Ericsson greift zum Rotstift
Ericsson greift zum Rotstift
Telekomausrüster macht Verlust und rechnet mit Umsatzdruck im Kerngeschäft – Mehr Stellen gefährdet
hei Frankfurt
Ericsson rechnet im laufenden Jahr mit einer rückläufigen Marktnachfrage außerhalb Chinas. Vorstandschef Börje Ekholm ist "nicht zufrieden" mit der Profitabilität des Konzerns, der 2023 unterm Strich Verlust machte, und stellte in einem anhaltend "unsicheren Umfeld" weitere Einschnitte bei den Kosten in Aussicht.
Aufgrund roter Zahlen und trüber Aussichten im Kerngeschäft mit Mobilfunknetztechnik fasst der schwedische Telekomausrüster Ericsson erneute Sparmaßnahmen und möglicherweise auch einen weiteren Stellenabbau ins Auge. CEO Börje Ekholm sprach bei Vorlage der Jahreszahlen zwar für das vierte Quartal von "soliden Ergebnissen in einem herausfordernden Umfeld", sieht aber mit Blick auf den "sehr schwachen Markt für Mobilfunknetztechnik" weiteren Handlungsbedarf zur Steigerung der Profitabilität.
Einbruch in Nordamerika
2024 wird aus seiner Sicht demnach nicht viel besser werden als 2023, das von einem scharfen Umsatzeinbruch (−41%) im lukrativen nordamerikanischen Markt gekennzeichnet war, wo die Telekomnetzbetreiber den Investitionszyklus in den 5G-Standard bereits weitgehend abgeschlossen haben. Ein starkes Wachstum in Asien ( 61%), vor allem in Indien, konnte das nicht auffangen, so dass die Konzerneinnahmen im Gesamtjahr um 3% und währungsbereinigt sogar um 10% rückläufig waren.
Der Marktforscher Dell'Oro rechnet bis 2029 mit einem globalen Rückgang der Mobilfunkinvestitionen um 1% – inklusive China. Ericsson, die bereits zuvor den Abbau jeder zwölften Stelle angekündigt hatte, spürt die Nachfrageschwäche im Kerngeschäft etwas weniger als Nokia. Die Finnen streichen 14.000 Arbeitsplätze. Die Ericsson-B-Aktien legten in Stockholm um 0,8% zu, Nokia-Titel gewannen 1,1%.
Großauftrag stützt Erlöse
Ericsson hatte Nokia jüngst im Bietgefecht um einen 14 Mrd.-Dollar-Auftrag von AT&T ausgestochen, der nach den Worten von Ekholm von der zweiten Jahreshälfte an zum Tragen kommen und die Umsatzentwicklung stützen soll. Darüber hinaus setzt der CEO auf das Entreprise-Geschäft, wo Ericsson Nachholbedarf hat gegenüber dem finnischen Rivalen. Das Segment steht derzeit erst für 9% des Konzerns, legte allerdings im Gesamtjahr um fast ein Viertel zu. Ekholm nannte das Feedback der Kunden "ermutigend" und sieht auch insbesondere Chancen im Direktgeschäft mit Unternehmen.
Bei Ericsson hat sich die Negativdynamik im Kerngeschäft im Jahresverlauf verschärft. Das Segment brach im Schlussquartal währungsbereinigt um fast ein Viertel ein, so dass die Konzernerlöse um insgesamt 16% absackten. Auch das Cloud- und Software-Geschäft schmolz um 4% ab. Einziger Lichtblick ist das Enterprise-Geschäft, das die Einnahmen um 7% ausbauen konnte.
Voll durchgeschlagen
Ergebnisseitig schlug die Schwäche des margenstarken Kerngeschäfts mit Netztechnik voll durch. Zwar gelang nach dem hohen Verlust im Vorquartal, der durch die Abschreibung auf den Kaufpreis von Vonage verursacht wurde, der Swing in schwarze Zahlen, aber der operative Gewinn (Ebit) schnurrte im Jahresvergleich um 26% auf 5,8 Mrd. skr (509 Mill. Euro) zusammen. Die Ebit-Marge sank damit auf 9,3% von zuvor 10,5%. Dem Cloud- und Software-Geschäft gelang im vierten Quartal ein Gewinnsprung auf 1,8 (0,7) Mrd. skr, jedoch blieb die Einheit im Gesamtjahr defizitär, ebenso wie das Enterprise-Geschäft, wo die Vonage-Abschreibung mit 33 Mrd. skr verbucht wurde. Die Dividende hält Ericsson trotz eines mit −1,1 Mrd. skr negativen Free Cashflow vor M&A im Gesamtjahr bei 2,70 skr je Aktie stabil, zumal die Verluste unterm Strich nicht cashwirksam waren. Im Schlussquartal resultierte durch einen deutlichen Abbau von Lagerbeständen ein positiver Free Cashflow von 12,5 (16,9) Mrd. skr. Ekholm bekräftigte das langfristige Ziel eines freien Mittelzuflusses vor M&A von 9 bis 12% vom Umsatz. Der Manager unterstrich überdies, Ericsson arbeite an ihrer "Compliance-Kultur".