieter weniger wert ist als für DSV.“ DSV habe das größte Synergiepotenzial und das geringste Umsetzungsrisiko. Deshalb sollte Schenker den Dänen am meisten wert sein. Die finanzielle Feuerkraft des CVC-geführten Konsortiums dürfte zwar nicht außer Acht gelassen werden. Aber: „Wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Vernunft durchsetzen wird und dass DB Schenker bis Ende des Jahres in Dänemark übernommen wird“, so Irving.

Keine Synergien für Bahri

Während Bahri, die 85% vom Umsatz im Rohölgeschäft macht, praktisch keinerlei Synergien mit dem Speditionsgeschäft von DB Schenker gehabt hätte, sieht es beim CVC-Konsortium ähnlich aus: In den letzten Jahren hat das Private-Equity-Unternehmen zwar mehrere Logistikdienstleister aufgekauft, allen voran Scan Global – ein dänisches Speditionsunternehmen. Außerdem hat CVC gerade einen Rekord-Buyout-Fonds mit 26 Mrd. Euro Volumen aufgelegt.

Erfolgsbilanz bei Übernahmen

Doch obwohl Scan Global seit 2016 durch Fusionen und Übernahmen erheblich gewachsen ist, ist das Unternehmen mit einem Achtel des Luftfrachtvolumens und einem Fünftel des Seefrachtvolumens nur ein mittelgroßer Akteur im Vergleich zum Koloss DB Schenker. Die Synergien zwischen Scan Global und dem deutschen Speditionsunternehmen sind daher weitaus geringer als bei DSV, so dass das Geschäft für CVC weniger wert wäre als für DSV. „Damit bleibt DSV als logischer Käufer in der Pole Position“, kommentiert Irving. „Da Maersk aus dem Rennen ist und sowohl Bahri als auch das CVC-geführte Konsortium Gefahr laufen, aufgrund praktisch fehlender Synergien zu viel zu zahlen, ist DSV unserer Ansicht nach der Spitzenreiter: Es verfügt über die höchsten Margen in der Branche und das größte Synergiepotenzial durch die Verbesserung von DB Schenker auf sein eigenes Niveau. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz bei der Durchführung von Fusionen und Übernahmen.“

Der staatliche Logistikkonzern Bahri aus Saudi-Arabien ist aus dem Rennen um DB Schenker ausgeschieden. Jetzt bieten nur noch zwei Interessen für die Speditionstochter der Deutschen Bahn. Im August werden verbindliche Offerten vom dänischen Logistiker DSV und dem Konsortium des Finanzinvestors CVC fällig.

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