Chipversorgung

Entspanntere Lage für Daimler Truck

Auf seiner ersten Hauptversammlung nach dem Börsengang gab der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck erste Signale für eine Entspannung bei der Versorgung mit Halbleitern.

Entspanntere Lage für Daimler Truck

sck München – Daimler Truck hat die Risiken in den Lieferketten und die steigende Inflation im Griff. Das war die Kernbotschaft, die Vorstandschef Martin Daum und seine Kollegen aus dem obersten Führungsgremium des Stuttgarter Nutzfahrzeugherstellers auf dem virtuell abgehaltenen Aktionärstreffen den Teilnehmern übermittelten. Es war die erste ordentliche Hauptversammlung (HV) des neuen Dax-Mitglieds nach der Abspaltung von Mercedes-Benz (ehemals Daimler AG) und nach dem Börsengang im Dezember 2021.

Der CEO sprach davon, dass die Lieferketten zwar nach wie vor „sehr angespannt“ seien, es zeichne sich aber eine „langsame Verbesserung“ der Lage ab, insbesondere bei Halbleitern. Aktuell beständen keine ernsthaften Risiken für Daimler Truck, antwortete er auf Fragen von Kleinaktionären und Aktionärsvereinigungen. Daum begründete dies damit, dass Daimler Truck gegengesteuert habe. Das Unternehmen habe „rechtzeitig Alternativen gemanagt“. Das heißt, der Konzern konnte andere Zulieferer finden, um die Versorgung zu sichern.

In Bezug auf die erhöhte Teuerungsrate gab die Konzernspitze ebenfalls Entwarnung. Die gestiegenen Einkaufspreise für Rohmaterial und Energie sowie fürs Transportwesen brächten „Gegenwind“, räumte Finanzvorstand Jochen Goetz ein.

Preiserhöhungen helfen

Daimler bemüht sich aber darum, diese Mehraufwendungen infolge des Ukraine-Kriegs und von Corona-Lockdowns in China zum größten Teil auf die Abnehmer abzuwälzen. Preiserhöhungen bei Lastkraftwagen und Bussen würden sich vom laufenden zweiten Quartal an „positiv“ in der Erfolgsrechnung bemerkbar machen, erklärte der CFO.

Vor diesen Hintergründen hält der Vorstandsvorsitzende trotz erhöhter Gefahr einer weltweiten Rezession an seinem Ausblick fürs laufende Jahr fest. „Wir arbeiten daran, unsere kurz- bis mittelfristigen Ziele zu erreichen.“ 2022 peilt Daum einen Anstieg des Konzernumsatzes auf eine Bandbreite von 48 Mrd. bis 50 Mrd. Euro an. Positive Wechselkurseffekte (Dollar-Stärke) und eine aus Unternehmenssicht „verbesserte Preisdurchsetzung“ würden die Erlöse treiben. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll „leicht“ zulegen. Zur Vorlage der Zahlen fürs erste Quartal erhöhte das Management seine Jahresprognose (vgl. BZ vom 18. Mai). Im vergangenen Jahr steigerte Daimler Truck ihren Umsatz um 10% auf 39,8 Mrd. Euro. Das (berichtete) Ebit vervielfachte sich auf 3,4 (2020: 0,5) Mrd. Euro. Ein Zwölfmonatsberichtsturnus zuvor schlug der Pandemieausbruch ins Kontor. Nun prägt der Angriffskrieg Russlands gegen das kleinere Nachbarland die Weltpo­litik.

Russland-Ausstieg dauerhaft

Drei Tage nach Beginn der Invasion kappte Daimler Truck ihre Geschäftsbeziehungen zum russischen Lkw-Bauer Kamaz. Die Schwaben zogen sich aus einem Gemeinschaftsunternehmen zurück. Das sorgte bei Daimler Truck im ersten Dreimonatsabschnitt 2022 für Zusatzkosten von 170 Mill. Euro in Form von Wertminderungen.

Auf Nachfrage von Aktionären machte Daum deutlich, auch nach einem Ende des militärischen Konflikts keinen Wert mehr auf eine Zusammenarbeit mit Kamaz zu legen. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir das Geschäft in Russland auf absehbare Zeit wieder aufnehmen.“

Zum Ende der HV entlasteten die anwesenden Stimmen (Präsenz von 76,7% des Grundkapitals) Vorstand und Aufsichtsrat mit einer großen Mehrheit von jeweils 99,7%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.