Energiekonzerne legen sich Start-ups zu

Investmentbank Bryan, Garnier & Co.: Immer öfter Übernahmen von spezialisierten Softwarefirmen

Energiekonzerne legen sich Start-ups zu

cru Düsseldorf – Um die Digitalisierung des Geschäfts schneller voranzutreiben, legen sich die großen Energiekonzerne immer öfter Start-ups mit spezieller Expertise zu. Das geht aus einer Studie der Pariser Investmentbank Bryan, Garnier & Co hervor. “Die Motive bei den Zukäufen sind sehr unterschiedlich. Oft geht es darum, durch Datenanalyse die Erzeugung und den Verbrauch von Strom besser zu koordinieren, damit die Spitzenlast in der Erzeugung reduziert werden kann”, fasst Jay Marathe von Bryan, Garnier die Beweggründe der Energiekonzerne zusammen. “Speziell die Ölkonzerne beteiligen sich zunehmend an Digitalisierungstechnologien für Versorgungsunternehmen und an Ladestationen für Elektroautos, um sich auf den bevorstehenden Übergang von fossilen Brennstoffen zur Elektromobilität vorzubereiten.”Teilweise würden die zugekauften Start-ups vollständig integriert – und teilweise agierten sie unabhängig unter dem Dach der Konzerne. Die meisten Energiekonzerne hätten inzwischen spezielle Konzerneinheiten für die Digitalisierung eingerichtet, beobachtet Marathe. Ein Beispiel dafür sei die Geschäftseinheit Engie Fab des französischen Energiekonzerns Engie. Bei Neueinstellungen würden auch immer mehr Digitalisierungsfachleute gesucht.Der größte einzelne Zukauf dieser Art war die Übernahme des US-Spezialisten Enernoc durch den italienischen Energiekonzern Enel im Jahr 2017 für 330 Mill. Euro. Enernoc – das Akronym steht für Energy Network Operations Center – ist ein börsennotiertes Unternehmen, das Software für den Energiesektor programmiert, mit der sich Erzeugung und Verbrauch besser in der Balance halten lassen. Es wurde 2003 gegründet und hatte 2016 bereits mehr als 1 000 Mitarbeiter. Sitz des Unternehmens ist die Universitätsstadt Boston.Auch de beiden größten deutschen Energiekonzerne Eon und Innogy setzen neben ihrem Kerngeschäft mit den Stromverteilnetzen immer stärker auf Zukunftsfelder wie die Dezentralisierung der Erzeugung. Noch wirft das keine großen Erträge ab. Aber um ihre Fähigkeiten auszubauen, beteiligen sich beide Konzerne an jungen Unternehmen oder gehen Partnerschaften ein.So beteiligte sich Eon an Cuculus, einem Software-Unternehmen mit Sitz in Ilmenau. Das Ziel sind Lösungen für das intelligente Haus der Zukunft. Die technische Grundlage ist das Internet der Dinge. Zur digital vernetzten Energiewelt gehören Solaranlagen, Batteriespeicher und virtuelle Speicher in der Cloud sowie Elektrofahrzeuge. All diese Systeme werden u. a. über Smart Meter und die Cuculus-Plattform “Zonos” koordiniert. Konkurrent Innogy hat einen Konzernrahmenvertrag mit der Kiwigrid GmbH geschlossen. Das Dresdner Unternehmen vernetzt über eine Plattform für Energiemanagement einen Teil der mehr als 1,3 Millionen dezentralen Erzeugungsanlagen in Deutschland. Derweil will die Berliner Hubject GmbH, ein von Innogy gemeinsam mit deutschen Autokonzernen gegründeter Anbieter von Zugangssystemen für das Aufladen von Elektroautos, nach China expandieren. Dafür habe man von den Eigentümern weitere Finanzmittel in Millionenhöhe erhalten.