"Eine riesige Chance für unsere Wirtschaft"
Von Andreas Heitker, BrüsselDer Green Deal, also der nachhaltige Umbau der gesamten europäischen Wirtschaft, ist für die neue EU-Kommission das mit Abstand wichtigste Projekt für die kommenden Jahre. Eine eigenständige Wasserstoff-Strategie hat die Brüsseler Behörde dabei zwar nicht angekündigt. Aber die Weiterentwicklung von Wasserstofftechnologien gilt in der Kommission als einer der zentralen strategischen Ansatzpunkte bei der Umsetzung des grünen Umbaus. Schaut man etwas genauer in die Veröffentlichungen zum Green Deal, so wird an verschiedenen Stellen bereits explizit darauf hingewiesen: in der Verkehrspolitik, wenn es um die Entwicklung alternativer Antriebsstoffe geht, in der Energiepolitik vor allem mit Blick auf die Weiterentwicklung der Gasinfrastruktur sowie auch in der Industriepolitik, zum Beispiel bei der angestrebten Entwicklung einer CO2-freien Stahlerzeugung.Der exekutive EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans, der für die Umsetzung des Green Deal verantwortlich ist, gilt als großer Wasserstoff-Fan. Er verweist gerne darauf, dass es darum geht, die europäische Industrie zu schützen und ihr zu helfen, von fossiler Energie loszukommen. “Hydrogen kann eine riesige Chance für unsere Wirtschaft sein”, betonte Timmermans jüngst. Die EU könne beim Thema Wasserstoff eine weltweit führende Rolle einnehmen.Die EU-Kommission will in den kommenden Wochen und Monaten ihr Vorgehen präzisieren. Bereits in dieser Woche will sie ihr Klimaschutzgesetz veröffentlichen und in der nächsten Woche die mit Spannung erwartete Industriestrategie. Laut ersten schon bekannten Entwürfen werden dabei Themen wie Wasserstoff und grüne Mobilität eine der zentralen Rollen einnehmen. Das Thema alternative Kraftstoffe wird auch im weiteren Jahresverlauf noch einen wichtigen Part in der Gesetzgebung der Kommission spielen, unter anderem mit Blick auf Schwertransporte und auf die Ladeinfrastruktur. Ökonomisch unrentabelDerzeit, so verlautet aus den zuständigen Fachressorts der Kommission, klemmt es bei den verschiedenen Wasserstofftechnologien oft noch sowohl beim Angebot als auch – damit einhergehend – bei der Nachfrage. “Sobald grüner Wasserstoff in großen Mengen und zu geringeren Kosten verfügbar ist, werden viele Anwendungen in der Mobilität, der Industrie und dem Energiesektor plötzlich wirtschaftlich rentabel”, lautete die Botschaft der Behörde auf der großen Wasserstoff-Konferenz “Hydrogen for Climate Action” im letzten Herbst in Brüssel. Technisch gesehen sei die EU in der Elektrolyse zwar führend. Allerdings seien die Kosten noch zu hoch, weil der Markt und die entsprechenden Skaleneffekte noch fehlten.Die EU-Kommission hofft nun vor allem auf neue Partnerschaften im Bereich von Forschung und Entwicklung mit der Industrie, mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Vorbild beim Aufbau grenzüberschreitender, nachhaltiger Wertschöpfungsketten ist beispielsweise auch die europäische Batterieallianz.