Energiekonzerne umarmen das Klimapaket
cru Düsseldorf – Beim UN-Klimagipfel in New York hat eine große Gruppe globaler Konzerne sich dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren – darunter Swiss Re, Danone, Ikea, Salesforce und L’Oréal. Mit den 59 neuen Unterzeichnern umfasst der UN Global Compact nun 87 große Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 2,3 Bill. Dollar, die die Erderwärmung auf weniger als 1,5 Grad beschränken wollen. Die Initiative war im Juli mit 28 Konzernen gestartet, darunter Levi Strauss, AstraZeneca, SAP, Vodafone und Unilever.RWE ist seit 2004 Mitglied des UN Global Compact und hat damals die zehn Prinzipien des Global Compact unterschrieben. Was das Thema CO2-Neutralität angeht, hat RWE 2009 im Rahmen der Eurelectric-CEO-Deklaration das Ziel unterschrieben, vor 2050 klimaneutral zu sein. Bei “Science Based Targets”, einer Initiative, die auf 2 Grad verpflichtet, sind zudem deutsche Unternehmen wie die Telekom, Daimler, Bahn und Post dabei.In Deutschland analysieren die großen Energiekonzerne noch, welche Auswirkungen das jüngste Klimapaket der Bundesregierung haben wird. Bei RWE heißt es: “Man kann immer vieles kritisieren. Aber für uns ist wichtig, dass jetzt Entscheidungen getroffen wurden, die Richtung klar ist.” Positiv sei insbesondere der Einstig in die CO2-Bepreisung (für Gebäude und Verkehr) außerhalb des europäischen Emissionshandelssystems. Das sei vernünftig, auch wenn im Detail über die richtige Höhe gestritten werden kann. Kohlekommission umgesetztAuch gut sei, dass die Empfehlungen der Kohlekommission zum Kohleausstieg ohne Änderung umgesetzt werden sollen. Die installierte Erzeugungskapazität aus Kohlekraftwerken im Markt soll von derzeit rund 40 Gigawatt bis 2030 auf insgesamt 17 Gigawatt mehr als halbiert und bis spätestens 2038 vollständig abgeschaltet werden. “Ferner halten wir die Befreiung der Speicher von bestehenden Umlagen wie z. B der EEG-Umlage und die Erarbeitung einer Wasserstoff-Strategie für wichtige und richtige Schritte”, sagte eine Konzernsprecherin.Es sei gerade für RWE auch ein gutes Signal, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien wieder an Tempo gewinnen soll. So soll der Anteil der erneuerbaren Energien auf 65 % an der Stromerzeugung bis 2030 steigen. Auch wenn man berücksichtigen müsse, dass hier insbesondere der fehlende Netzausbau eine erhebliche Hemmschwelle darstelle. Ferner müsse es aus Sicht von RWE auch darum gehen, die Planungsverfahren zu beschleunigen und Hindernisse für den Bau von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen so weit wie möglich zu beseitigen. Dabei wurde für neue Windräder an Land ein Mindestabstand von 1 000 Metern zu Wohngebieten festgelegt. Das Ziel für den Ausbau der Windenergie auf See hebt die Bundesregierung auf 20 Gigawatt im Jahr 2030 an – positiv davon betroffen ist vor allem RWE als zweitgrößter Meereswindparkbetreiber der Welt hinter Orsted aus Dänemark. Zudem wird der derzeit noch bestehende Deckel von 52 Gigawatt für die Förderung des Ausbaus von Fotovoltaikanlagen aufgehoben.Europas größter Stromverteiler Eon äußert sich ebenfalls zustimmend: “Im Paket sind Maßnahmen enthalten, die das Eon-Geschäft mittelfristig unterstützen könnten. Die genaue Ausgestaltung kennen wir ja noch nicht”, sagt ein Sprecher. E-Auto-Steuerbonus nützt EonDazu zählten die Förderung der E-Mobility-Ladeinfrastruktur mit geplanten eine Million Ladesäulen, die steuerliche Förderung von E-Autos sowie von energetischen Sanierungsmaßnahmen und Förderprogramme für effiziente Gebäude. Hinzu kommen wettbewerblich organisierte Förderprogramme für Energieeffizienzmaßnahmen und das Verbot des Einbaus neuer Ölheizungen ab 2025 sowie die Förderung des Austauschs alter, ineffizienter Heizungen.Beim konventionellen Kraftwerksbetreiber Uniper wird betont, man sei in vielen EU-Ländern aktiv. “Deshalb machen wir uns von jeher für einen europäischen Ansatz in der Energiepolitik stark”, sagt ein Konzernsprecher. Unter einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen für den Klimaschutz setze die Bundesregierung bei der CO2-Bepreisung im Wärme- und Verkehrssektor nun auf ein nationales Emissionshandelssystem – Klimapolitik sollte allerdings europäisch ausgestaltet werden.Ein separat vom EU-Emissionshandelssystem laufender nationaler Emissionshandel könne daher “nur ein erster Schritt” sein. “Es wird eine der zentralen Aufgaben der neuen EU-Kommission sein, die europäische Klimapolitik auch in den Bereichen Wärme und Verkehr wirksam weiterzuentwickeln.” Noch herrschten in den wichtigsten Konkurrenzländern Deutschlands und der EU ungleiche Wettbewerbsbedingungen in der CO2-Bepreisung. Diese sollten nach Einschätzung von Uniper möglichst rasch angeglichen werden – vor allem, um negative Auswirkungen auf die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie zu begrenzen.