Belastungen durch Vorkasse

Reisekonzern FTI schlittert in die Insolvenz

Dem Reiseveranstalter FTI geht das Geld aus: Mehrere Gesellschaften müssen in die Insolvenz. FTI Touristik strauchelte bereits während der Corona-Pandemie, damals gab es drei Finanzspritzen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.

Reisekonzern FTI schlittert in die Insolvenz

Reisekonzern FTI schlittert in die Pleite

Nummer 3 in Europa geht trotz Reiseboom das Geld aus – Staatshilfen wohl verloren

hei/sar Frankfurt

Europas drittgrößter Reisekonzern FTI ist insolvent. Wie der Tui-Rivale mitteilt, sind die Buchungszahlen zuletzt „deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben“ – im scharfen Kontrast zur Lage der Branche hierzulande. Die erfreut sich insbesondere im Pauschalreisesegment, das auch FTI primär bedient, einer rekordhohen Nachfrage. Nach Angaben des Branchenverbands DRV lagen die Buchungen Ende Januar bereits 30% über Vorjahr, und der Rekordsommer 2019 wurde um 11% übertroffen. Marktführer Tui hat bereits 60% seines Sommerprogramms verkauft, wie ein Sprecher sagte.

Allerdings zeigten sich bei FTI nicht nur Kunden, sondern auch Geschäftspartner angesichts der seit längerem prekären Lage des Reiseveranstalters offenbar verunsichert. Das Unternehmen hatte noch im April den Einstieg eines Investorenkonsortiums um Certares verkündet, das Investitionen von bis zu 125 Mill. Euro „bei Abschluss der Transaktion“ in Aussicht stellte. Nun haben aber „zahlreiche Lieferanten“ auf Vorkasse bestanden, teilte der Konzern am Montag mit. Dies führte zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, „welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte“.

Weitere Anträge sollen folgen

Der Insolvenzantrag sei aus rechtlichen Gründen erforderlich geworden. Dies deutet auf eine Zahlungsunfähigkeit hin, den häufigsten Insolvenzgrund. Am Montag stellte zunächst FTI Touristik, die Obergesellschaft der FTI Group, Insolvenzantrag beim Amtsgericht München. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Axel W. Bierbach. Anträge für weitere Gesellschaften sollen folgen. Die Luxusmarke Windrose wird ihr Geschäft dagegen weiterführen.

Das Konsortium um Certares sollte auch Verbindlichkeiten der FTI Group in nicht genannter Höhe übernehmen. Es ging „um Darlehen und andere finanzielle Unterstützung“, hieß es in einer Erklärung von Anfang Mai. Auch der Bund wollte offenbar bestehende Forderungen abtreten. FTI Touristik hat während der Corona-Pandemie rund 600 Mill. Euro durch drei „Rekapitalisierungen“ aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF in Anspruch genommen: 235 Mill. Euro im August 2020, weitere 250 Mill. Euro im Dezember 2020 und 118 Mill. Euro im Oktober 2021. Ein Großteil war noch offen.

Bund erwartet nur „geringe Rückflüsse“

Es habe sich „ein Verkauf der Forderungen als wirtschaftlichste Option herausgestellt“, zitierte die Nachrichtenagentur dpa-afx am Montag eine Sprecherin des Finanzministeriums. „Die gesamte Transaktion stand aber noch unter Bedingungen und war noch nicht vollzogen“, sagte sie weiter. Man erwarte nach den jüngsten Entwicklungen „nur geringe Rückflüsse“ aus den noch offenen Forderungen.

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