Einzelhandel trotzt dem Abschwung
Nicht nur beim Verbraucher, sondern auch im Handel hat sich die Stimmung zuletzt wieder aufgehellt. Daher hält der Handelsverband an seiner Umsatzprognose für 2019 fest. Sorge bereitet allerdings, dass kleine Betriebe ihre Lage deutlich pessimistischer einschätzten. Das liegt nicht zuletzt an der Digitalisierung. ab Düsseldorf – Trotz der zunehmenden konjunkturelle Eintrübung in der Industrie sind Deutschlands Konsumenten weiterhin froh gestimmt. Die Verbraucherstimmung sei stabil und der private Konsum entwickele sich robust, fasste Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), das Ergebnis der Herbstumfrage seines Verbands zusammen. Demnach hat sich auch die Stimmung unter den 850 befragten Betrieben insgesamt leicht verbessert und ist so gut wie zuletzt im Frühjahr 2017.Vor diesem Hintergrund bestätigt der HDE auch die Umsatzprognose für den laufenden Turnus. Unverändert wird für den deutschen Einzelhandel von einem nominalen Umsatzplus von 2 % auf 537,4 Mrd. Euro – preisbereinigt: 0,5 % – ausgegangen. Treiber bleibe dabei der Online-Handel, dem ein Erlösplus von knapp 9 % auf 57,5 Mrd. Euro zugetraut wird. Doch auch im stationären Handel, der durch den Online-Handel weiter unter Druck bleibt, wird mit einem nominalen Wachstum von 1,3 % gerechnet.Die Prognose des HDE stuft Genth dabei als konservativ ein. Im ersten Halbjahr sei der Einzelhandel mit einem nominalen Plus von 3,1 (real: 2,6) % sogar schneller als erwartet gewachsen. Zwar sei der Handel eine spätzyklische Branche, doch “erwarten wir auch im kommenden Jahr keinen Einbruch”, gab Genth Entwarnung. Weiter wollte sich Genth zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht aus dem Fenster lehnen.Doch so positiv das Ergebnis der Umfrage auch ist, so unterschiedlich fällt die Einschätzung aus, wenn die befragten Betriebe nach ihrer Größe sortiert werden (siehe Grafik). Während die Betriebe insgesamt mit steigenden Umsätzen rechnen, kalkulieren die kleinen Betriebe mehrheitlich mit rückläufigen Erlösen. “Der Aufwärtstrend der letzten Jahre geht am mittelständischen Einzelhandel vorbei”, schlussfolgerte Genth.Der Hauptgrund dafür sei die fortschreitende Digitalisierung, bei der die kleineren Betriebe den Abschluss verloren hätten. Noch immer nutzten zwei Drittel der Befragten das Internet nicht als Vertriebskanal, beklagte Genth und verwies darauf, dass sich dieser Anteil seit Jahren kaum verändere. Damit beraubten sich die Unternehmen ihrer Zukunftschancen, geht aus der Umfrage doch auch hervor, dass die Umsatzerwartung der Multichannel-Händler ungleich besser ist als im Einzelhandel insgesamt.Als größte Hürden für die Digitalisierung gelten gemäß der Umfrage die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit (42 %) sowie der hohe Investitionsbedarf (41 %). Da nationale Regelungen in einem globalisierten Online-Handel allerdings wirkungslos blieben, müssten zumindest auf EU-Ebene Maßnahmen her. “Die neue EU-Kommission muss die Regelungen praxisnah gestalten und nicht weiter verkomplizieren”, forderte Genth. Gerade Unternehmen, die hierzulande E-Commerce betrieben, ihren Sitz jedoch außerhalb der EU hätten, müssten denselben Regeln und Pflichten unterworfen werden wie Unternehmen aus der EU. Das sei derzeit weder bei Daten- und Verbraucherschutz noch bei Themen wie der Produktsicherheit der Fall. Vor diesem Hintergrund begrüßt der HDE ausdrücklich die im Juli eingeleitete Untersuchung der EU-Kommission gegen Amazon auf wettbewerbswidriges Verhalten. Im Visier ist dabei die Doppelrolle des US-Handelsgiganten als Einzelhändler einerseits und Betreiber eines Handelsplattform andererseits.