Hannover Messe

Energiewende made in Niedersachsen

Zur weltweit wichtigsten Industriemesse können Aussteller und Besucher bald wieder ganz analog pilgern. Eine komplette Rückkehr zur Normalität bedeutet das aber nicht.

Energiewende made in Niedersachsen

kro Frankfurt

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie will der Chef der Deutschen Messe, Jochen Köckler, die Relevanz der deutschen und europäischen Industrie für die europäische Energiewende auf der Hannover Messe wieder uneingeschränkt unter Beweis stellen. „Es geht endlich wieder los mit dem richtigen Messemachen“, sagte der Agraringenieur und CEO am Mittwoch bei einer Vorschau auf die vom 30. Mai bis 2. Juni stattfindende Veranstaltung vor Journalisten. Die weltgrößte Industrieschau war im Jahr 2020 coronabedingt das erste Mal in ihrer über 70-jährigen Geschichte abgesagt worden. Im vergangenen Jahr fand sie dann erstmals rein digital statt. Das habe auch gut funktioniert, sagte Köckler. Doch der Wunsch nach einem persönlichen Austausch sei unter den Ausstellern sehr groß. „Das Format 1 on 1 geht virtuell super. Many to many funktioniert aus Sicht der Unternehmen so aber nicht.“

Nun sollen sich auf der diesjährigen Veranstaltung auf rund 100000 Quadratmetern in zwölf Hallen die Aussteller unter dem Leitthema „Industrial Transformation“ wieder analog die Klinke in die Hand geben. Derzeit rechnen die Organisatoren mit 2500 teilnehmenden Unternehmen, was deutlich überschaubarer ist als vor der Pandemie, wo sich meist zwischen 5000 und 6000 Firmen auf der Messe tummelten. Angekündigt haben sich diesmal unter anderem Dickschiffe wie Siemens, Microsoft, SAP, Schneider Electric, Schaeffler, Iberdrola und Bosch sowie viele Mittelständler und auch 100 Start-ups. Chinesische Unternehmen werden wegen der strengen Ausreisebeschränkungen im Zuge der Null-Covid-Strategie in diesem Jahr nicht mit von der Partie sein, russische Firmen aus bekannten Gründen auch nicht. Aus dem diesjährigen Partnerland Portugal werden 120 Aussteller erwartet.

„Mit Blick auf die Neuerfindung des europäischen Energiemodells und den Übergang in eine Realität, die auf erneuerbaren Energien fußt, macht Portugal Sinn“, erklärte der portugiesische Botschafter Francisco Ribeiro de Menezes. Zwar mangele es dem Land an fossilen Energieträgern, doch dafür sei es reich an natürlichen Ressourcen, die jetzt von Bedeutung sind: Wasser, Sonne, Wind, Lithium, Biokraftstoffe und Biomasse. Als erstes Land der Welt hat sich Portugal verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Seit dem vergangenen Jahr verzichtet es zudem als eines von vier Mitgliedstaaten in der europäischen Union komplett auf Kohleverstromung. Dafür strebt Portugal in der Nutzung von grünem Wasserstoff eine Schlüsselrolle an.

Durch den russischen Angriff auf die Ukraine hat sich die Relevanz der Schwerpunktthemen auf der Hannover Messe − neben den nachhaltigen Energiekonzepten sind das auch Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz − laut Köckler noch mal verschärft. „Im Kern geht es darum, wie wir in einer sich dynamisch verändernden Welt – politisch, ökologisch und wirtschaftlich – für Versorgungssicherheit und Wachstum sorgen können und dabei gleichzeitig dem Klimawandel entgegenwirken“, sagte der Messechef.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Portugals Premierminister António Costa sollen die Messe gemeinsam eröffnen. Als weitere Gäste werden zudem Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission, oder Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung, erwartet.

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