DSW fordert Gehaltsdisziplin ein
Mit Umsetzung der EU-Aktionärsrechterichtlinie müssen die Systeme zur Vorstandsvergütung in den Unternehmen angepasst werden. Die Aktionärsvereinigung DSW warnt vor unerwünschten Exzessen infolge der Neujustierung und fordert die Aufsichtsräte auf, die Systeme zu entrümpeln.swa Frankfurt – Managergehälter bleiben im Fokus der Aktionärsvertreter. Neue gesetzliche Vorgaben und Veränderungen im Deutschen Corporate Governance Kodex werden teilweise zu deutlichen Veränderungen in den Vergütungssystemen und ihrer Darstellung führen, warnt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW, im Pressegespräch. Die Aktionärsvereinigung werde intensiv darauf achten, “dass die Notwendigkeit, Änderungen in den Systemen vorzunehmen, nicht ausgenutzt wird, um die Gesamtvergütung nochmals deutlich zu erhöhen”, erklärt der Anlegerschützer. Bei “unangemessenen Maximalvergütungen” werde die DSW die neuen gesetzlichen Möglichkeiten nutzen, um eine Herabsetzung der Höchstvergütung herbeizuführen.Nach den angepassten gesetzlichen Vorgaben muss für Vorstandsmitglieder eine Maximalvergütung festgesetzt werden. Siemens, die traditionell den Auftakt in die Hauptversammlungssaison übernimmt, ist vorangegangen und hat als Erste die neuen Vergütungsregeln umgesetzt – aus Sicht der DSW “relativ gut”, sagt Tüngler. Allerdings versäumte es der Dax-Konzern in der Einladung zum Aktionärstreffen, den Maximalwert für den CEO auch konkret zu nennen. Es wurde eine Präsentation nachgereicht und der Wert von 15,6 Mill. Euro enthüllt. Der Vorschlag fand die Zustimmung von 94,5 %. Auch die DSW habe für das neue System votiert. “Druckfehler” bei ContiBei Continental hat die Aktionärsvereinigung auf der virtuellen Hauptversammlung gestern nach Angaben von Tüngler gegen die Vorstandsvergütung gestimmt, weil sie die Maximalvergütung für zu hoch hält. Der Autozulieferer hatte Anfang Juni in der Einladung zur Hauptversammlung einen Höchstbetrag für das CEO-Salär von 12,8 Mill. Euro genannt, für CFO und Chief Human Relations Officer 7,5 Mill. und für die restlichen Vorstände 6,9 Mill. Euro. Ende des Monats hat der Dax-Konzern dann mit Hinweis auf “Druckfehler” die Tagesordnung korrigiert auf 11,5 Mill. für den Vorstandschef, und 6,7 bzw. 6,2 Mill. Euro für die Kollegen in der Führungsriege. Das fand nun eine hohe Zustimmung von 97,41 % des vertretenen Kapitals -höher als bei Siemens und Daimler. Das niedrigste Votum kassierte in der laufenden Saison bislang die Deutsche Börse, wo die Höchstgrenze bei 9,5 Mill. Euro gesetzt ist. Entrümpelung empfohlenTüngler appelliert an die Aufsichtsräte, die in den vergangenen 15 bis 20 Jahren “laufend angepassten und ständig aufgerüsteten” Vergütungssysteme “radikal zu vereinfachen” und die Komplexität deutlich zu verringern. Den Mut zu einem solchen Schritt hatte aus seiner Sicht bislang noch keine Gesellschaft. Es seien immerhin erste Tendenzen zu erkennen, “indem zum Beispiel Mid-Term-Pläne entfallen”. “Wir möchten die AGs ausdrücklich dazu animieren, endlich eine solche Entrümpelung zu wagen”, sagt Tüngler.In der Transparenz gibt es nach Einschätzung von DSW-Vergütungsexpertin Christiane Hölz Nachholbedarf bei MDax-Unternehmen. Insbesondere die Angaben zur Zielerreichung in der variablen Entlohnung suchten Anleger oftmals vergeblich.Im europäischen Vergleich sind die Dax-CEOs marktüblich bezahlt – weit abgeschlagen allerdings hinter den Kollegen in den USA. Die durchschnittliche Entlohnung der Chefs der im Dow Jones geführten Unternehmen kletterte 2019 um 15,6 % auf 19,5 Mill. Euro – der Löwenanteil aktienkursbasiert, wie die Erhebung von DSW und TU München, Lehrstuhl von Gunther Friedl, zeigt.