Siemens

Einkaufstour in den USA

Siemens stärkt das Kerngeschäft der digital geprägten Industrieautomatisierung mit einem Zukauf in den USA. Die Münchner übernehmen den Elektronik-Marktplatzbetreiber Supplyframe für 700 Mill. Dollar. Sie zahlen damit für das im Jahr 2003...

Einkaufstour in den USA

mic München

Siemens stärkt das Kerngeschäft der digital geprägten Industrieautomatisierung mit einem Zukauf in den USA. Die Münchner übernehmen den Elektronik-Marktplatzbetreiber Supplyframe für 700 Mill. Dollar. Sie zahlen damit für das im Jahr 2003 gegründete Unternehmen das Zehnfache des Jahresumsatzes. Die Erlöse von aktuell 70 Mill. Dollar seien mit „für das Softwaregeschäft üblichen Gewinnspannen“ verbunden, teilte Siemens mit.

Mit der Akquisition werden die Münchner erneut aktiv, nachdem die Tochter Siemens Healthineers vor einem Monat die größte Transaktion der Unternehmensgeschichte abgeschlossen hatte. Mit dem nun folgenden Zukauf, der im vierten Quartal des Geschäftsjahres (30. September) vollzogen sein soll, stärkt Siemens die Kernsparte Digital Industries.

Dort profitiert der Konzern aktuell von einer herausragenden Wettbewerbsposition. Im erwarteten Aufschwung nach dem Ende der Pandemie will der Siemens-Vorstand diese Position ausbauen. Finanzvorstand Ralf Thomas hatte bereits anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen angedeutet, dass weitere Akquisitionen möglich seien: „Wir wären komplett naiv, wenn wir nun nicht in die enormen Wachstumschancen investieren würden, die wir in Schlüsselmärkten sehen“ (vgl. BZ vom 8. Mai).

Supplyframe werde Nukleus der digitalen Marktplatz-Strategie, teilte Siemens mit. Die Firma biete eine der führenden Design-to-Source-Plattformen für globale Wertschöpfungsketten von elektronischen Komponenten. Supplyframe schreibt sich zu, die Elektronik-Wertschöpfungskette intelligent zu vernetzen. „Die Engpässe bei der Beschaffung von elektronischen Komponenten in den letzten Monaten haben die Anfälligkeit der Lieferketten offengelegt und klar gezeigt, dass die digitale Transformation und intelligente Entscheidungsfindungen unerlässlich sind“, erklärte Firmenchef und Gründer Steve Flagg. Er soll CEO von Supply­frame bleiben und zusätzlich Teil des Führungsteams von Siemens Digital Industries Software werden.

Siemens-Vorstand Cedrik Neike sieht in dem Marktplatz-Know-how eine Ergänzung des Software-Portfolios: „Damit können wir auch den wachsenden Markt der kleinen und mittleren Unternehmen noch besser bedienen.“

Siemens weist angesichts der ansehnlichen Multiples des Zukaufs darauf hin, dass die Synergien zwischen Supplyframe und dem Siemens-Portfolio signifikant seien. Sie addierten sich, heruntergerechnet auf den aktuellen Wert, auf einen mittleren dreistelligen Dollar-Millionenbetrag. Darüber hinaus solle die Übernahme zum Ergebnis je Aktie (vor Kaufpreisallokation) im zweiten Jahr nach Vollzug der Transaktion beitragen.

Wertberichtigt Seite 8